KulturRumänien

Gheorghe Zamfir wird 75

Mit seiner zwitschernden Panflöte begeisterte er Millionen Menschen weltweit, darunter auch berühmte Filmregisseure. Gheorghe Zamfir wirkt wie ein Besessener: in seinem Ehrgeiz als Entertainer, aber auch in seinen fragwürdigen politischen Positionen.

Bukarest (dpa) – Er spielte vor dem Papst in Rom, vor der Kaiserin Japans und vor Abertausenden Zuschauern in den Kulturmetropolen der Welt. Bei seinem Konzert im Athener Olympiastadion 1964 soll ihm das Publikum «die Schuhe geküsst» haben, rühmte sich Gheorghe Zamfir 2013 in der rumänischen Zeitung «Adevarul». 2002 wies ihn der Staat Israel nach antisemitischen Äußerungen aus. Am Mittwoch (6. April) feiert der Meister der Panflöte seinen 75. Geburtstag – an der Seite seiner frisch angetrauten 44 Jahre jüngeren Frau.

Gheorghe Zamfir im August 1987.

Das Massenpublikum begeisterte Zamfir mit neuen Tönen, die er der Panflöte entlockte, die unter seinen Lippen melancholisch klagen und zwitschernd jubilieren kann. Dazu verlängerte er das ursprünglich 20-röhrige Blasinstrument schrittweise auf bis zu 30 Bambusrohre. Manche Schöngeister finden seinen Sound kitschig. Jedenfalls kann er auf eine stolze Verkaufsbilanz zurückblicken: Mehr als 250 Ton-Veröffentlichungen, mehr als 120 Millionen verkaufte Platten, mehr als 90 Gold- und Platinauszeichnungen. Seine Interpretation des Volkslieds «Ciocarlia» («Die Nachtigall») wurde zum Klassiker.

Groß stieg Zamfir auch in das Filmgeschäft ein: Quentin Tarantino holte ihn als Filmmusiker für «Kill Bill». Für Sergio Leones «Es war einmal in Amerika» (1984) spielte Zamfir mit dem Panflöten-Stück «Cockeye‘s Song» eines der zentrale Motive.

Geboren als Sohn eines Krämers in Gaesti, einem Dorf in der südrumänischen Tiefebene etwa 100 Kilometer nördlich von Bukarest, war Zamfir für die große Karriere alles andere als prädestiniert. Weil sein Vater für die Kommunisten als Kleinkapitalist und als Sympathisant der rumänischen Faschisten galt, fiel Zamfir in die benachteiligte Kategorie der Rumänen «mit ungesunder Herkunft», wie es damals offiziell hieß. Sein Vater kaufte dem kleinen Jungen, der Volksmusikanten auf Jahrmärkten sehnsüchtig bewunderte, als erstes Instrument eine Mandoline.

Der Anfang war schwer. Als 14-Jähriger wollte er eigentlich am Bukarester Musik-Gymnasium Akkordeon lernen, doch gab es in der entsprechenden Klasse keinen Platz – nur die Gruppe für Panflöte nahm ihn auf. Als 18-Jähriger gewann er den ersten nationalen Wettbewerb. Ab 1961 folgte ein Musikstudium am Bukarester Konservatorium. Steil bergauf ging es für ihn ab Ende der 1960er Jahre, als der Schweizer Volksmusikforscher Marcel Cellier (1925-2013) ihn entdeckte.

1982 wanderte Zamfir aus Rumänien aus, nachdem er vorher mit seinen Konzerten im Ausland bewusst auch für das Regime des Diktators Nicolae Ceausescu hatte werben wollen, wie er der Zeitung «Adevarul» erzählte. Ende 1990 geriet Zamfir in eine finanzielle Sackgasse, weil der französische Fiskus hohe Steuer-Nachzahlungen einforderte. Dies mag dazu beigetragen haben, dass Zamfir sich in immer konservativere, antiwestliche politisch-ästhetische Haltungen hineinsteigerte. Er wurde Mitglied der rechtsextremen rumänischen Partei Romania Mare. In deren Blatt erschienen jene ihm zugeschriebenen antisemitischen Äußerungen, von denen sich Zamfir nach dem Eklat in Israel reumütig distanzierte.

Die Zeiten großer Konzerte auf den Weltbühnen scheinen für Zamfir vorbei zu sein, dafür bleiben ihm seine treuen Fans in Rumänien. Obwohl er Hardrock verabscheut, will er im Bukarester «Hardrock Café» am 5. April mit einem Panflöten-Konzert in seinen Geburtstag hineinfeiern – vor vermutlich ausverkauftem Haus.

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