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Tschechien wirbt für Erzgebirge-Skiurlaub im sonnigen März

Im Nachbarland Tschechien soll die Wintersportsaison im März noch einmal in die Verlängerung gehen. Dafür wirbt eine Reklamekampagne, die sich vor allem an Großstädter wendet. Ein Besuch auf dem Klinovec.

Während in Prag und Dresden schon die ersten Blumen blühen, herrschen auf dem höchsten Berg des Erzgebirges noch ideale Bedingungen zum Skifahren. Über dem Gipfel des tschechischen Klinovec – auf Deutsch Keilberg genannt – strahlt die Sonne am blauen Himmel. Doch die Bäume sind in Flocken gehüllt, auf den Pisten liegt Schnee.

Aus allen Richtungen strömen Skifahrer in den orangenen Sitzkapseln der Seilbahnen auf den Berg. Sie sprechen Deutsch, Tschechisch, Niederländisch oder sogar Dänisch. Vor der Abfahrt machen viele von ihnen noch schnell ein Selfie. Der Ausblick in einer Höhe von mehr als 1200 Metern über dem Meeresspiegel fasziniert.

Mit einer neuen Online-Kampagne wirbt die tschechische Fremdenverkehrsbehörde CzechTourism seit wenigen Tagen dafür, das Erzgebirge auch noch im März auf Skiern zu entdecken. Die rund 100 000 Euro teure Reklameaktion richtet sich vor allem an die Menschen in Großstädten wie Prag. «Weniger Leute, angenehmes Wetter – und in zwei Stunden ist man auf der Piste», zählt CzechTourism-Direktor Jan Herget die Vorteile auf.

Ein Skiurlaub im nahen Mittelgebirge sei für die Umwelt besser als eine Fahrt in die fernen Alpen, argumentiert Herget. Denn ein großer Teil des CO2-Ausstoßes entfalle auf die An- und Abreise mit dem eigenen Auto. Schon heute kommen rund 40 Prozent der Besucher des Skigebiets auf dem Klinovec aus Deutschland, wie der kaufmännische Leiter Martin Koky erläutert. Im Sommer, wenn man sich mit dem Mountainbike den Berg hinterstürzen kann, sei der Anteil sogar noch höher.

Besonders stolz ist man hier auf die neue Skipiste «Lazenska», die mit 3400 Metern die längste in ganz Tschechien ist. Sie ist erst seit dieser Saison in Betrieb und bietet auf der Südseite des Berges eine Alternative zur anspruchsvollen und teils steilen Piste «Jachymovska». Das sei eine gute Nachricht für Familien mit Kindern oder etwas schlechtere Skifahrer, die diesen Bereich bisher aus Angst gemieden hätten, betont Koky.

Das auf sächsischer Seite gegenüberliegende Skigebiet am Fichtelberg sieht Koky nicht als Konkurrenz, sondern als Partner. Mit einer grenzüberschreitenden Seilbahnverbindung würde für ihn ein «Traum» in Erfüllung gehen. Die Bauzeit würde nur ein Jahr betragen, sagt er, schränkt aber ein: «Sobald wir alle Genehmigungsstempel haben.» Noch ist das Zukunftsmusik, doch bereits heute verbindet ein Bus regelmäßig beide Areale. Jeder mehrtägige Skipass gilt auf beiden Seiten der Grenze.

Die Zeiten, in denen die Pisten nur mit natürlichem Schnee präpariert werden konnten, sind freilich längst vorbei. «Die technische Beschneiung gehört heute zur Grundinfrastruktur, so wie Seilbahnen, Schlepplifte oder Pistenraupen», sagt Libor Knot von der Vereinigung der tschechischen Wintersportorte. Dazu zählt etwa auch Spindlermühle im Riesengebirge.

Auf dem Klinovec wird der Schnee aus mehr als 200 Schneekanonen und Schneelanzen geschleudert, die alle aus einer Kommandozentrale ferngesteuert werden können. Für die Zukunft kann sich der technische Direktor des Skigebiets, Jaromir Hradil, den Bau eines kleinen Pumpspeicherkraftwerks vorstellen. Durch Ausnutzung des Höhenunterschieds zwischen zwei Wasserreservoirs würde es bei Bedarf Strom erzeugen – oder überschüssige Windenergie speichern.

In der strukturschwachen Karlsbader Verwaltungsregion hofft man, dass die Skitouristen auch anderweitig Geld ausgeben. In Jachymov (Sankt Joachimsthal) am Fuße des Klinovec bietet der örtliche Kurbetrieb kombinierte Ski- und Wellness-Pakete an. Die alte Bergwerksstadt lockt nicht nur mit einem Besucherstollen, sondern auch mit einem kleinen Aquazentrum – genau das Richtige, um nach einem anstrengenden Skitag in der Sauna oder im Whirlpool zu entspannen.

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