Ein Italiener ist noch dabei – und in puncto Verdienst auf alle Fälle ganz vorne mit dabei: Fabio Capello soll den höchsten Sold aller WM-Trainern bei dieser Fußball-WM-Trainer kassieren. Für diesen zarlichen Lohn ist das bisherige Ergebnis einigermaßen bescheiden. Dennoch lobt der Signor seine Mannschaft: „Wir haben ein starkes Team. Wir müssen ihre Schwachstellen ausnutzen.“ Andererseits hat Algerien beim 4:2 gegen Südkorea gezeigt, was in dieser jungen Mannschaft steckt. 16 der 21 Spieler sind in Frankreich geboren und viele haben in den französischen Jugend-Auswahlteams gespielt.
Blitzstart der Russen: Exakte Flanke von links, Kokorin mit wuchtigem Kopfball, 1:0 (6.). Algerien zum ersten Mal bei dieser WM im Rückstand. Schatow marschiert unbehindert durchs Mittelfeld, zieht aus 25 Metern ab- knapp am rechten Pfosten vorbei (26.).
Kombarow nestelt am Höschen
Das war haarscharf am Elfer vorbei: Kombarow zerrt mit beiden Händen im eigenen Strafraum am Trikot und am Höschen von Slimani, doch dem Schiri ist die Sicht versperrt (31.). Eckball Algerien, Kopfball Slimani – Akinfejew bleibt Sieger. Zweite gute Chance für Algerien, aber zu wenig Druck hinter dem Kopfball (43.).
Russland nimmt die 1:0 Führung gegen Algerien mit in die Kabine. Die Statistik zeigt, wie ausgeglichen das Spiel ist: 51 Prozent Ballbesitz für Russland, 49 für Algerien, 16 “gefährliche Angriffe” für Russland, 19 von Algerien.
Die Capello-Elf tut nicht viel, ist aber die reifere Mannschaft, die ihre wenigen Chancen gut zu Ende spielt: Die Russen doppelpassen sich durch die algerische Defensive, M”Bolhi wirft sich dazwischen, um Samedows Schuss abzuwehren (47.).
Rache für Gijon?
Was für ein Schlamassel für Russlands Torwart Akinfejew! Nach dem Supergau gegen Südkorea fasst er jetzt bei einer Freistoßflanke daneben, und Slimani köpft zum 1:1 (60.) ein – vielleicht war einer der teuersten Keeper der Welt durch einen Laserpointer abgelenkt! Jedenfalls stünde jetzt Algerien im Achtelfinale gegen Deutschland!
Russland erhöht das Tempo, was Wunder: Kerschakow aus spitzem Winkel, die Kugel saust aufs lange Eck, Keeper M”Bolhi mit Glanzparade (70.). Zum Schluss versucht es Russland nur noch hoch und weit – Algerien übersteht auch die Nachspielzeit mit viel Leidenschaft und Herzblut. Und freut sich auf Deutschland, das Land, das 1982 bei der Schande von Gijon Opfer des deutsch-österreichischen Stillhalteabkommens wurde. Gibt’s jetzt die Rache für Gijon?
Belgien besiegt Südkorea 1:0
São Paulo. Geheimfavorit Belgien hat auch in Unterzahl den Gruppensieg perfekt gemacht und WM-Enttäuschung Südkorea endgültig aus dem Turnier verabschiedet. Die “Roten Teufel” gewannen dieses Duell am Donnerstagabend mit 1:0 (0:0) und gingen damit wie angestrebt der deutschen Mannschaft im Achtelfinale aus dem Weg.
Damit treffen die Belgier am Dienstag in Salvador (22 Uhr) auf das US-Team von Jürgen Klinsmann. Dabei müssen sie allerdings auf Steven Defour verzichten, der in der 44. Minute die Rote Karte sah. Die auch im dritten Spiel sieglosen Koreaner waren dagegen vor 61 397 Zuschauern weit davon entfernt, ihr erhofftes Wunder vom Weiterkommen wahrmachen zu können.
Topstürmer auf Belgiens Bank
Obwohl den Belgiern zum sicheren Gruppensieg vor dem Anpfiff noch ein Punkt fehlte, setzte Wilmots auf Rotation. Gleich sieben neue Spieler standen im Vergleich zum 1:0 gegen Russland in der Startelf. So blieben Topstürmer Eden Hazard vom FC Chelsea und Bundesliga-Profi Kevin de Bruyne vom VfL Wolfsburg nur auf der Bank. Dafür kam Jungstar Adnan Januzaj von Manchester United zu seinem ersten WM-Einsatz. Die Abwehrspieler Vincent Kompany und Thomas Vermaelen fehlten allerdings aus gesundheitlichen Gründen.
Die mutige Maßnahme von Wilmots, der nicht von einer B-Elf sprechen wollte, war der Spielkultur seiner Mannschaft wenig zuträglich. Gegen die formverbesserten Südkoreaner tat sich der Tabellenführer unerwartet schwer. Gleichwohl ergab sich die große Möglichkeit zur Führung: Doch Angreifer Dries Mertens beförderte den Ball in der 25. Minute freistehend aus sieben Metern über das Tor.
Trotz der nur noch geringen Chance auf den Achtelfinaleinzug versuchte Südkorea alles – und wurde für das große Engagement fast belohnt. Beim platzierten Fernschuss von Ki Sung Yueng in der 30. Minute musste sich der belgische Torhüter Thibaut Courtois mächtig strecken, um einen Rückstand zu verhindern. Nur eine Minute später klärte Defour nach einem Eckball in höchster Not.
Unzufriedenheit und Verdruss
Ein überflüssiges und mit einem Platzverweis bestraftes Foul von Mittelfeldspieler Defour an der Seitenlinie kurz vor dem Halbzeitpfiff machte den Belgiern zusätzlich zu schaffen. Aus Unzufriedenheit über das mäßige Niveau der Partie gab es zur Halbzeit Pfiffe von den Rängen.
Auch in der 2. Halbzeit hielt sich der Unterhaltungswert weiter in Grenzen. Die dezimierten Belgier ließen es langsamer angehen. Und den Südkoreanern fehlten die Mittel, aus der Überzahl Kapital zu schlagen. Allerdings waren sie der Führung näher. So traf der Leverkusener Son in der 61. Minute nur die Latte. Ein Konter der Belgier sorgte die Entscheidung. Nach einem gehaltenen Fernschuss von Divock Origi war Abwehrspieler Vertonghen zur Stelle und drückte den Ball im Stile eines Torjägers über die Linie.