Paris (dpa) – Nach dem tödlichen Luftangriff auf ein Krankenhaus im Jemen bringt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) ihr Personal aus dem umkämpften Norden des Landes in Sicherheit. Die Chefin der MSF-Einsätze, Isabelle Defourny, äußerte sich am Freitag in Paris in einem Interview zu den Hintergründen.
Wie beurteilen Sie die Lage?
MSF wurde 1971 in Paris gegründet und ist eine international tätige Hilfsorganisation von Medizinern.
Die Situation im Jemen ist schrecklich. Das Gesundheitssystem ist zerstört. Der Zugang zu medizinischer Behandlung ist äußerst schwierig. Die Lebenshaltungskosten sind sehr hoch. Die Tatsache, dass wir gehen werden, wird den Zugang zu medizinischer Behandlung weiter verringern.
Wie wollen Sie im Norden des Landes weitermachen?
Wir werden dem jemenitischen Personal der Krankenhäuser Medikamente liefern, falls sie (die jemenitischen Mitarbeiter) bereit sind, die medizinischen Einrichtungen weiter funktionieren zu lassen. Wir haben einen Punkt erreicht, wo wir nicht mehr sehen, wie wir die humanitäre Hilfe in diesen bombardierten Regionen weiterführen können.
Das saudisch-geführte Militärbündnis will MSF treffen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Was sagen Sie dazu?
Wir haben die saudische Koalition zwei Mal getroffen, im Februar und im Juli. Sie haben uns Zusicherungen gegeben. Wir haben ihnen GPS-Daten unserer Krankenhäuser gegeben. Wir haben die Identifizierung unserer medizinischen Einrichtungen diskutiert. Wir haben alle Reisen angemeldet, als sich unsere Teams sich in Bewegung setzten.
Wo ist das Problem?
Es gibt eine richtige Diskussion, ein Verfahren. Sie haben beim letzten Mal im Juli Zusicherungen gegeben, das war alles glaubhaft und ernsthaft. Und heute sprechen sie nach den Bombardierungen von Fehlern. Die Frage des Vertrauens, das ist eine Frage von Leben und Tod.
Wie geht es weiter?
Wir unterbrechen den Dialog mit der saudischen Koalition nicht, wir sind bereit, mit ihnen zu sprechen. Wir haben ihnen mehrere präzise Fragen zu stellen. Wir haben keine Ahnung, worin die Fehler (bei den Bombardierungen) bestehen. Wir hören nicht endgültig auf. Wir unterbrechen unsere Aktivitäten.