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Dorschbestand in der westlichen Ostsee bleibt desolat

Gebraten, gegrillt, gedünstet - der Dorsch ist an der Ostsee-Küste einer der Lieblingsspeisefische. Aus der Ostsee stammt er aber nur selten. Dort geht's dem Bestand ziemlich schlecht, und die Beifangquoten sind deshalb streng limitiert.

Zum Schutz der Dorschbestände haben 27 Fischereibetriebe in MV in diesem Jahr schon zweimal jeweils zehntägige Fangpausen eingelegt. Für die vorübergehende Stilllegung bekamen sie aus EU-Mitteln Unterstützungsleistungen von insgesamt knapp 266 000 Euro, wie das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LALLF) auf Anfrage mitteilte. 15 Betriebe hätten sich bislang für eine dritte Auszeit im November/Dezember angemeldet.

Die Situation um den Dorschbestand in der westlichen Ostsee sei desolat und auch mit Blick auf die nächsten Jahre besorgniserregend, insbesondere weil unzureichend klar sei, was dazu geführt habe, hieß es aus dem für Fischerei und Fischwirtschaft zuständigen Referat im Schweriner Landwirtschaftsministerium.

Das Ministerium verwies auf ein mögliches Ursachenbündel. Offensichtlich handele es sich nicht um ein klassisches Überfischungsproblem, sondern um die Folgen einer Überlagerung mehrerer, teils nicht bekannter Faktoren. Dazu zählten demnach auch physikalische und biologische Rahmenbedingungen in der Ostsee als so genanntem Brackwassermeer.

Mittlerweile ist der Bestand so stark dezimiert, dass der Dorsch nicht mehr gezielt gefangen werden darf. Auch für den Beifang gibt es strikte Vorgaben. Neben dem Hering galt der Dorsch der westlichen Ostsee traditionell als einer der Brotfische der deutschen Ostseefischer und war wichtig für deren Auskommen.

Die Zahl der Hauptbetriebe in der kleinen Hochsee- und Küstenfischerei in MV nimmt seit Jahrzehnten ab. 1991 waren es nach einer Statistik des Ministeriums noch 950, bis zum Jahr 2000 sank die Zahl um rund die Hälfte auf 474, und 2022 waren es nur noch 171. Die Zahl der Nebenerwerbsbetriebe betrug wie im Jahr zuvor 148. Auch die Fischereiflotte schrumpft: Mit Datum vom 18. Juli 2023 waren im Nordosten noch 575 Fischereifahrzeuge registriert. Am 15. August 2022 waren es noch 618.

Die Lage wird sich zumindest für den Dorschfang nicht verbessern, der ohnedies nur noch als Beifang vor allem bei Plattfisch erlaubt ist. Schon jetzt werde Dorsch fast nicht mehr und nur noch punktuell gefangen, wie Fangdaten aus der gewerblichen Fischerei und Informationen aus der Freizeitfischerei bestätigten, so das Fischereireferat. Von der insgesamt für Deutschland in diesem Jahr zur Verfügung stehenden Beifangquote der kommerziellen Fischerei von 104 Tonnen seien bis 15. Juni dieses Jahres erst fünf Tonnen in Anspruch genommen worden.

Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) gab kürzlich seine Fangempfehlung für den Dorsch für die westliche Ostsee ab. Für 2024/2025 schlug der Rat vor, die Vorgabe von 489 Tonnen Dorsch-Beifang (2022/2023) auf nur noch 24 Tonnen für 2024/25 zu reduzieren und das insgesamt für die kommerzielle und die Freizeitfischerei. Das wäre eine Absenkung um 95 Prozent. Die Empfehlungen dienen als Grundlage für die Beratungen in der EU.

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