London (dpa) – Nach zehn Jahren Streit mit der Zeitung «Guardian» hat die britische Regierung Briefe von Prinz Charles veröffentlicht – und damit eine Debatte über Einflussnahme des Thronfolgers ausgelöst. In der Korrespondenz mit Ministern, Staatssekretären und dem früheren Premierminister Tony Blair mischte sich der 66-Jährige in verschiedene Politikbereiche ein, die ihm besonders am Herzen liegen – etwa Viehhaltung und Landwirtschaft, aber auch die britische Armee. Kritiker bemängeln, dass er damit seine Position ausnutze und das Neutralitätsgebot eines künftigen Monarchen verletze.
Ein Statement seines Büros widersprach dieser Darstellung: Der Prinz spreche stets Themen von öffentlichem Interesse an. Für die Herausgabe der Briefe hatte der «Guardian» gegen den erbitterten Widerstand vor allem der Regierung gekämpft.
In einem Brief an Blair forderte Charles die Regierung auf, die Streitkräfte mit funktionierenden Kampfhubschraubern auszurüsten. Anderswo verlangte Charles, der selbst eine Biofarm betreibt, Subventionen für Bergbauern.
Es wurden zehn Briefe aus den Jahren 2004 und 2005 veröffentlicht, die Charles an Mitglieder der Regierung geschrieben hatte. 14 weitere sind Antworten der Regierung. Bei drei Schreiben handelt es sich um Briefwechsel zwischen Privatsekretären.
Nach Angaben der Regierung vom März vergangenen Jahres kostete der Rechtsstreit den Steuerzahler mindestens 275 000 Pfund (umgerechnet etwa 380 000 Euro) – inzwischen dürften die Kosten aber höher liegen, der «Guardian» schreibt von mehr als 400 000 Pfund.