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Eisenhüttenstadt als Filmkulisse – Drehorte interessieren Besucher

Eisenhüttenstadt ist ein Mekka für Architektur-Interessierte. Die drei ersten Wohnkomplexe aus den 1950-er und 1960-er Jahren gelten als eines der größten Flächendenkmale Deutschlands. Was viele nicht wissen - auch als Filmkulisse werden sie genutzt.

Bernd Geller steht im Treppenhaus des Eisenhüttenstädter Rathauses vor einem markanten Wandmosaik des bekannten DDR-Künstlers Walter Womacka. «Hier ist alles noch im Originalzustand aus den 1950-er Jahren – Treppe, Beleuchtung, die Sitzungszimmer mit der Holzvertäfelung», erläutert der Fotograf und Stadtführer. Der 66-Jährige aus der ostdeutschen Stahlstadt lenkt den Blick noch einmal auf das riesige Womacka-Mosaik «Unser neues Leben» von 1958. «Authentischer geht es nicht», schwärmt er. «Das taucht in fast jedem Film auf, der in Eisenhüttenstadt gedreht wurde.»

Das waren bisher mehr als zwanzig Streifen – angefangen beim DDR-Kinderfilm «Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen» von 1963 bis hin zur Netflix-Serie «Kleo», die im vergangenen Jahr erschien. Immer, wenn typische DDR-Kulissen gebraucht würden, kämen die Filmemacher nach Eisenhüttenstadt, sagt Geller. Als Stalinstadt war die Kommune Anfang der 50er Jahre als sozialistische Musterstadt am Reißbrett entworfen und rund um das Stahlwerk Eisenhüttenkombinat Ost errichtet worden. Die Wohnkomplexe I bis III – nach Entwurf des Architekten Kurt W. Leuchte in einem Baumix aus sowjetischem Vorbild und Klassizismus realisiert – wurden in den 1990er Jahren aufwendig restauriert. Sie gelten heute als eines der größten Flächendenkmale Deutschlands.

Der gebürtige Eisenhüttenstädter Geller ist stolz auf diese besondere Architektur und zeigt sie begeistert Besuchern. «Jeder Wohnkomplex hatte Schule, Kita, Nahversorgung und viel Grün. Alles war fußläufig erreichbar», erklärt er. Zudem hätten 93 Künstler rund 300 Werke für den öffentlichen Raum der Stadt geschaffen: Wandbilder, Skulpturen, Brunnen. Diese baubezogene DDR-Kunst nicht nur seiner Heimatstadt hat es dem Architekten und Fotografen Martin Maleschka angetan, mehrere Bücher hat er bereits veröffentlicht. Der 40-Jährige versteht sich als Botschafter für den kulturellen Wert dieses DDR-Erbes. «Maleschka haben wir auf jeden Fall zu verdanken, dass Eisenhüttenstadt mit seiner markanten Architektur in den vergangenen Jahren bekannter wurde», freut sich Kathrin Schilling, Geschäftsführerin des Tourismusvereins Oder-Region Eisenhüttenstadt.

Diese Resonanz freue ihn total, sagt Maleschka, der gerade wieder mit Architekturstudenten in Eisenhüttenstadt unterwegs ist. «Inzwischen waren alle namhaften Hochschulen, an denen Architektur studiert werden kann, schon hier», erzählt er lächelnd. Während bei seinen Führungen der charakteristische «Zuckerbäckerstil» mit Arkaden, Balkonen, Ornamenten und Malereien im Vordergrund steht, hat Geller jetzt vermehrt filminteressierte Besucher, die Drehorte besuchen wollen. Neben dem Eisenhüttenstädter Rathaus sind es das Krankenhaus, das Friedrich-Wolf-Theater und das dreiteilige ehemalige Kita-Ensemble, dessen Mittelteil heute das Dokumentationszentrum für die DDR-Alltagskultur beherbergt. «Diese wichtigen Gebäude finden sich immer auf den Hauptachsen. Sie stehen erhöht, haben meist einen Vorbau mit Säulen» beschreibt er. «Die Stadtplaner haben sich damals echt etwas einfallen lassen.»

«Filmreich» nennt sich ein Flyer, den es in der Eisenhüttenstädter Tourist-Info inzwischen gibt. «Wir wollen diesen neuen Trend aufgreifen, den wir seit Sommer vergangenen Jahres bemerken», erzählt Tourismuschefin Kathrin Schilling, die bereits Anfragen für Führungen bis Oktober dieses Jahres hat. In diesen Originalschauplätzen von Filmdrehs liege viel touristisches Potenzial, glaubt auch Ellen Russig, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree. «Filmdrehorte und Schauspieler haben immer eine besondere Wirkung, die Gäste sind dabei, sehen sich als Teil der Inszenierung, haben das Gefühl mehr zu wissen als andere Zuschauer», sagt sie.

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