DeutschlandGoldene StraßeVohenstrauß

Da passt viel Kultur rein

Wahrzeichen der Residenzstadt (heute 7681 Einwohner) des Pfalzgrafen Friedrich von der Pfalz Zweibrücken Vohenstrauß Parkstein ist die Friedrichsburg, ein dreigeschossiger, rechteckiger Renaissancebau (1586 93) mit vier runden Ecktürmen und Haupteingangsturm.

„Unsere Friedrichsburg hat auf drei Stockwerken unendlich viel Platz für Veranstaltungen aller Art“, wirbt Rudolf Gruber, Tourismuschef der Stadt, für eine intensive Nutzung der aufwendig sanierten 1600 Quadratmeter. Im Frühjahr und Sommer ist er selbst mit der Touristinfo ins Erdgeschoss der Renaissanceanlage gezogen: „Das ist die beste Werbung“, freut sich Gruber auf Besucher, die zusammen mit Ausflugstipps rund um Vohenstrauß auch gleich einen Einblick in das städtische Schatzkästchen bekommen. Montag bis Freitag ist die Informationsstelle bis 16 Uhr geöffnet. „Im Winter sind uns allerdings die Heizkosten zu hoch“, begründet er die saisonale Nutzung.

Auch das Landestheater Oberpfalz nutzt einen Schloss Saal als Spielort: „Das ist doch eine herrliche Kulisse“, freut sich auch Bürgermeister Andreas Wutzlhofer und begutachtet die Web Cam, die von einem Fenster im 3. Stock Bilder vom Marktplatz der Pfalzgrafenstadt aufzeichnet. „Der Eigentümer, der Freistaat Bayern, will klare Verhältnisse“, ergänzt Wutzlhofer, und hat das Objekt an einen Eventbetreiber verpachtet. An 30 Tagen dürfen wir die Burg nutzen und die Zusammenarbeit mit dem Pächter ist reibungslos.“ Der Bürgermeister und sein Tourismusmanager freuen sich deshalb schon auf eine neue Veranstaltung: „Die Wanderausstellung ,Goldene Straße’ passt hier natürlich perfekt rein …“

Der verführerisch Verbotene Weg

Kaiser Karl IV. hielt sich selbst nicht an sein Verbot – Transport der Reichskleinodien

Schloss Bor, auch Ausstellungsort der
Wanderausstellung „Goldene Straße“.

Der Kaiser hat’s befohlen, ist aber selbst nicht immer wie empfohlen gereist. Karl IV. ließ die Reichskleinodien 1350 von Karlštejn nach Nürnberg über die verbotene Trasse durch Waidhaus transportieren. Woran man erkennen kann, dass es gute Gründe gab, die vom Gründer konstruierte Strecke mit der unbequemen Höhe Bärnau zu umgehen – nicht von ungefähr verläuft heute die Via Carolina, vulgo A 6, auch dort, wo der Reiz des Verbotenen lange wirkte.

Auf tschechischer Seite verlief der Verbotene Weg unter anderem durch folgende Orte:

Rozvadov/Roßhaupt: Die erste tschechische Gemeinde nach der Grenze ist Anlaufstation für preisbewusste Grenzgänger. Die barocke Wenzelskirche harrt noch immer ihrer Sanierung. Schön ist das Naturreservat Jezírka u Rozvadova (seit 1984) mit einer Fläche von 6,52 Hektar entlang der Grenze.

P?rímda/Pfraumberg: Burg und Handelsweg bedingen sich hier gegenseitig, vermutlich entstand der Ort kurz nach Gründung der Schutzburg, deren Ruine noch keck auf dem Hügel harrt. Im Städtchen (1507 Einwohner) sind die ursprünglich romanische Georgs Kirche und die Nepomuk Statue erwähnenswert.

