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Premierministerin Theresa May

Downing Street wird bald eine neue Bewohnerin haben. Innenministerin May löst Premier Cameron ab. Die Ereignisse überschlagen sich.

London (dpa) – Der Machtkampf um die Nachfolge des britischen Premierministers David Cameron ist überraschend schnell entschieden. Innenministerin Theresa May hat sich durchgesetzt und ihr Ziel erreicht: Parteichefin ist sie schon, in die Downing Street zieht sie am Mittwoch ein. Aber auch die nächsten Tage bleiben spannend im Vereinigten Königreich.

Theresa May, neue Premieministerin Großbritanniens, am 11. Juli 2016, zwei Tage vor ihrer Vereidigung.

Wieso kam es am Montag so plötzlich zu der Entscheidung für May?

Gegen May war zum Schluss nur noch eine einzige Konkurrentin bei den Konservativen im Rennen: Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom. Die zog sich aber am Montag plötzlich aus dem Rennen um die Nachfolge Camerons zurück. Ihre Begründung: Das Land brauche rasch eine neue Führung und keinen langen Wahlkampf vor einer Urwahl der Parteibasis. Noch am späten Nachmittag wurde May offiziell zur Chefin der Konservativen Partei ernannt.

Was hat May an Erfahrungen vorzuweisen?

Die Referenzen der 59-Jährigen sind ausgezeichnet: Die seit 2010 amtierende Innenministerin in zwei Cameron-Kabinetten verantwortet schwierige Themen wie Einwanderung und Terrorabwehr. Mitarbeiter beschreiben sie als kompetent, freundlich und sehr ehrgeizig. Damit stehen die Zeichen für eine Einigung der zerstrittenen Tories gut. May will die Rolle der Versöhnerin übernehmen

Wird die neue Personalie an dem Brexit-Votum etwas ändern?

Nein. May möchte als Premierministerin sicherstellen, dass Großbritannien die EU verlässt. Es soll keine Versuche geben, «durch die Hintertür» doch in der Union zu bleiben. «Brexit bedeutet Brexit – und wir werden einen Erfolg daraus machen», betonte sie. May plädierte während des Brexit-Wahlkampfs für den Verbleib in der EU – aber das tat sie derart diplomatisch geschickt, dass es kaum auffiel.

Wann wird es zum Amtswechsel kommen?

Viel schneller als gedacht – an diesem Mittwoch. Cameron hatte nach seiner Niederlage beim Brexit-Referendum seinen Rücktritt erst für September in Aussicht gestellt. Am Montagnachmittag kündigte er nun an, dass seine letzte Kabinettssitzung schon an diesem Dienstag sein werde – und er am Mittwoch Königin Elizabeth II. seinen Rücktritt anbieten wolle. Die Queen ist derzeit nicht in London und kommt erst Mittwoch wieder. Nur sie kann Cameron entlassen – eine reine Formsache.

Und was ist bei der Labour-Partei los?

Hier zeichnet sich ein Hauen und Stechen ab. Parteichef Jeremy Corbyn weigert sich zu gehen. Doch jetzt hat sich die Abgeordnete Angela Eagle bereit erklärt, den 67-Jährigen in einer Urwahl der Parteibasis herauszufordern. Doch das ist ein Risiko, Corbyn wurde erst im September 2015 von der Basis an die Macht gewählt, mit rund 60 Prozent der Stimmen. Der Altlinke Corbyn kann nach wie vor auf breite Unterstützung der Basis hoffen.  

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