Die deutsche Aufstellung: Neuer – Boateng, Hummels, Badstuber, Lahm – Khedira, Schweinsteiger – Müller, Özil, Podolski – Gomez; Einwechlungen: 72. Klose für Gomez, 81. Kroos für Özil, 90. + 2 L. Bender für T. Müller
Die niederländische Aufstellung: Stekelenburg – van der Wiel, Heitinga, Mathijsen, Willems – van Bommel, N. de Jong – Robben, Sneijder, Afellay – van Persie; Einwechslungen: 46. van der Vaart für van Bommel, 46. Huntelaar für Afellay, 83. Kuijt für Robben
Im Vorfeld hatte Gomez viel Kritik einstecken müssen, er würde zu wenig laufen. Mit je einem Tor nach jedem sechsten Ballkontakt hält er jetzt nicht nur in mehr Laufmetern dagegen, sondern auch mit einer beeindruckenden Trefferquote. “Ein strukturiertes, hoch seriöses Spiel” lobt Moderator Bela Rethy. Wo er Recht hat.
Was für eine schöne Symbiose! Beide Tore wurden von Schweinsteiger vorbereitet, der von allen Spielern bisher am meisten gerannt ist.
Gomez rennt auch in der zweiten Halbzeit viel, lang, weit und dann rein, rein in John Heitinga. Liegt dann am Boden, ist aber nichts Schlimmes, “sieben Tage Sonnenschein”, und schon ist es wieder gut. Himmel, wie dieser Mann laufen kann.
Mats Hummels läuft samt Ball fast ins orangene Tor, wird dort aber vom Hausherren Stekelenburg erst mit einem Abprall, dann mit sicherem Halten rausgeworfen. Geh, wer viel fragt, renn ihm doch einfach die Bude ein!
Blut, Schweiß und Tränen: Blut bei Robben in der ersten Halbzeit nach dem Zusammenprall mit Badstubers Sturschädel, Schweiß ohnehin, weil EM und Charkiws tropische Temperaturen und Tränen der Freude bei allen Fans, vielleicht auch der Trauer bei Miroslav Klose. Nicht dass er sich offen so gehen lassen würde, aber innerlich, der arme Kerl sieht da seinen sehr guten Ersatz Tor um Tor zum Stammspieler werden.
Supermario Gomez verlässt in der 72. Minute sein Spielfeld, Klose kommt. Und die Niederlande schießen ihr erstes Tor überhaupt in dieser EM. Van Persie heißt der Vogel, dessen Flug Mats Hummels falsch gedeutet hatte. Und derselbe Vogel startet einen zweiten Angriff gleich hinterher, diesmal ist Hummels aber da.
Der Titel “selbstloser Held” dieses Spiel geht an Boateng, der sich mit schmerzverachtendem Pflichtbewusstsein unter dem Risiko eines Rippenbruches als lebenden Schutzschild zwischen Snijder und Tor geworfen hatte.
Ab der zweiten Hälfte der zweiten Hälfte scheinen die Niederlande die bessere Hälfte zu sein. Sie tummeln sich im deutschen Strafraum und schicken einen rasanten Gruß nach dem anderen.
Mats Hummels hatte vorhin mal angeklopft, ob Stekelenburg was gegen ein Tor hätte. Klose nun macht”s wie durch die Hintertür, kratzt vorsichtig rechts am Pfosten, doch tritt dabei dem Torwart fast die Füße platt.