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«Deutscher Forrest Gump»: Athlet läuft und radelt durch die USA

3,5 Wochen mit dem Fahrrad von New York nach Los Angeles - und dann 100 Tage laufend zurück: Extremsportler Jonas Deichmann erfüllt sich mit seiner Tour zwischen Atlantik und Pazifik seinen ganz eigenen Amerikanischen Traum.

Wenn Jonas Deichmann am Mittwoch (28. Juni) von der Brooklyn Bridge in New York losrollt, führt sein Weg nicht nur nach Manhattan. Durch die Häuserschluchten hindurch geht‘s mit dem Fahrrad, raus aus der Metropole, rüber nach New Jersey, Pennsylvania, den mittleren Westen, später kommen die Rocky Mountains und hinter der Wüste schließlich Los Angeles und der Pazifik. Wenn er dort nach 3,5 Wochen angekommen ist, stellt der «Deutsche Forrest Gump» das Fahrrad ab – und läuft den ganzen Weg wieder zurück.

Einmal durch die Vereinigten Staaten – Deichmanns Amerikanischer Traum. Aber nicht auf der Route 66 und nicht mit Auto oder Motorrad, sondern mit reiner Muskel- und Willenskraft. «Ich fahre, bis es dunkel wird, und dann lege ich mich irgendwo in mein Zelt an den Straßenrand, mache dann vielleicht ein Lagerfeuer», erzählt der 36 Jahre alte Extremsportler, der schon mehrere Kontinente mit dem Rad durchquert hat. Die Vorfreude sei riesig: «Ich werde in den nächsten vier Monaten mehr erleben als die meisten Leute in zehn Jahren», schwärmt er.

Deichmann ist von Haus aus Radfahrer und stellte mehrere Rekorde für die Durchquerung von Kontinenten auf: im Guinnessbuch der Rekorde steht er für die schnellste Fahrt von Portugal bis nach Wladiwostok in Russland. 64 Tage brauchte er für die eigenen Angaben zufolge 16 000 Kilometer lange Strecke. Danach folgten Touren von Alaska bis nach Patagonien und vom Nordkap in Norwegen bis zum Kap der Guten Hoffnung in Südafrika. Die Doku über Deichmann mit dem Titel «Das Limit bin nur ich» läuft in Deutschland bei Netflix.

Größere Aufmerksamkeit bekam Deichmann schließlich mit seinem «Triathlon um die Welt», bei dem er radelnd, laufend und schwimmend die 120-fache Distanz des Ironmans in einer Tour um die Erde zurücklegte. Deichmanns Abenteuer durch die USA wird dabei wesentlich kürzer – die Logistik wird für den alleine Reisenden dabei aber trotzdem eine Herausforderung. Jedes Gramm weniger zählt – deswegen sägte er in der Vergangenheit schon den Stiel seiner Zahnbürste ab. Deichmanns Zelt wiegt weniger als ein Kilo. 

Auf dem Fahrrad transportiert der Sportler und Buchautor sein Gepäck noch in mehreren angebrachten Taschen. Auf der etwa hunderttägigen Laufstrecke wird er dann einen Anhänger hinter sich herziehen. Ausgewogene Athletennahrung wirds aber nicht immer geben, dafür hat Deichmann zu viel Lust auf das Essen in US-Diners: «Das amerikanische Breakfast mit Pancakes und Würstchen und Spiegeleiern – perfekt. Dann noch ein paar Snickers hinterher und ich bin happy.»

Dass er kein Team dabei hat, nennt Deichmann einen «gewaltigen Unterschied». Doch das sei Teil des Abenteuers bei der doppelten US-Durchquerung, bei der er Anfang November wieder in New York ankommen will: «Besonders spannend wird‘s, wenn etwas schiefgeht.» 

Auf diese Weise komme er auch viel eher in Kontakt mit Menschen – und Gemeinschaft ist Deichmann besonders wichtig: Als er 2021 durch Mexiko lief, schlossen sich ihm immer mehr Hobbysportlerinnen und Hobbysportler sowie Medien an. Bald wurde der Mann mit dem langen Bart und der roten «Bubba Gump»-Cap nur der «Deutsche Forrest Gump» genannt – in Anlehnung an die Episode des gleichnamigen Films mit Tom Hanks, in dem Gump mit einem ziellosen Lauf durch die USA eine nationale Jogging-Bewegung auslöste.

Auch bei seiner jetzigen Tour würde Deichmann sich über Begleitung freuen – ob im Monument Valley in Arizona, dem Death Valley in Kalifornien, den Rocky Mountains oder im Indian Summer Pennsylvanias. «Ich nehme extrem viel Energie aus den besonderen Momenten. Wenn ich durchs Monument Valley beim Sonnenuntergang laufe, dann ist es scheißegal, ob ich gerade 50 Kilometer gelaufen bin. Das ist einfach geil.»

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