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Die Machtbasis der Genueser

Ja natürlich immer wieder Bonifacio, der kleine Touristenmoloch an Korsikas Südspitze, das Carcasonne der Insel, ein befestigter Quader, der mit seinen Ecktürmchen aus dem Felsen über dem mondänen Hafen mit seinen überteuerten Bars, Cafés und Restaurants wächst.

Bonifacio, wie aus einem riesigen Fels gehauen.
Unten der Hafen mit teuren Cafés, oben die carcassoneske Festung.

Das diesseits von La Réunion wohl südlichste Städtchen (knapp 3000 EW) Frankreichs, sofern man die korsischen Separatisten nicht befragt, trägt seinen Namen nach dem Toskaner gleicher Schreibweise, der die Trutzburg 828 zum Schutz vor den Sarazenen gegründet haben soll. 1195 traten die auf der Insel allgegenwärtigen Genuesen auf den Plan, vertrieben die Bewohner und siedelten befreundetes Volk an.

Die Escalier du Roi d‘Aragon, 187 Steinstufen, bezeugen die zwischenzeitliche Herrschaft Alfons V. von Aragon ab 1420, aber die Pest und verschiedene Belagerungen waren für die jeweiligen Besatzer kein Zuckerbrot. Bis natürlich der junge Napoléon, damals noch als Offizier, 1793 die Sache in die Hand nahm und die Insel bald auf unbestimmte Zeit französisch wurde.

Stramme Bergwanderung zum Stadttor
Der Marsch von den Großparkplätzen vorm Hafen, vorbei an der befestigten Plastikfolienwand der windgeschützten Freisitze mit Blick auf den Kreidefelsen gegenüber hoch zur Altstadt erfordert keine Klettererfahrung, wohl aber die Kondition einer strammen Bergwanderung – c”est dur, vor allem die ersten 500 Meter auf dem terrassierten Weg, der bei weitem nicht so steil aussieht, wie er ist!

Zwischenstopp mit Blick auf pittoreske Felsformationen im Meer, an dessen Horizont man Sardinien erahnen kann. Wer die gesamte Stadtmauer auf ein Foto bannen möchte, klettert noch einige 100 Meter den Felsweg links hinauf, bevor er den letzten Aufstieg zur ehemals massiv befestigten Porte de Génes, dem Genueser Tor, in Angriff nimmt.

Der erste Eindruck, sofern man nicht von den Reisegruppen überlaufen wird: Ganz schön hoch, diese vier- bis fünfstöckigen Bürgerhäuser, die sich zu engen, mit Strebebögen verbundenen Gassen zusammenschmiegen und für einige geschäftige Hauptstraßen etwas Platz machen. Natürlich dominieren hier Souvenirläden voller roter Korallenvariationen, Körbe, einige Galerien, maritimer Tand und Gastronomie.

Aufrechte gotische Kirche der Pisaner
Saint Dominique auf dem Areal der Zitadelle von 1243 ist Korsikas einzige erhaltene gotische Kirche, eine Gründung der Pisaner und trotzdem leidlich aufrecht. Polychrome Prozessionsfiguren des Hl. Bartholomäus, der schmerzensreichen Gottesmutter oder der Hl. Martha zeugen von der Volksfrömmigkeit der Einwohner.

Skulpturendetail: Weißer Ritter.

In der kleinen Kapelle Saint-Erasme (13. Jahrhundert) mit der Prozessionslade des Hl. Erasmus möchte man an dem bemerkenswert hässlichen Altargemälde kratzen, um zu schauen ob sich wie bei Don Camillos „Madonna brutta“ darunter vielleicht ein wertvolles Gemälde verbirgt.

Sainte-Marie Majeure (1200), die ständigen Umbauten nicht mitgerechnet ältester Sakralbau der Stadt, dominiert mit dem markanten, quadratischen Glockenturm, geschmückt mit schönen Arabesken und Symbolen der vier Evangelisten, und den Gassen umspannenden Strebepfeilern die Oberstadt. Der romanische Raumeindruck im Inneren ist durch barocke und klassizistische Umbauten gründlich verstellt.

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