Berlin (dpa/tmn) – Fast die Hälfte der Autofahrer in Deutschland (49 Prozent) hat noch nie das Tarifmerkmal der Kilometerleistung optimiert. Also die Angabe über die Kilometer, die man im Jahr mit seinem versicherten Fahrzeug zurücklegen darf. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Innofact-Umfrage, die das Ratgeberportal «Finanztip» in Auftrag gab.
Dabei kann Geld einsparen, wer die bei der Versicherung angegebene Kilometerzahl reduziert, wenn er weniger fährt. Wer etwa beim Abschluss mehr angibt, als er tatsächlich fährt, verschenkt bares Geld. So zahlt man durchschnittlich 16 Prozent zu viel, wenn man beispielsweise 10.000 Kilometer im Vertrag genannt hat, aber nur halb so viel gefahren ist. Das ist das Ergebnis einer eigenen Untersuchung, auf die Finanztip verweist.
Wer deutlich weniger Kilometer abgespult hat als im Vertrag genannt, teilt das daher besser seinem Versicherer mit. Bei vielen Versicherungen sei eine solche Änderung der Fahrleistung rückwirkend fürs aktuelle Jahr möglich, ohne dabei gleich einen neuen Vertrag abschließen zu müssen, so «Finanztip». Die Kilometerangaben erfolgen oft auch in Stufenschritten mit einer Spannbreite.
So kann man die geringere Kilometerleistung melden
Die geringere Fahrleistung sollte man schriftlich per Mail oder Brief an die Versicherung melden. Auch den Eingang der Meldung sich bestätigen lassen. «Wichtig: keine Vertragsverlängerung vornehmen und auch bei Gutschriften fürs kommende Jahr vorsichtig sein – denn dann muss man ja bei dem Versicherer bleiben», sagt Kathrin Gotthold von «Finanztip». Zudem sollte man explizit schreiben, dass die gesenkte Kilometerleistung rückwirkend fürs Jahr gelten solle.
Und: Wer schon länger als ein Jahr bei derselben Versicherung ist, kann sogar versuchen, Geld über das aktuelle Jahr hinaus zurückzubekommen – wenn man jeweils weniger gefahren ist.
Weitere Beispiele für Einsparungen bei weniger Kilometern:
- 5.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 7 Prozent mehr als 2.000 Kilometer
- 15.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 9 Prozent mehr als 10.000 Kilometer
- 20.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 14 Prozent mehr als 15.000 Kilometer
- 25.000 Kilometer kosteten durchschnittlich 13 Prozent mehr als 20.000 Kilometer
Von vornherein eine viel zu niedrige Kilometeranzahl anzugeben ist nicht ratsam. Autofahrer sollten diese realistisch, aber «aber defensiv» einschätzen. Denn Kilometer nachmelden gehe zwar immer. Und wenn man die jährlich vereinbarte Fahrleistung nur gering überschreitet, zeigten sich die meisten Versicherer kulant.
«Aber wenn die Abweichung nicht nur zehn plus ein paar Zerquetschte ist, kann im schlimmsten Fall eine Vertragsstrafe, also gerne mal ein Jahresbeitrag obendrauf, drohen», so Kathrin Gotthold. Der Versicherer werde außerdem den Beitrag neu berechnen und entsprechend Geld nachfordern.
«Die Autoversicherung fragt in der Regel nicht nach, ob man die gefahrenen Kilometer tatsächlich getroffen hat, beziehungsweise ob man in der Stufe geblieben ist», so Gotthold. Komme es aber zum Unfall, oder werde sonst ein Schaden gemeldet, fragt die Versicherung auch den Kilometerstand ab.
Wann ist es ratsam, Mehr-Kilometer nachzumelden?
«Sobald absehbar ist, dass man mehr fahren wird und man einschätzen kann, wie viel, ist es ratsam nachzumelden», rät Kathrin Gotthold. Dann wisse man auch, ob und wie viel die Versicherung mehr kosten wird. «Spätestens sollte man nachmelden, kurz bevor man tatsächlich überschritten hat – denn sonst hat man im Fall eines Schadens Ärger, weil der Versicherer von selbst auf die Mehr-Kilometer kommt.» Die jährliche Fahrleistung sollte man daher im Blick halten. Denn als jeder dritte Autofahrer (36 %) empfindet den Vertrag seiner Kfz-Police inzwischen als finanzielle Belastung.
Wie kann ich als Fahr/Versicherungsanfänger meine Kilometer berechnen?
Wenn man noch keine Erfahrung hat, wie genau man sein Auto nutzen wird, ist es schwierig, eine realistische Zahl zu nennen, so Gotthold und nennt eine Faustregel für Einsteiger:
Man addiert die Kilometer, die man wöchentlich fährt und rechnet die Summe aufs Jahr hoch. Dabei nimmt man aber nicht mal 52 für die exakten Wochen, sondern rechnet mal 60. Dann hat man auch einen kleinen Puffer.