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Rüstungsmesse in Rostock – Blauwal und Nachwuchssorgen

Taucheranzüge, U-Boote, Torpedos, Zieloptik, Motoren - alles, was die Marine unter Wasser braucht, ist in Rostock zu sehen. Die UDT ist eine internationale Rüstungsmesse. Nicht allen gefällt das.

Eine Einstiegsluke für die Besatzung sucht man beim «Blauwal» vergeblich, denn der BlueWhale ist ein unbemanntes U-Boot. Das israelische Rüstungsunternehmen IAI präsentiert ihr elf Meter langes, 5,5 Tonnen schweres und mit Sensorik, Radar und elektronischer Optik gespicktes Gefährt im Original bei der Messe «Undersea Defence Technology» (UDT) in Rostock erstmals einer breiteren Fachöffentlichkeit. «Es kann etwa 60 bis 70 Prozent, was ein bemanntes U-Boot kann, kostet aber nur einen Bruchteil», versichert ein Mitarbeiter am IAI-Stand. Konventionelle U-Boote sind teuer und eine Milliarde Euro handelsüblich.

Kein Zweifel: Die bis Donnerstag dauernde UDT ist eine Rüstungs- und Militärmesse. Veranstalter ist die Firma Clarion Defence and Security. Schon vor zwei Jahren sollte die Messe in Rostock stattfinden, aber Corona kam dazwischen. Diesmal sind über 70 Aussteller gekommen, alles, was Rang und Namen in der Branche hat. Rheinmetall, Atlas Elektronik, Thyssenkrupp Marine Systems, Saab Technology, Hensoldt, Rolls-Royce Solutions, Kongsberg, Damen Naval, Babcock und viele mehr.

Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hat die europäische Sicherheitsarchitektur erschüttert. Die Welt sei seit dem Frühjahr 2022 nicht stabiler geworden, sagt Jon Pentreath, Senior Marine-Berater bei Clarion Defence and Security und Royal-Navy-Konteradmiral in Ruhestand. Auch wenn der Krieg in der Ukraine vor allem an Land geführt werde, dürfe die maritime Flanke nicht vergessen werden. Die Wege über das Schwarze Meer seien wichtig für die Lebensmittelversorgung und müssten offen gehalten werden.

Der deutsche Konteradmiral und Stabschef des Marinekommandos in Rostock, Axel Deertz, geht in seiner Keynote auch auf die Anschläge östlich der Insel Bornholm auf die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 von Russland nach Deutschland im September vergangenen Jahres ein. Der Schutz strategisch wichtiger Infrastrukturen auf See wie Pipelines, IT-Kabel, Offshore-Windparks oder Erdöl- und Erdgasplattformen sei von «erheblicher Bedeutung».

Die Marine treibt auch ein anderes Probleme um: Der Nachwuchs fehlt. «Die Demografie arbeitet gegen uns», so Deertz. Notwendig sei ein neuer Denkansatz, der als Basis davon ausgehe, dass die Streitkräfte mit 10 bis 15, vermutlich sogar mit 20 Prozent weniger Personal zurechtkommen müssten. Auch Work-Life-Balance sei den jüngeren Menschen wichtig, die einen Sechs-Monats-Einsatz an Bord eher skeptisch sähen. Womit man beim Thema unbemannte Missionen und wieder beim «Blauwal» wäre.

«Ein U-Boot hat keine Fenster und ist auch keine Kreuzfahrt», hört man am Stand von Thyssenkrupp Marine Systems, wo auch die in Wirklichkeit 57 Meter langen U-Boote der 212A-Klasse im Modell zu sehen sind. In den 1980er Jahren habe der Film «Das Boot» einen Aufschwung für die Akquise von U-Boot-Besatzungen gebracht. Das sei lange her. Die Deutsche Marine verfügt über sechs U-Boote der Klasse 212A.

Keine 200 Meter entfernt von der UDT herrscht eine ganz andere Stimmung. Dort sind weder Männer in Uniformen noch Anzugträger mit Krawatte oder Damen im Hosenanzug anzutreffen. «Bundeswehr abschaffen», «Stoppt den Waffenhandel» und «Smash Patriarchy» (Patriarchat zerschlagen) steht auf den Schildern des Protestcamps mit acht kleinen und einigen größeren Zelten. 15 Aktivisten der Initiative «UDT entwaffnen» sind dort versammelt. Sie wollen der aus ihrer Sicht «maritimen Kriegsvorbereitung» in der Messehalle ein Konzept friedlicher Konfliktlösungen entgegenstellen.

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