DeutschlandMünchenPolitik

Terror gegen Ausländer?

Attacke in Bayerns Landeshauptstadt: Vor dem Einkaufszentrum am Olympiapark wurden mehrere Passanten erschossen. Um 17.52 Uhr ging ein Notruf ein. Die Polizei sprach zeitweise von „akuter Terrorlage“. Ein Zeuge schilderte: ""Ein Mann in Springerstiefeln kam auf uns zu, lud seine Waffe durch und schrie ,scheiß Ausländer'.""

Polizisten mit Sturmhauben stehen am 22. Juli 2016 in München am Eingang zur U-Bahn am Hauptbahnhof und sichern nach einer Schießerei das Gelände. Bei Schüssen am Olympia-Einkaufszentrum in München hat es am Freitag nach Angaben der Polizei Verletzte und möglicherweise auch Tote gegeben.
Journalisten arbeiten in einem Autohaus am 22.07.2016 in München (Bayern), nahe dem Einkaufszentrum in dem Schüsse gefallen sind. Die Polizei hat hier ein provisorisches Pressezentrum eingerichtet.

München/Washington (dpa) – Das Attentat von München mit mindestens acht Toten hat Bestürzung auch in den USA ausgelöst. Ein Sprecher von Präsident Barack Obama erklärte, die Vereinigten Staaten verurteilten den «anscheinenden Terrorakt» auf schärfste Weise. «Wir kennen noch nicht alle Fakten, aber wir wissen, dass dieser feige Akt viele Menschen in einer der lebendigsten Städte Europas getötet und verletzt hat», sagte Josh Earnest, Sprecher des Weißen Hauses, am Freitag.

Die Vereinigten Staaten würden mit den deutschen Behörden eng zusammenarbeiten. Zuvor hatte bereits Präsident Barack Obama persönlich Deutschland die Hilfe der USA bei der Aufklärung der Tat angeboten. Die wahrscheinliche Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten, Hillary Clinton, verurteilte die Tat auf Twitter. «Wir stehen zu unseren Freunden in Deutschland, während sie die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.»

Protokoll des Anschlags
Bei einem Anschlag in der bayerischen Landeshauptstadt sind am Freitag nach Polizeiangaben mindestens acht Menschen getötet worden. Die bisher bekannten Ereignisse im Minutenprotokoll.

17.52 Uhr: Der Alarm vom Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Norden der Stadt geht bei der Polizei ein. Die ersten Schüsse fallen bei einem Schnellrestaurant. Von diesem Zeitpunkt an sind überall in München Polizeisirenen zu hören.

18.33 Uhr: Die Polizei bestätigt: Im OEZ hat es eine Schießerei gegeben. Ob Menschen verletzt oder getötet wurden, ist zunächst unklar. «Es ist wohl etwas Größeres», sagt eine Sprecherin.

18.35 Uhr: Die Polizei twittert: «Im Moment haben wir einen großen Polizeieinsatz am OEZ. Bitte meiden Sie den Bereich um das Einkaufszentrum.» Personen rund um das OEZ senden über den Internetdienst Periscope Live-Videos vom Polizeieinsatz.

18.43 Uhr: Es wird klar, dass es Verletzte und möglicherweise auch Tote gegeben hat.

Personen steigen am 22. Juli 2016 in München (Bayern), nahe dem Einkaufszentrum in dem Schüsse gefallen sind, einen Ersatzbus. Helfer vom Roten Kreuz stehen daneben.

19.05 Uhr: Die Warnung der Polizei an die Bevölkerung geht über Twitter raus: «+++ACHTUNG+++ Meiden Sie die Umgebung um das OEZ – Bleiben Sie in Ihren Wohnungen. Verlassen Sie die Straße!+++»

19.13 Uhr: Die Polizei hält die Menschen per Twitter auf dem Laufenden. «Lage am #OEZ mit #Schießerei ist aktuell noch unübersichtlich. Es gab mehrere Verletzte.»

19.17 Uhr: Die Polizei muss die Warnung ausweiten – vom OEZ auf alle öffentlichen Plätze. «Meiden Sie öffentliche Plätze in München. Die Lage ist noch unübersichtlich.»

19.20 Uhr: Die Polizei weiß nicht, ob sie es mit einem Täter oder mehreren zu tun hat.
gegen 19.30 Uhr: Ein Internetvideo taucht auf. Es zeigt einen Menschen, der aus einem Fast-Food-Restaurant offensichtlich in München kommt und mit einer Handfeuerwaffe wahllos auf Menschen schießt. Die Quelle dieses Videos, das auf Twitter veröffentlicht wurde, ist zunächst unklar.

