Berlin (dpa) – Mit Beginn der Motorradsaison sind in Deutschland mindestens rund 160 Straßen zumindest zeitweilig für Biker gesperrt. Das geht aus einer Erhebung des Bundesverbands der Motorradfahrer hervor. «Das sind etwas weniger als in den vergangenen Jahren. Vereinsmitglieder haben zuletzt erfolgreich gegen Sperrungen vor Gericht geklagt», sagte der Vize-Vorsitzende Michael Wilczynski der Deutschen Presse-Agentur. 85 Prozent der Klagen hätten Erfolg gehabt.
Wilczynski zufolge wurden viele Durchfahrtsverbote für Motorradfahrer vor Jahren verhängt, aber nie wieder auf ihre Wirksamkeit überprüft. Die Behörden verwiesen in der Vergangenheit zur Begründung auf das Ruhebedürfnis von Anwohnern oder auf eine Häufung von Unfällen. Einige Streckensperrungen gelten laut dem Verein, der die Interessen von Bikern vertritt, in der Nacht oder an Sonntag- und Feiertagen.
Der Verband sei dafür, dass rücksichtslose Fahrer bestraft werden sollten. «Fraglich ist nur, ob das Fehlverhalten Einzelner rechtfertigt, dass allen Motorradfahrern der Fahrspaß genommen wird», sagte Wilczynski und ergänzte mit Blick auf Beschwerden wegen Lärms: Früher seien vier bis fünf Motorräder in Kolonne gefahren. «Heute wird sich zu Gruppenfahrten mit 20 bis 30 Leuten verabredet.»
Nach Angaben der Deutschen Verkehrswacht bewegt sich die Zahl der Motorradunfälle seit Jahren auf hohem Niveau. «Im letzten Jahr kamen 480 Menschen auf Motorrädern ums Leben, knapp 8000 wurden schwer verletzt», sagte Simon Wagner, Referent bei der Verkehrswacht für Fahrsicherheitstraining. Mehr als 25 800 Unfälle mit Biker verzeichnete die Statistik für 2022. «Und es sieht nicht so aus, als gäbe es in den nächsten Jahren eine Trendwende.»
Häufige Unfallursache ist Wagner zufolge eine zu hohe Geschwindigkeit. «Viele Motorräder bewegen relativ wenig Gewicht pro Leistungseinheit und beschleunigen daher gut.» Zu Stürzen könne es besonders in Kurven oder bei Gefahrenbremsungen kommen, sagte der Fachmann. «Der Grund für die schweren Unfallfolgen ist aber, dass man auf dem Motorrad ungeschützt unterwegs ist.»