Barcelona – 3:0 prangte auf der Anzeigetafel. Schon nach dem Hinspiel beim FC Barcelona, dem Club seines Lebens, liegt für ihn und den FC Bayern das Champions-League-Endspiel in praktisch unerreichbarer Ferne. Und an dem wohl schmerzhaftesten Abend seiner Trainer-Karriere hatte sich Guardiola auch noch als Wahrsager erwiesen: «Lionel Messi ist nicht zu stoppen», hatte Guardiola gesagt. Zweimal schlug der Argentinier prompt zu.
Erst als die Champions-League-Hymne verklungen war, schritt Guardiola aus den Katakomben zur ungewohnten Gäste-Bank. Dort legte er die zwei mitgebrachten Flaschen Wasser ab. Die Fotografen warteten bereits und bekamen einen ersten tollen Schnappschuss, als sich Guardiola und Barça-Coach Luis Enrique umarmten. Beide waren einst Teamkollegen – jetzt trafen sie sich als Gegner wieder, nicht mehr in kurzen Hosen, sondern in feinen Anzügen.
Mit dem Anpfiff war es mit den Sentimentalitäten vorbei. «Ich bin nicht hier als Hommage, sondern um meine Arbeit zu tun – mit Bayern München das Finale zu erreichen», hatte Guardiola gesagt. Und er hatte einen Plan ausgearbeitet, mit dem er das Unmögliche schaffen wollte. Irgendwie Messi aufhalten. Es schlug fehl.
Mit dem flinken Rafinha links in einer Dreierkette sowie einem sehr linksseitig verdichteten Mittelfeld hatte Guardiola einen verwegenen Anti-Messi-Plan entworfen. Er wurde zum Kurzzeitversuch. Nachdem Nationaltorhüter Manuel Neuer die erste Großchance von Luis Suárez mit einer grandiosen Fußabwehr vereitelt hatte, reckte Guardiola in der Coaching Zone aufgeregt vier Finger in die Höhe – Umstellung auf Viererkette bedeutete diese Anweisung. Ansonsten war Guardiola auffällig darum bemüht, Mimik und Gestik unter Kontrolle zu halten. Oft vergrub er die Hände in den Taschen.
Die Barça-Fans stimmten nach 34 Minuten Sprechchöre auf Luis Enrique an, ihren neuen Trainer-Strategen im Camp Nou. Guardiola war nach 14 gemeinsam bejubelten Titeln zwischen 2008 und 2012 als Gast in sein früheres Wohnzimmer zurückgekommen, Geschenke waren beim Wiedersehen nicht für den Katalanen vorgesehen.
Seine neuen Spieler gestalteten die Partie gegen seine früheren Zöglinge nach der Pause zunächst offener. Bis Messi von nichts und niemanden mehr zu halten war auf dem Feld. Zweimal in kürzester Zeit schlug der Argentinier zu. Als Neymar auch noch Tor Nummer drei nachlegte, wandte sich Guardiola ab und setzte sich fix und fertig auf die Bank. Es war vorbei – sehr wahrscheinlich auch die Chance auf das Champions-League-Finale in Berlin.