19.33 Uhr: Nun gibt es auch in der Innenstadt einen Großeinsatz der Polizei. Zahlreiche Menschen laufen aus der Fußgängerzone zum Karlsplatz (Stachus). Leute schreien und brechen in Tränen aus. Zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten sind vor Ort. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist auf dem Weg in die Landeshauptstadt.

19.37 Uhr: Die Polizei appelliert an Internetnutzer: «Bitte keine Fotos/Filme von polizeilichen Maßnahmen online stellen. Unterstützt nicht die Täter!»

19.41 Uhr: Die Sicherheitskräfte lassen Menschen in der Innenstadt nicht mehr zum Marienplatz und Odeonsplatz. Am Stachus laufen allerdings viele Passanten herum. Gerüchte machen sich breit über angebliche weitere Schießereien. Die Polizei reagiert auf Twitter: «Gerüchte um eine #Schießerei in der City bekannt. Die Lage ist noch unklar! Bitte meidet öffentliche Plätze sowie U/SBahn» – Dann stellt die Polizei klar, dass es am Stachus in der Innenstadt einen Fehlalarm gegeben hat.

19.42 Uhr: Der U-Bahn-Verkehr in der Innenstadt ist eingestellt.

19.47 Uhr: «Wir wissen derzeit nicht wo sich die Täter befinden.Passt auf Euch auf und meidet nach wie vor die Öffentlichkeit» – In den Minuten danach informiert die Polizei auch auf Englisch.

20.01 Uhr: Es fahren keine Trambahnen, U-Bahnen und Busse mehr. Der Nahverkehr ist auf Anweisung der Polizei eingestellt worden.

Rettungskräfte stehen am 22. Juli 2016 in München (Bayern) nahe dem Einkaufszentrum, in dem Schüsse gefallen sind an einem Organisationsfahrzeug des Bayerischen Roten Kreuzes.

20.10 Uhr: Der Hauptbahnhof wird evakuiert – wegen eines Polizeieinsatzes, teilt die Deutsche Bahn mit. Auch der Zugverkehr ist jetzt eingestellt.

20.11 Uhr: Die Münchner Polizei geht davon aus, dass es am Olympia-Einkaufszentrum drei Attentäter gegeben habe. «Zeugen melden drei verschiedene Personen mit Schusswaffen», schreibt die Polizei auf Facebook. Trotz hohen Fahndungsdrucks hätten noch keine Täter festgenommen werden können. Über die Anzahl von Opfern lägen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.

20.13 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) haben ein Krisentreffen in der Staatskanzlei in München angesetzt.

20.16 Uhr: Die Stadt München ruft den «Sonderfall» wegen einer «Amoklage» aus. Die Bürger werden über das Smartphone-Warnsystem Katwarn aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen.

20.18 Uhr: Die Polizei versucht zu beruhigen: «Starke Polizeikräfte in der gesamten City. Wir fahnden mit Hochdruck nach den Tätern. Meidet die Öffentlichkeit!» – Die Polizei sendet ihre Infos jetzt auch auf Französisch.

20.24 Uhr: Unruhe und teilweise Panik herrscht in der Stadt. Nach der Sperrung des Hauptbahnhofs flüchten Menschen über Bahngleise, wie Augenzeugen berichten.

20.26 Uhr: Ärzte und Schwestern sind zu Münchner Krankenhäusern gerufen worden – zur Vorsorge. «Es wurde der Alarm Massenanfall Verletzte ausgelöst», sagt der Sprecher des Universitäts-Klinikums Großhadern. Ob und wie viele Verletzte schon eingeliefert wurden, kann er zunächst nicht sagen.

20.34 Uhr: Sicherheitskreise schließen dpa-Informationen zufolge einen Terroranschlag nicht aus. Es gehe tendenziell in Richtung Terrorverdacht, erfährt die Deutsche Presse-Agentur.

20.35 Uhr: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) eilt in die Einsatzzentrale der Münchner Polizei. Der von der Stadt ausgerufene «Sonderfall» bedeute, dass jetzt alle Dienste der Stadt zusammenarbeiteten, sagt er.

20.42 Uhr: Die Polizei spricht von einer «akuten Terrorlage» in München.

20.44 Uhr: Drei Täter mit «Langwaffen» sind nach Polizeiangaben auf der Flucht.

Ein Polizeiauto fährt am 22. Juli 2016 in München am Hauptbahnhof mit Blaulicht über eine leere Straße.

20.55 Uhr: Feuerwehr und Rettungskräfte in München sind mit einem Großaufgebot im Einsatz. «Alles, was verfügbar ist, ist im Einsatz», sagt ein Sprecher der Münchner Feuerwehr.