Bor/Haid:
Große Teile der Stadt (4014 Einwohner) wurden im Krieg zerstört, der Rest reichte dennoch, um 1992 eine städtische Kulturdenkmalzone um die barocke Nikolaus Kirche zu errichten. Beim Mittelalterfest kann die Burg besichtigt werden. Zur Schwarzen Madonna in der Loretto Kirche findet jährlich eine Wallfahrt statt.

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Die Fähigkeit zum Katzensprung
Dr. Birgit Seelbinder kann selbst in Singapur genau erklären, wo sie daheim ist

 Von Maria von Stern

Sie gerät ins Schwärmen, wenn sie davon spricht, „was man alles bewegen kann“: Die promovierte Juristin Birgit Seelbinder setzt sich als Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Marktredwitz und als Vorsitzende der Euregio Egrensis für deutsch- tschechische Zusammenarbeit ein. Die grenzüberschreitende Gartenschau 2006 ist einer der Erfolge, die sie verbuchen kann. Aber bei Vergangenem hält sich die Macherin nicht lang auf.

Als Präsidiumsmitglied des Deutschen Städtetags reisen Sie viel auch außerhalb Deutschlands und Europas. Wie erklären Sie Gesprächspartnern, woher Sie kommen? Marktredwitz kennt ja nicht jeder auf Anhieb.


Birgit Seelbinder:
(lacht) Die Wenigsten! Ich habe mittlerweile eine mehrstufige Erklärung entwickelt. Erstnenne ich Nürnberg und Prag, das klappt immer. Anschließend versuche ich den Bayerischen und Böhmischen Wald, dann Pilsen, Amberg, Weiden, Hof – da schütteln schon die meisten den Kopf. Wenn ich aber Karlsbad, Franzensbad und Marienbad erwähne, können sogar in Singapur die meisten einordnen, aus welcher Ecke der Welt ich bin. Und manchen fällt ein, dass sie schon mal da waren, oder kommen wollten.

Wer hier aus derselben Ecke stammt, weiß, dass Marktredwitz recht weit im Norden Bayerns liegt. Würden Sie sagen, dass Sie noch Teil der Goldenen Straße sind?


Birgit Seelbinder:
Auf jeden Fall, je der Händler wäre doch dumm gewesen, wenn er die Gegend bei Redwitz und Cheb als Umschlagplatz für seine Waren ausgelassen hätte. Die Euregio Egrensis gehört zur Goldenen Straße. Wir sind ein kleiner Teil in dieser Region, wenn wir weit kommen wollen, brauchen wir starke Verbündete.

Und da halte ich die Goldene Straße und die Metropolregion Nürnberg für geeignet, weil sie uns kulturell und in Kilometern nah sind. Ich bitte Sie, was sind schon 50, 100 oder 200 Kilometer, ein Katzensprung.

In unserer Gegend lebten Bayern und Böhmen lange friedlich zusammen, dann kamen zwei Welt kriege. Wie können wir für die Zukunft vorbeugen, dass uns so etwas erspart bleibt?


Birgit Seelbinder:
Wir brauchen Bildung. Wir müssen zum Beispiel Kinder von Migranten bei ihren Stärken abholen, statt ihnen dauernd das Gefühl zu geben, dass sie erst mal richtig Deutsch lernen müssen, bevor wir uns für sie interessieren.

Deshalb setzte ich mich neben Tschechisch für die Wahlpflichtfächer Russisch und Türkisch an bayerischen Schulen ein. Wir können damit beginnen, sobald das Kultusministerium den Weg frei macht. Wir müssen uns um eine Gesellschaft bemühen, die Fähigkeiten anerkennt.

Was erwidern Sie Gegnern dieser Idee?


Birgit Seelbinder:
Meine bisherigen Vorschläge waren auch einigen zu forsch, sie haben aber funktioniert. Ich denke, man sollte etwas gut Durchdachtes erst mal ausprobieren, ein halbes Jahr zum Beispiel, und dann entscheiden, wie es weiter geht.

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