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Nix mit Kap – Hamburger Kiez-Promi zurück aus Afrika

Als Sohn eines Bordellbesitzers auf St. Pauli aufgewachsen, will der Hamburger Kampfsportler und Buchautor Michel Ruge von Afrika lernen. Mit Frau und Kind geht's im Geländewagen vom Kiez Richtung Kap. Doch schon in Westafrika ist Schluss.

Früher als geplant und ohne Visite am Kap der guten Hoffnung ist die Afrika-Reise des Hamburger Kiez-Promis Michel Ruge zu Ende gegangen. Von einem Abbruch der Tour könne dennoch keine Rede sein, sagte der Personenschützer, Kampfsportler und Erfolgsautor («Bordsteinkönig», «Große Freiheit Mitte») der Deutschen Presse-Agentur. «Inhaltlich haben wir alles, was wir brauchen.» Der 53-Jährige war im April vergangenen Jahres mit Frau Annika und Töchterchen Jaguar (23 Monate) in einem Geländewagen von St. Pauli auf «Entdeckungstour» in Richtung Kap aufgebrochen. Das Ganze stand unter dem Motto «My Teacher Afrika – Travel to learn».

Inzwischen sind die drei auf der spanischen Baleareninsel Formentera im Haus eines Bekannten untergekommen. Hier wollen sie die Eindrücke der Reise erst einmal verarbeiten, später soll daraus ein Buch entstehen. «Es war unglaublich anstrengend», sagte Ruge. «Wir hätten mindestens noch ein weiteres Jahr gebraucht, um bis nach Südafrika zu kommen.» Am Dienstag hatte auch die «Bild»-Zeitung über das vorzeitige Ende der Reise berichtet.

Zu schaffen habe ihnen neben der schieren Größe des Kontinents das Wetter und die Sicherheitslage gemacht. «In Marokko hat man uns vor Westsahara gewarnt, in Westsahara vor Mauretanien, die Mauretanier haben uns vorm Senegal gewarnt und so weiter.» In Ländern wie Gambia seien die Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine deutlich spürbar gewesen. «Die haben da eine Inflation von über 100 Prozent und das Benzin war dort teilweise teurer als in Europa.» Beeindruckt habe ihn die Freundlichkeit der Menschen – trotz verbreiteter Armut. Zusätzlich hätten ungewöhnlich schwere Regenfälle mit Überschwemmungen und einer Moskito-Plage die Reise überschattet.

Was ihn «wirklich fertig gemacht» habe, seien die vielen Militär- und Polizeiposten gewesen. «Wenn Du an eine solche Straßensperre heranfährst und siehst mit Skimasken vermummte Männer mit Maschinengewehren, fragst Du dich: Sind das Banditen oder sind das Polizisten oder Militär?» Und immer wieder sei Schmiergeld gefordert worden – vor allem an den Grenzen. «Wenn die wollen, lassen die Dich einfach vier Tage an der Grenze warten, und das willst Du mit Baby natürlich nicht.»

Letzte Station sei Accra, die Hauptstadt Ghanas gewesen. Ein Besuch auf der riesigen Elektroschrotthalde Agbogbloshie sei für sie zum Sinnbild der Reise geworden. Tausende Menschen lebten auf dem riesigen Müllberg davon, den Schrott einfach zu verbrennen, um an verwertbare Metalle zu kommen. «Man kann sich nicht vorstellen, wie die da leben», sagte Ruge und verwies darauf, dass ein Großteil des Schrotts aus Europa stamme. «Wir haben auf dieser Reise auch viel über uns, viel über Europa gelernt.»

Als sie gehört hätten, dass in Gambia ein deutsches Baby an Malaria gestorben sei, hätten seine Frau und er sich zur sofortigen Umkehr entschlossen. «Wir hatten das Abenteuer gebucht, aber nicht meine Tochter», sagte Ruge. Im Frühjahr will die Familie zurück auf dem Kiez sein.

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