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Aufräumen, verarzten, vorsorgen – Ein Unwetter nach dem anderen?

Orkanböen, umgestürzte Bäume, mindestens 17 Verletzte: Unwetter haben in der Nacht auf Freitag vor allem in Schwaben große Schäden angerichtet. Während die einen noch aufräumen, rüsten sich andere schon für weitere Gewitter.

Vom Campingurlaub am Bodensee mit Bergblick bleibt vielen Gästen in Lindau nur ein Trümmerhaufen. Entwurzelte Bäume liegen am Freitag auf weitgehend zerstörten Anhängern und Wohnmobilen, Autos werden von Blättern und Ästen verdeckt. Der Leiter der örtlichen Polizeiinspektion spricht von einer «Schneise der Verwüstung».

Orkanböen mit bis zu 144 Kilometern pro Stunde haben auf dem Campingplatz in Lindau große Schäden verursacht. Hunderte Urlauber – darunter viele Familien mit Kindern – verbringen deshalb die Nacht in der Veranstaltungshalle der Stadt auf Feldbetten. Ähnlich ergeht es rund 300 Teilnehmern eines Zeltlagers im nahegelegenen Friedrichshafen.

Mindestens 17 Verletzte, gesperrte Bahnstrecken und zahlreiche Schäden sind die Bilanz der Unwetter, die in der Nacht auf Freitag über Bayern hinweggezogen sind. Besonders betroffen war Schwaben: Sechs Menschen wurden Polizeiangaben zufolge auf dem Campingplatz in Lindau verletzt. Zehn weitere Verletzte werden nach einem Motorradtreffen in Nördlingen gemeldet. Bei der Veranstaltung auf dem dortigen Flugplatz hatte der Wind laut Polizei Bühnenteile durch die Luft geschleudert. Drei Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Die Folgen des Unwetters bekamen auch viele Bahnfahrer in Schwaben und Oberbayern am Freitag zu spüren. Sowohl im Regionalverkehr als auch im Münchner S-Bahnnetz blieben Strecken wegen umgestürzter Bäume teils längere Zeit gesperrt.

Einsatzkräfte mussten in der Nacht zudem 15 Fahrgäste aus einer S-Bahn retten, weil ein Baum auf den Zug gefallen war. Eine Stunde später musste sechs Fahrgästen aus einem Zug geholfen werden, der wegen eines Stromausfalls nicht weiterfahren konnte. Verletzt wurde bei den Vorfällen niemand.

Auch am Flughafen München gab es am Donnerstagabend orkanartige Böen mit bis zu 112 Kilometern pro Stunde. 72 Flüge hätten wegen eines rund 40 Minuten dauernden Abfertigungsstopps annulliert werden müssen, sagte ein Flughafen-Sprecher am Freitag. Für die kommenden Tage werde das aber «wahrscheinlich keine Auswirkungen» haben, auch wenn am Freitagvormittag erneut ein Gewitter über dem Flughafen gemeldet worden sei.

Die Polizei in Bayern meldete in Folge des Unwetters Hunderte Einsätze. Im niederbayerischen Landshut musste wegen umgestürzter Bäume ein Campingplatz geräumt und gesperrt werden. In Augsburg berichteten die Beamten von umgestürzten Bäumen und vollgelaufenen Unterführungen. In Dachau wurde eine Frau verletzt, als ein Baum auf ihr Wohnhaus stürzte. Bei Blitzeinschlägen in eine Gaststätte, ein Wohnhaus und ein landwirtschaftliches Gebäude in und um Freising gab es dagegen keine Verletzten. Weil ein Baum auf eine Stromleitung stürzte, fiel in der Gemeinde Allershausen aber zeitweise der Strom aus.

Zu einer kuriosen Situation kam es durch die Gewitter im schwäbischen Rehling (Landkreis Aichach-Friedberg): Dort wurden Einsatzkräfte von einem Anwohner gerufen, weil vor dessen Haus plötzlich ein Wohnwagen stand, der ihm nicht gehörte. Der Wohnanhänger war offenbar vom Wind eine leicht abschüssige Straße hinuntergeweht worden – blieb dabei aber unbeschädigt.

Während vielerorts am Freitag die ersten Schäden beseitigt wurden, rüsteten sich die Einsatzkräfte in Lindau schon für die Möglichkeit weiterer kräftiger Gewitter. Die Polizei warnte davor, sich im Fall von Gewittern im Freien aufzuhalten. In der Nacht auf Freitag seien schon mehrere Häuserdächer auf der Lindauer Insel beschädigt worden – es könne sein, dass bei starkem Wind weitere Ziegel herabfielen. Mehrere Straßen und Gassen in der historischen Altstadt und in den Parkanlagen blieben am Freitag zumindest teilweise gesperrt.

Auf dem verwüsteten Campingplatz in Lindau suchte unterdessen laut einer Polizeisprecherin ein Experte nach versteckten Schäden an weiteren Bäumen. Nach den Aufräumarbeiten dürften einige Urlauber nach und nach auf das Gelände zurück, sagte die Polizeisprecherin. «Wir hoffen, dass wir durch das Entdecken versteckter Schäden verhindern können, dass wieder so viel runterkommt.» Wie groß die Schäden durch das Unwetter im Südwesten des Freistaats insgesamt waren, werde noch ermittelt – und das könne einige Zeit dauern.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnete für Freitagnachmittag und die Nacht auf Samstag vor allem am Alpenrand erneut mit teils kräftigen Gewittern in Bayern. Örtlich seien Unwetter mit Regen, Hagel und schweren Sturmböen mit rund 100 Kilometern pro Stunde nicht ausgeschlossen. Auch mit Blick auf Samstag gab es keine Entwarnung: Vor allem im Süden des Freistaats zwischen Alpen und Bayerischem Wald seien dann wieder teils kräftige Gewitter möglich.

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