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Mühevolle Kleinarbeit: Kampf gegen Verschwendung von Lebensmitteln

Millionen Tonnen genießbare Waren werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Initiativen versuchen, dies wenigstens zum Teil zu verhindern. Doch wirklich wirksam wäre vor allem eine Maßnahme.

Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr im Müll. Für das Jahr 2020 gab das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Abfallmenge mit etwa elf Millionen Tonnen an. Um noch genießbare Produkte zu retten und sie zu verteilen, engagieren sich Vereine und Initiativen in vielen Städten, darunter die Organisation Foodsharing. Die Mitglieder holen übrig gebliebene und aussortierte Waren bei Supermärkten oder Bäckereien ab. Die Verteilung läuft über Gruppen in sozialen Netzwerken oder offene Kühlschränke, an denen man sich ohne Anmeldung bedienen kann.

Ein solcher offener Kühlschrank steht zum Beispiel in der Kirche St. Aposteln im Frankfurter Süden. Die Vorsitzende des örtlichen Foodsharing-Vereins, Lisa Villioth, kritisiert den Umgang mit Lebensmitteln. «Das ganze System ist verrückt», sagt die 35-Jährige. Sie verweist dabei etwa auf die riesige Menge, die nach Ladenschluss im Einzelhandel regelmäßig im Müll lande – weil auch leicht verderbliche Waren in großer Auswahl bis zuletzt angeboten würden. Die Zahl der Engagierten bei Foodsharing in Frankfurt steige von Woche zu Woche. Rund 840 seien es derzeit.

Die Plattform Too Good To Go (TGTG) bringt Bäckereien, Supermärkte oder Restaurants mit Verbrauchern zusammen. Die Betriebe schätzen während des Tages ab, wie viel später übrig bleibt. Kunden reservieren per App eine sogenannte Magic Bag und zahlen ein Drittel des ursprünglichen Preises. 17 000 Partnerbetriebe und rund 9,4 Millionen Nutzer sind bei der Plattform registriert.

Es gibt auch Menschen, die Lebensmittel aus Abfallcontainern der Supermärkte holen. Dieses Containern soll nach dem Willen der Bundesregierung nun straffrei gestellt werden, umsetzen sollen es die Länder. Diese Initiative hält Ricarda Heymann aus Mittelhessen, die einmal pro Woche Waren aus dem Müll von Supermärkten fischt, zwar für sinnvoll. Noch sinnvoller wäre es aber, Supermärkten das Wegwerfen von Lebensmitteln zu untersagen, sagt sie. In Frankreich ist es großen Einzelhändlern und Supermärkten seit 2016 verboten, Lebensmittel wegzuwerfen – sie müssen gespendet werden.

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