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Folter in türki

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat zahlreiche Fälle von «Folter und Entführungen» durch die türkische Polizei dokumentiert und Aufklärung gefordert. Es gebe Hinweise darauf, dass Folter und Misshandlung in Polizeigewahrsam in der Türkei ein «weit verbreitetes Problem» geworden seien, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht «In Haft - Polizeifolter und Entführungen in der Türkei».

Istanbul (dpa) – Betroffene berichteten demnach von Schlägen durch die Polizei, sexuellem Missbrauch oder Androhung dessen. Manche Häftlinge seien dazu gezwungen worden, sich zu entkleiden. Meist seien Personen betroffen, denen Verbindungen zu Terrororganisationen oder zum Putschversuch von Juli 2016 vorgeworfen werden. In vielen Fällen habe die Polizei Geständnisse erpressen wollen.

Ein Mann hält am 15.05.2017 in Neu-Ulm (Bayern) ein Schild in den Händen, auf dem die Freilassung der in der Türkei inhaftierten Mesale Tolu Corlu gefordert wird. Türkische Anti-Terror-Einheiten waren am 30. April in die Istanbuler Wohnung der deutschen Übersetzerin eingedrungen. Ihr wird laut Haftbefehl vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein, die in der Türkei als Terrororganisation gilt.

Die Führung unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan habe zwar «null Toleranz für Folter» erklärt, dennoch bleibe es bei einem «Klima der Straffreiheit» für Folter und Misshandlungen, heißt es in dem Bericht. Die Fälle müssten dringend untersucht und der Praxis Einhalt geboten werden.

In dem Bericht werden elf Fälle der vergangenen sieben Monate dokumentiert, die zahlreiche Häftlinge betreffen. Er basiert auf Angaben von Anwälten, Angehörigen, Gerichtsunterlagen und auf Interviews mit zwei Betroffenen. HRW forderte die türkische Regierung zudem dazu auf, Fälle von Verschleppung von Staatsbediensteten zu untersuchen, auf die die Organisation bereits im August hingewiesen hatte.

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