Oberursel/Bad Zwischenahn (dpa/tmn) – Wenn die Temperaturen draußen steigen, ist ein kühles Zuhause umso wichtiger. Dann heißt es: lüften, wenn es etwas abkühlt, Fenster abdunkeln und für frischen Wind sorgen. Wenn das nicht reicht, hilft nur noch eines, eine Klimaanlage – oder?
Tatsächlich kann man auch auf natürliche Weise dafür sorgen, dass das Raumklima im Sommer angenehm bleibt. Nämlich mit der passenden Begrünung. Wie Pflanzen das schaffen und was man für den gewünschten Effekt beachten muss. Ein Überblick.
Wie können Pflanzen das Raumklima verbessern?
In Wohnräumen herrscht oft eine zu geringe Luftfeuchtigkeit. Das lässt sich mithilfe von Pflanzen leicht beheben. Durch Photosynthese nehmen Pflanzen Kohlendioxid auf und geben neben Sauerstoff auch Wasser an die Umgebung ab. «Durch diese Verdunstung erhöht sich die Luftfeuchtigkeit», sagt Martin Breidbach. Er ist Bundesgartenberater im Verband Wohneigentum.
Für den Verdunstungsprozess wird gleichzeitig Energie gebraucht. Die sogenannte Verdunstungskälte senkt dabei die Temperatur der Blätter und damit der Umgebung. Pflanzen können außerdem zur Luftreinigung beitragen, indem sie Staubpartikel binden und Schadstoffe aus der Luft absorbieren.
Einen ähnlichen Effekt hat laut Gartenbau-Ingenieur Heinrich Beltz auch die Blumenerde, in der die Pflanzen wurzeln. Denn sie gibt ebenfalls Wasser ab. Übrigens: Auch Tontöpfe geben über ihre poröse Wand Wasser ab – anders als Kunststofftöpfe.
Dennoch: Begrünung kann zwar das Raumklima etwas verbessern, ein kräftiges Lüften kann sie aber nicht ersetzen.
Welche Pflanzen eignen sich?
Grundsätzlich eignen sich alle Pflanzen, «da sie Photosynthese betreiben und damit die Umgebungsluft kühlen», so Breidbach. Kleinblättrige Pflanzen wie Birkenfeige (Ficus benjamina) oder Zierspargel (Asparagus densiflorus) binden besonders gut Staubpartikel. Pflanzen wie Zimmerlinde (Sparrmannia) oder Zyerngras (Cyperus alternifolius) können über die Verdunstung die Luftfeuchtigkeit besonders gut erhöhen.
Für trockene, heiße Räume gilt: je mehr Pflanzen, desto besser. Ist die Raumluft bereits angenehm, reicht die Anzahl der Pflanzen aus. Wird sie zu feucht, sind es vermutlich zu viele, sagt Gartenbau-Experte Beltz. Optimal für Wohnräume ist eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent.
Wie groß der Effekt der Pflanzen ist, ist auch von der Pflanzengröße und dem Gießverhalten abhängig. Eine Faustregel: Je mehr gegossen wird, desto stärker ist der Kühlungseffekt und die Erhöhung der Luftfeuchte. Breitblättrige Zimmerpflanzen bringen also mehr, da sie viel Wasser brauchen. Aber: «Ein großer Kaktus kann natürlich immer noch mehr bringen als eine winzige Birkenfeige», sagt Beltz.
Wohin mit den Pflanzen?
Ob Wohnzimmer, Schlafzimmer oder Bad: Wie viele Pflanzen man in einem Raum man platzieren kann, das bestimmt in der Regel das Angebot an Licht. Die meisten Pflanzen benötigen viel Licht und gehören ans Fenster. Farne kommen hingegen gut mit weniger Licht aus. Das gilt auch für die Grünlilie (Chlorophytum comosum). Efeutute (Epipremnum pinnatum), Einblatt (Spathiphyllum) oder Drachenbaum (Dracaena) bevorzugen helle Standorte ohne direkte Sonneneinstrahlung. Sie können auch etwas weiter weg vom Fenster stehen.
Übrigens: Es gibt auch Pflanzen, die empfindlich gegenüber trockener Luft sind. Sie sind also laut Heinrich Beltz weniger für die Befeuchtung lufttrockener Räume geeignet. Das sind zum Beispiel Zitrusgewächse, Kamelien und Azaleen.
Was bringen Pflanzen draußen?
Es muss nicht immer drinnen sein: Auch außerhalb der Wohnung oder des Hauses können Pflanzen dazu beitragen, dass es drinnen kühl bleibt. So können sie vor dem Fenster die direkte Sonneneinstrahlung reduzieren. Das verhindert, dass sich die dahinterliegenden Räume aufheizen.
Wer auf Markisen, Gardinen und Jalousien verzichten will, kann Kletterpflanzen zum Beispiel an einer Pergola anbringen, so Gartenberater Martin Breidbach. Pflanzen direkt vor dem Fenster empfiehlt er aber nicht: Sie versperren den Blick nach draußen. Und sie reduzieren «den Luftaustausch beim Lüften der Räume».
Für große Pflanzkübel und -tröge empfiehlt Breidbach mehrjährige Kletterpflanzen wie Kletterrosen, Clematis und Hopfen. Sie können sich an einem Rankgerüst gut entwickeln. Wer mehr Abwechslung braucht, kann zu einjährigen Prunkwinden, Glockenreben (Cobaea scandens) oder Feuerbohnen (Phaseolus coccineus) greifen. Diese müssen sich allerdings im Frühjahr erst entwickeln, um «im Laufe des Sommers ihre schattengebende Wirkung zu entfalten», so Breidbach.
Übrigens: Auch an einer Hausfassade haben Pflanzen eine Dämmwirkung. Eine Fassadenbegrünung etwa aus Efeu kann laut Gartenbau-Experte Beltz «durchaus einen gewissen Temperaturausgleich schaffen».
Kletterpflanzen wie Knöterich (zum Beispiel Fallopia baldschuanica), Blauregen (Wisteria) oder Jelängerjelieber (Lonicera caprifolium) können «natürliche Jalousien» bilden. Dafür werden sie an einem Rankgitter in etwas Abstand von der Fassade gezogen. Sind sie dann im Sommer belaubt, spenden sie Schatten. Gartenexperte Breidbach empfiehlt, sich in jedem Fall aber vorab zu informieren, welche Pflanzen sich für den jeweiligen Standort und die vorhandene Fassade eignen.