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Der verborgene Midi de France

Wenn die Provence der „Toskana Südfrankreichs“ entspricht, mit anderen Worten, dem touristischen Trampelpfad des Landes, so könnte man das Languedoc-Roussillon mit Umbrien vergleichen – eine Region, die auf Schleichwegen entdeckt werden möchte. Zur südöstlichsten Landschaft Frankreichs zwischen Pyrenäen und Mittelmeer gehören die Départements Aude (13), Gard (30), Hérault (34), Pyrénées-Orientales (66) sowie das geographisch zum Massif Central zählende Département Lozère (48) mit einer Fläche von 27.376 Quadratkilometern und 2.295.648 Einwohnern.

Europas fantastischste mittelalterliche Festung: Carcassonne.


Aude mit Europas größter Festung:
Mittelpunkt dieses von der Aude durchflossenen Départments ist das UNESCO-Weltkulturerbe Carcassonne (Knapp 43.950 Einwohner, davon etwa 200 in der Cité, der Befestigungsanlage), das seine steinernen Türme in den meist wolkenlosen südfranzösischen Himmel reckt. Am südlichen Flusslauf hält das Städtchen Limoux (41.500 EW) karnevalistische Überraschungen parat. Fast an der Küste findet man im quirligen Narbonne (126.400 EW) multikulturelles Leben.

Der Pont du Gard.


Gard und die Petite Camargue:
Unbestrittener Mittelpunkt dieses Pufferdépartements zur Provence und Côte d’Azur, durch das der Rhône-Zufluss Gard fließt, ist die alte Römerbastion Nîmes. Das kleine Städtchen Uzès (8000 EW) versorgte in antiker Zeit über den weltberühmten Pont du Gard die verwöhnten Römer mit Wasser. Alès (40.100 EW) mit einer Zitadelle von Vauban, dem berüchtigten Festungsbauer Ludwigs XIV., war im 19. Jahrhundert Kohlebergbauzentrum. Hinter der Petit Rhône bereitet sich die Petite Camargue aus, die wie ihre große Schwester berühmt ist für rosafarbene Flamingos, weiße Pferde und Reis.

Hérault und der Canal du Midi: Das pulsierende Herz des Départements wie der ganzen Region ist die Universitätsstadt Montpellier (253.000 EW) nahe der Mittelmeerküste (10 Kilometer) am Fluss Lez. Bekannt ist die Stadt, die als eine der wenigen in diesem antiken Durchlauferhitzer auf keine römische Geschichte zurückblickt, für den ersten botanischen Garten des Landes. Das Musée Fabre besitzt eine der wichtigsten öffentlichen Kunstsammlungen Frankreichs. UNESCO-Weltkulturerbe ist der Canal du Midi, der seit dem 17. Jahrhundert in der Senke zwischen den Pyrenäen und dem französischen Zentralmassiv eine Schiffsfahrt vom Atlantik ans Mittelmeer ermöglicht – heute vor allem ein Idyll für gemächlich dahintreibende Hausboote. Les Gorges de l”Hérault sind aufsehenerregende Kalksteinschluchten des namensgebenden Flusses. Béziers mit dem Pont Vieux und der Cathedrale St. Nazaire war ebenso wie Minerve eine bedeutende Katharer-Festung. Eine bemerkenswerte Küstenstadt ist der Geburtsort von Georges Brassens und Paul Valéry, Sète, mit seinem vom Mont St-Clair aus betrachtet hübschen Panorama und dem Schifferstechen im Canal Royal (seit 1666).

Kirschfest in Céret.

Pyrénées-Orientales und das katalanische Erbe: Das Département ist ziemlich deckungsgleich mit der historischen Landschaft Nordkatalonien. Die ursprüngliche Sprache der Region, das Katalanische, erlebt heute eine Renaissance – vor allem auch in der Universitätsstadt Perpignan (116.000 EW), wo das Catalan dank der „Charte en faveur du Catalan“ von 2007 fleißig verbreitet wird – gut 40 Prozent der Einwohner verstehen oder sprechen das Katalanische. Unbedingt sehenswert ist das alljährliche Kirschenfest Ende Mai im idyllischen Grenzstädtchen Céret (7620 EW), das neben einer hübschen Altstadt über ein bedeutendes Museum für moderne Kunst mit den Helden der klassischen Moderne verfügt – mit Werken von Picasso, Matisse, Chagall, Joan Miró, Jean Cocteau, Raoul Dufy, Juan Gris, Aristide Maillol, Chaim Soutine und vielen anderen. Der weltberühmte Cellist Pablo Casals gründete nach seiner Flucht aus Franco-Spanien in Prades (6350 EW) in der Nachkriegszeit ein Festival mit hervorragenden Musikern.

Lozère: Das bevölkerungsärmste Département Frankreichs (ca. 73.000 EW) ist nach dem Bergmassiv des Mont Lozère im Nationalpark der Cevennen benannt. Aufsehen erregende Naturdenkmäler sind die Gorges du Tarn, die Schluchten des Flusses Tarn.
 
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen denn auch keine Städte, sondern mystische Dolmen wie der Steinkreis Lacam de Peyrarines. Das Gebiet für stille Genießer lässt sich in die vier Landschaften Margeride im Nordosten mit ihren dichten Wäldern auf Granithängen, der wenig bewaldeten, basaltischen Hochfläche Aubrac im Nordwesten, der Kalksteinlandschaft Causses im Südwesten und den Cevennen im Südosten unterteilen.

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