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«Etwas für die Harten» – Wintercamping in Thüringen

In Thüringen ist Camping in der kalten Jahreszeit weiter eine Nische vor allem für Wohnmobilnutzer. Einige haben das ganze Jahr über geöffnet. Ein flächendeckender Trend zeichnet sich aber nicht ab.

Ob im Rahmen einer Städtereise oder für ein einsames Naturerlebnis: Angebote zum Wintercamping werden in Thüringen vor allem von Reisenden in Anspruch genommen, die Ruhe suchen. «Einige unserer Gäste kommen gezielt in den Wintermonaten», erklärte Kerstin List vom Campingpark Erfurt, der vor zwei Jahren eröffnet wurde. «Für sie ist es eine neue Erfahrung, die Stadt im Winter kennenzulernen, wenn weniger los ist.» Die Mehrzahl der Wintergäste komme aber nach wie vor, um den Weihnachtsmarkt in der Landeshauptstadt zu besuchen. Zu dieser Zeit sei die Belegung recht gut gewesen.

Auch in Oberhof seien dieser Tage hauptsächlich Gäste auf dem Campingplatz, die ein ungestörtes Naturerlebnis suchten, so Michael Hirschfeld, Inhaber von Oberhof Camping Lütschesee. Ähnlich wie in Erfurt ist auch der Campingplatz in Oberhof das ganze Jahr geöffnet. Generell sorgten Wintersportveranstaltungen oder eine zum Wintersport ausreichende Schneedecke für mehr Nachfrage. Zur Biathlon-Weltmeisterschaft im Februar würden wieder viele Gäste erwartet, ohne Events oder Schnee bleibe es eher ruhig.

«Generell kann man sagen, dass immer eine gewisse Infrastruktur oder besondere Rahmenbedingungen wie Schnee nötig sind, damit Wintercamping in Thüringen angenommen wird», sagte Silke Etten, Vorstandsmitglied im Thüringer Campingverband. Deshalb konzentrierten sich die Angebote im Freistaat in erster Linie auf den Thüringer Wald und Hotspots wie die Landeshauptstadt. Außerhalb dieser Regionen lohne es sich kaum, einen Campingplatz geöffnet zu halten. Wintergäste machten zudem nur einen Bruchteil der Nachfrage im Sommer aus. Ein klarer Trend zum Wintercamping sei nicht erkennbar.

Auch die Effekte durch den «Urlaub zu Hause» während der Corona-Pandemie und kleinere Reisebudgets durch die Preissteigerungen wirkten sich nur begrenzt aus, so Etten. «Wintercamping bleibt etwas für die Harten.» Auf ein Mindestmaß an Lebensstandards verzichten jedoch auch Wintercamper nicht: Die Mehrzahl der Gäste seien mit dem Wohnmobil unterwegs, sagten alle Befragten. Bei sehr niedrigen Temperaturen seien selbst Wohnwagen auf Dauer nur schwer frostfrei zu halten. Gäste, die im Zelt übernachteten seien die absolute Ausnahme.

Für den Thüringer Campingclub mit rund 220 Mitgliedern spielt das Wintercamping daher auch kaum eine Rolle: «Vereinzelte Mitglieder hatten das in der Vergangenheit schon ausprobiert, aber im Sommer macht campen einfach mehr Spaß», erklärt der Vorsitzende Gerhard Hapke. Wenn überhaupt, ziehe es Wintercamper vor allem in die Voralpenregion.

Ob Sommer oder Winter, grundsätzliche Aussagen zu neuen Trends sind dem Campingverband zufolge aktuell schwierig zu machen, weil Corona für viel Unruhe gesorgt hat. Nach den coronabedingten Schließungen seien viele Plätze im Sommer 2021 überlastet gewesen, erst 2022 seien der Betrieb und die Gästezahlen wieder zum Normalzustand zurückgekehrt. «Was wir generell beobachten, ist eine stärkere Nachfrage nach Camping-Angeboten über verlängerte Wochenenden.» Auch ein kurzfristigeres Buchungsverhalten, wie es auch aus der Hotellerie gemeldet wird, sei nach wie vor üblich.

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