Karlsruhe (dpa/lsw) – Den Kirchen laufen scharenweise die Mitglieder davon. Um sie zu halten, muss die Kirche die Menschen nach Überzeugung des evangelischen Diakons Göran Schmidt in ihrem Lebensalltag abholen. «Wir sitzen nicht mehr im Kirchengebäude und warten, bis jemand kommt.» Von der Kirche betriebene Doppelstockbusse mit Café und Spielmöglichkeiten sollen auf Spielplätzen Berührungspunkte schaffen. Als weitere Orte für das bundesweite Programm «Kirche unterwegs» nannte der Karlsruher Diakon Schwimmbäder, Rastanlagen für Trucker und Golfplätze. Einstündige Predigten im Talar seien nicht mehr zeitgemäß.
Schmidt ist für die badischen Campingkirchen – darunter zwei am Bodensee und eine in St. Leon-Rot (Rhein-Neckar-Kreis) zuständig. Diese würden mit ihrem Angebot von Basteln, Theater und Singen versuchen, Kinder und auch die Eltern anzusprechen und für den Glauben zu interessieren. Die Form müsse verändert werden, um den Inhalt verständlicher für die Menschen zu machen, sagte Schmidt.
Nach Angaben der Evangelischen Landeskirche in Baden verabschiedeten sich dort im vergangenen Jahr mehr als 22 000 Menschen aus der Kirche. Im Jahr zuvor waren es knapp 17 000. Eintritte von jährlich um die 1000 glichen den Exodus nicht aus.
Deshalb setzen die Kirchen auf den ganz jungen Nachwuchs. «Kinder sind Türöffner», sagte Schmidt. Ohne Berührungsängste würden sie ihre Eltern unbewusst an den Glauben heranführen, der auf dem Campingplatz von bodenständigen Menschen in Jeans und T-Shirt vertreten werde. «Sie sind Camper unter Campern.»