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Ratlose Passagiere am Frankfurter Flughafen

Ein durchtrenntes Kabel legt den Frankfurter Flughafen lahm. Passagiere müssen sich Alternativen suchen. Manche sind genervt, andere nehmen es gelassen und steigen in den Zug.

Am Frankfurter Flughafen geht nichts mehr. Das Computersystem der Lufthansa ist ausgefallen. Mitarbeiter der Airline versuchen die Passagiere zu beruhigen. Kurt Hofmann aus Österreich wollte eigentlich nach Toulouse. Früh am Morgen ist er mit dem Flieger aus Salzburg nach Frankfurt gestartet, von hier aus sollte es weitergehen. Sein Flug wird gestrichen, wie fast alle anderen an Deutschlands größtem Flughafen an diesem Tag. Eine Mitarbeiterin am Gate rät, den Zug nach Südfrankreich zu nehmen. Kurt Hofmann hat es aufgegeben: Zurück nach Österreich fährt auch ein Zug.

Ein Kabelschaden auf einer Frankfurter Baustelle hatte am Mittwoch zu einem Chaos bei der Lufthansa geführt. Computersysteme fielen aus, es gab Verspätungen und Ausfälle für Tausende Passagiere. Am Drehkreuz Frankfurt fielen bis zum frühen Abend 242 von 1000 geplanten Flügen aus. Am Nachmittag wurde der Flughafen nach rund dreistündiger Sperrung für Landungen wieder freigegeben.

Am Flugsteig A des Terminals 1 ist praktisch jeder Flug und jeder Passagier von dem IT-Ausfall betroffen. An den Schaltern der Gates bilden sich Schlangen, Fluggäste wollen wissen, was sie tun sollen. Sie müssen lange anstehen – und viel Geduld mitbringen. Die Schlange der Wartenden windet sich durch die Gänge von Terminal 1.

Baljit Sangra aus Kanada ist am Morgen aus Vancouver angekommen und will weiter nach Berlin. «Ich bin ganz durcheinander», sagt Sangra. Der Koffer sei für den Weiterflug nach Berlin durchgecheckt worden, doch die Lufthansa-Mitarbeiter hätten keinen Zugriff auf Gepäckdaten. Große Aufregung herrscht trotzdem nicht. «Ich bin überrascht, dass die Leute so ruhig sind», sagt Sangra. «Alle sind total nett hier.»

Abby Pontin und Steven Richardson sind am Morgen von Birmingham nach Frankfurt geflogen und wollen weiter zu einem firmeninternen Wettbewerb in Brüssel. Dass ihr Flug nach Belgien wohl ausfällt, haben sie nicht von der Airline, sondern von Richardsons Mutter erfahren – die Lufthansa-App auf dem Handy schweigt. Die beiden überlegen, in den ICE nach Brüssel steigen, brauchen aber ihr Gepäck, das bereits bis Brüssel durchgecheckt wurde.

Vor den Lufthansa-Terminals versammelten sich Hunderte Fluggäste, die versuchten Informationen vom Sicherheitspersonal zu erfahren. «Bisher hatte man einfach gar keine Information. Und wie es jetzt weitergeht, ist auch fraglich», sagte Fluggast Olaf Haupt, der eigentlich nach Madrid fliegen sollte. Es fehle zudem an Alternativen und Optionen, Flüge umzubuchen. «Für mich persönlich gibt es jetzt nichts, außer dass ich meinen Flug stornieren kann», sagte Linda Nobat, die ursprünglich auf dem Weg nach Hamburg war.

Am Nachmittag wurde der Flughafen nach rund dreistündiger Sperrung für Landungen wieder freigegeben. Die Lufthansa begann, die Computersysteme wieder hochzufahren. Für den Donnerstag rechnet das Unternehmen wieder mit einem weitgehend normalen Ablauf. Doch schon am Freitag kommt neues Ungemach: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi muss der Frankfurter Flughafen den regulären Passagierbetrieb einstellen, wie die Betreibergesellschaft Fraport mitteilte. Sie sprach von 137 000 betroffenen Passagieren am Freitag. Verdi hat zu einem ganztägigen Warnstreik an mehreren Flughäfen aufgerufen.

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