21.05 Uhr: Tschechien verstärkt die Polizeistreifen im Grenzgebiet zu Deutschland. Auch in vielen Einkaufszentren in Tschechien wird die Polizeipräsenz erhöht.

21.12 Uhr: Die Münchner Polizei hat noch keine Täter festgenommen. «Die Fahndung nach ihnen läuft mit Hochdruck», heißt es.

21.16 Uhr: US-Präsident Barack Obama sagt Deutschland seine Unterstützung zu. «Deutschland ist einer unserer engsten Verbündeten. Wir werden ihnen jegliche Unterstützung zusagen, die sie in diesen Umständen brauchen können», sagt Obama in Washington.

21.21 Uhr: Die erste Opferzahl: Mindestens fünf Menschen sind getötet worden, gibt ein Polizeisprecher bekannt.

21.23 Uhr: Die Polizei twittert: unbekannte Zahl von Verletzten und sechs Tote.

21.32 Uhr: Nach den Tätern wird im gesamten Stadtgebiet und im Umland gefahndet. Gerüchte über den angeblichen Tod eines Täters kann ein Sprecher der Polizei zunächst nicht bestätigen.

21.33 Uhr: Die Bundesregierung stellt sich auf eine Krisenlage wegen der tödlichen Attacken in München ein. Im Kanzleramt kommen Mitarbeiter zusammen, um die Geschehnisse in München zu verfolgen und Kontakt mit allen zuständigen Stellen zu halten.

21.36 Uhr: Der britische Außenminister Boris Johnson äußert sich «zutiefst schockiert» und «traurig» über die tödlichen Schüsse in München. «Meine Gedanken sind bei den Opfern, deren Liebsten und ganz Deutschland zu dieser Zeit», schreibt Johnson auf Twitter.

21.39 Uhr: Die Polizei ruft auf Twitter zu Mäßigung auf: Man solle sich mit Spekulationen zurückhalten. «Damit würdet Ihr uns sehr unterstützen.»

Ein Hubschrauber der Polizei kreist am 22.Juli 2016 in München (Bayern) über dem Olympia-Einkaufszentrum (OEZ), in dem Schüsse gefallen sind.

21.45 Uhr: Es halten sich keine Kunden in dem Münchner Einkaufszentrum mehr auf, teilt die Polizei mit.

21.46 Uhr: Die Polizei hat bislang keinen Hinweis auf einen islamistischen Hintergrund. «Dafür ist es viel zu früh», sagt ein Sprecher. Die Polizei spricht von einer «akuten Terrorlage». Sie veröffentlicht die Telefonnummer der zentralen Auskunfts- und Vermisstenstelle für Angehörige: 0800 7766350.

22.07 Uhr: Nach dem Attentat sind Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) in der Einsatzzentrale bei der Polizei eingetroffen.

22.12 Uhr: Die Polizei hat Spezialeinheiten aus mehreren anderen Bundesländern angefordert, darunter die GSG9 der Bundespolizei.

22.27 Uhr: Die Polizei meldet: «Die Zahl der Toten steigt auf 8.»

ca. 22.35 Uhr: Der Sprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins, wird auf Twitter vielfach für seine Ruhe und Sachlichkeit gelobt.

22.38 Uhr: Nach dem Fund einer weiteren Leiche – ein Mann – im näheren Umfeld des Münchner Olympia-Einkaufszentrums prüft die Polizei, ob es sich um einen Täter handeln könnte.

22.44 Uhr: Die Polizei durchsucht intensiv das OEZ. Zur Lage in der Umgebung des Tatorts sagt Polizeisprecher Martins: «Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass sich die Lage außerhalb des OEZs zuspitzt.»

22.49 Uhr: «Dem, der bei einer Veranstaltung in einem Gebäude ist, raten wir, lieber dort zu verweilen, bis wir entwarnen können.» Weiter mahnt die Polizei auf Twitter, drin zu bleiben.

23.09 Uhr: Die Polizei versucht wieder zu beruhigen: «Wir haben derz mehrere Spezialeinsatzkräfte aus Bayern, anderen Bundesländern und von der Bundespolizei in #München im Einsatz.»

23.10 Uhr: Der ÖPNV und die S-Bahnen fahren immer noch nicht.

23.12 Uhr: Es ist klar, dass der Mann, der beim OEZ tot gefunden wurde, durch Gewalteinwirkung gestorben ist.

23.25 Uhr: Das Kanzleramt teilt mit, dass am Samstag das Bundessicherheitskabinett in Berlin zusammenkommt.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"