DeutschlandPotsdamTipps

Minister will Anteil des Radverkehrs verdoppeln – Kritik am Konzept

Radwege auf dem Land sind oft schlecht ausgebaut, Radschnellwege fehlen. Brandenburgs Verkehrsminister Beermann, der sich selber einen «begeisterten Fußgänger» nennt, will das Radnetz bis 2030 verbessern. Doch das beschlossene Strategie-Papier begeistert nicht alle.

Bis zum Jahr 2030 sollen die Menschen in Brandenburg 20 Prozent ihrer Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. Das ist ein Ziel der neuen Radverkehrsstrategie, die das Kabinett am Dienstag in Potsdam beschloss. Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) peilt damit eine Verdoppelung an. Der Radverkehrs-Anteil liege in Brandenburg bislang bei elf Prozent, sagte Beermann, der sich dabei auf eine Erhebung aus dem Jahr 2017 bezog. Brandenburg will bis 2030 das Radwege-Netz im Flächenland verbessern.

Während sich laut Allgemeinem Deutschen Fahrradclub (ADFC) vor allem in den großen Städten ein leichter Aufwärtstrend bei der Radfreundlichkeit feststellen lässt, gilt der ländliche Raum als Sorgenkind. Deutschlandweit vergab der ADFC bei einem Fahrradklimatest nur die Note «ausreichend».

In Brandenburg sollen auch mehr Stationen mit Leihfahrrädern und mehr Radparkplätze entstehen. Radschnellwege zwischen Berlin und Brandenburg werden laut Beermann angepeilt. «Ich werde mit Berlin den Faden aufrecht erhalten, um Radschnellverbindungen gemeinsam zu identifizieren», sagte der Verkehrsminister. Der CDU-Politiker kommt zwar aus dem als besonders fahrradfreundlich geltenden Münsterland, geht aber auch gerne zu Fuß. «Ich selber bin ein begeisterter Fußgänger.»

Nach Angaben des Ministeriums stehen im Jahr 2023 und 2024 je um 45 Millionen Euro bereit, um den Radverkehr in Brandenburg voranzubringen. Im Etat 2022 waren es rund 38 Millionen Euro. Beermann nannte den Radverkehr auch als Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

Nach Einschätzung des ADFC sind für einen attraktiven Radverkehr Ausgaben von mindestens 30 Euro pro Einwohner und Jahr nötig. Für Brandenburg mit rund 2,5 Millionen Einwohnern kommt man demnach auf eine Summe von 75 Millionen Euro.

Im Radwege-Konzept lautet ein Slogan «Radverkehr im Land Brandenburg begeistert alle». Beermann musste am Dienstag aber auch Kritik hinnehmen. Der stellvertretende Landesvorsitzende des ADFC Brandenburg, Christian Wessel, sagte: «Das Ziel der Landesregierung, den Radverkehrsanteil von heute 11 Prozent auf 20 Prozent in 2030 zu erhöhen, unterstützen wir. Wir sehen aber nicht, wie man dorthin kommen will, wenn man im gleichen Tempo mit den Mitteln von gestern weiter macht.»

Eine neue Radverkehrsstrategie bezeichnete Wessel als «Werkzeug von gestern, mit dem man die Dinge nicht zügig in Bewegung bringt». Für die anvisierte Verdopplung des Radverkehrs fehlten konkrete Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Zeiten.

«Papier ist geduldig», kritisierte die Linksfraktion im Landtag. «Eine klare Prioritätensetzung pro Radverkehr ist weder im Landeshaushalt, noch beim Personaleinsatz im Landesbetrieb Straßenwesen erkennbar. Solange sich das nicht ändert, bleiben die Ziele der Radverkehrsstrategie ein frommer Wunsch.» Der Anteil von Landesstraßen mit einem ausgebauten Radweg sei in der laufenden Wahlperiode um gerade einmal von 14 auf 15 Prozent gestiegen, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion, Andreas Büttner.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"