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St-Malo: Das Korsaren-Nest

„Ni Francais, ni Breton – Malouin suis!“ („Weder Franzose, noch Bretone – Malouin bin ich!“) Das Motto der Stadt sagt viel über den Unabhängigkeitsgeist ihrer Bürger aus. Das patriotische Gebimmel rings um die Stadtmauer ging den Malouins schon seit dem 13. Jahrhundert am Allerwertesten vorbei. Hier verschanzten sich Freibeuter der Meere, von hier gingen die Entdecker der neuen Welt auf Reisen.

Am Strand in Saint-Malo.

Erst sorgte der Fischfang im Mittelalter für bescheidenen Wohlstand, dann erlebte die Stadt durch den blühenden Handel in der frühen Neuzeit einen Boom, der die selbstbewussten Malouins 1590 ihre eigene Republik ausrufen ließ. Bei holländischen und englischen Handelsschiffen war die Smaragdküste vor Saint-Malo gefürchtet, da die Stadt als Trutzburg genialer Korsaren wie Robert Surcouf galt, der mit seinen wendigen Schiffen auf Beutezug ging. Der Kaperkapitän, den schon Karl May in „Halbblut“ ein Denkmal setzte, betrieb sein seeräuberisches Handwerk allerdings nicht nur aus Geldgier.

Napoléons Hassliebe

Die französische Gartenkunst.

Der begabte Marinesoldat durchbrach etwa 1792 die Belagerung der französischen Kolonie Île-de-France durch die Briten und linderte mit seiner Beute die dortige Hungersnot. Im (nach-)revolutionären Frankreich verband Surcouf und Napoléon eine Art lebenslange Hassliebe – der prominente Pirat, der sich schon mit Mitte 30 zur Ruhe setzen konnte, schlug mehrfach Angebote des Kaisers aus – ein Affront, den sich wenige ungeschoren leisten konnten. Mit Napoléons unrühmlichem Ende gehörte dann auch die Zeit der großen Seeräuber der Vergangenheit an.

Dass die Malouins keine Waisenknaben gewesen sein dürften, geht schon aus der Tatsache hervor, dass die Stadt zur Verteidigung ihres erbeuteten Wohlstands gleich fünf Verteidigungsanlagen errichten ließ: La Varde, Le Petit-Bé, La Conchée, Harbourg und das Fort National, 1689 vom berühmten Festungsbaumeister Ludwigs XIV, Vauban (1633–1707), entworfen und von Siméon de Garangeau (1647-1741) auf dem Rocher de l‘Islet realisiert – die Anlage nordöstlich des Châteaus ist bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Weht die französische Trikolore über dem Fort, leisten die Besatzer keinen Widerstand und Besucher können sich auf dem Gelände umschauen.

Im Haifischbecken

Südlich der Altstadt auf der anderen Seite des Port de Plaisance an der Seeseite des hübschen Wohnviertels St-Servan, befinden sich einige Ruinen des einst befestigten Bischofssitzes Aleth. Der schon 80 vor unserer Zeitrechnung von Kelten bewohnte Ort verfügte in seiner Blütezeit über eine Kathedrale und eine Burg. Mit dem Aufstieg St-Malos versank der Corniche d’Aleth in der Bedeutungslosigkeit. Etwas südlich davon am Quai Sebastopol beherbergt der auf Befehl Herzog Jeans IV. (1339-1399) im 14 Jahrhundert erbaute Turm Solidor das Musée du Long Cours Cap-Hornier alles, was das Seemannsherz erfreut: Navigationsinstrumente, Schiffsmodelle oder Überbleibsel von Pottwalen.

Wessen Sinn mehr nach lebendem Meeresgetier steht, der sollte einen Abstecher zur Avenue du Général-Patton östlich des Bassins Bouvet in Erwägung ziehen, wo man im Grand Aquarium täglich 500 Tiefseekreaturen auf Augenhöhe begegnen kann – zu den Mystères de la Mer gehören ein rundes Haifischbecken und eine Art Streichelzoo, natürlich ein Herzschlag-Highlight für Kinder. Nordöstlich der Altstadt auf der Chaussée du Sillon Richtung Rothéneuf gelangt zum Chemin des Rochers-Sculptés, Telefon +33 (0)2 99 56 23 95, mit etwa 300 in den Granitfelsen gemeißelten fantastischen Skulpturen. Die grotesken Bestien, Tier- und Menschendarstellungen des Abbé Fourré, eines partiell gelähmten Pfarrers, sind täglich frei zu besichtigen.

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