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Beliebt für Kurzurlaub: Zittauer Gebirge will entdeckt werden

Wenn an Stränden, in Ferienorten oder vor Sehenswürdigkeiten dichtes Gedränge herrscht, kann Urlaub rasch in Stress ausarten. Abseits vermeintlich angesagter Reiseziele geht es durchaus ruhiger zu. Etwa in der «kleinen Schwester» der Sächsischen Schweiz.

Nonnenfelsen, Kelchsteine oder der Berg Oybin, der in seiner Form einem riesigen Bienenkorb ähnelt: Im Zittauer Gebirge lassen sich bizarre Gesteinsgebilde entdecken. Wegen der geologischen Ähnlichkeiten ist mitunter sogar von der «kleinen Schwester der Sächsischen Schweiz» die Rede. Das mag an den Sandsteinfelsen liegen, die auch die Landschaft im südöstlichsten Zipfel Sachsens prägen. Bislang ist die Gegend im Dreiländereck zu Tschechien und Polen jedoch eher ein Geheimtipp und zu keiner Zeit wirklich überlaufen.

«Unser Naturpark ist nicht das typische Ziel, wo man den Haupturlaub verbringt», räumt Linda Pietschmann vom Tourismuszentrum Zittauer Gebirge ein. Gäste, vor allem aus Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Berlin, wählen die Region eher für einen Zweit- oder Dritturlaub. Schon zu DDR-Zeiten seien Leute gern zum Wandern ins kleinste Mittelgebirge Deutschlands gekommen.

Nachdem die Corona-Pandemie für Einschnitte gesorgt hat, gewinnt das Zittauer Gebirge inzwischen wieder an Zuspruch bei Urlaubern. «Die Zahlen entwickeln sich sehr erfreulich», sagt Pietschmann. Die positive Bilanz der ersten vier Monate im laufenden Jahr stimmt sie optimistisch, dass das Niveau von 2019 wieder erreicht oder gar übertroffen wird. Damals sei mit insgesamt rund 500 000 statistisch erfassten Übernachtungen im Jahr der bisherige Spitzenwert verzeichnet worden.

Wie viele Gäste tatsächlich Quartier nehmen, sei nur bedingt messbar, da die Auslastung von Unterkünften mit weniger als zehn Betten nicht in der Statistik berücksichtigt werden. Der Naturpark Zittauer Gebirge sei eine «Region mit kuscheligen, kleinen Häusern», in der Ferienwohnungen und Privatquartiere dominierten. Größere Objekte gebe es eher in überschaubarer Zahl. Dazu zählen etwa der Trixi-Park in Großschönau mit Bettenkapazitäten im dreistelligen Bereich oder der Campingplatz am Olbersdorfer See.

Mit Blick auf die Sommerferien spricht Pietschmann von einer guten Buchungslage. Freie Quartiere gebe es jedoch nach wie vor in allen Orten. «Wir haben noch Platz», heißt es aus dem Zittauer Tourismuszentrum. «Nur bei Großveranstaltungen wird‘s in der Regel eng.» Generell sei zunehmend der Trend zu beobachten, dass die Gäste kurzfristig buchen.

Prognosen für diesen Sommer gehen nach Angaben von Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) von einem Reiseverhalten wie vor der Pandemie aus. Es gebe einen positiven Trend, auch wenn man von Januar bis April bei den Ankünften und Übernachtungen noch 8,7 Prozent beziehungsweise 5,3 Prozent unter den Werten von 2019 liege. Der Tourismus ist den Angaben zufolge ein großer Wirtschaftsfaktor mit 190 000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von acht Milliarden Euro im Freistaat.

«Es ist definitiv Luft in der Nebensaison», sagt Ines Stephan, die den Fremdenverkehrsbetrieb in Oybin leitet. Mit der Burg- und Klosterruine auf dem gleichnamigen Berg besitzt der Ort die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit im Zittauer Gebirge. 2022 besuchten rund 100 000 Menschen die Anlage, womit laut Stephan wieder an Vor-Corona-Zeiten angeknüpft werden konnte. Dass auch viele tschechische Gäste den Weg nach Oybin finden, sei auf Karl IV. zurückzuführen. Er stiftete dem Cölestinerorden 1346 das Kloster auf dem markanten Sandsteinplateau und war seinerzeit nicht nur deutscher Kaiser, sondern auch böhmischer König.

Im Zuge der Reformation zogen sich die Mönche vom Berg Oybin zurück. Naturgewalten, Blitzschlag und ein Felssturz im 17. Jahrhundert führten später zu Zerstörungen der Gebäude. Seit Jahren schon wird das Areal saniert. 2022 sei am früheren Zwinger damit begonnen worden, zugeschüttete Mauerreste freizulegen, die unter Wildwuchs verborgen lagen. «Das ist eine langwierige Sache», sagt Stephan. Die Flächensanierung einschließlich Stabilisierung des Hanges laufe in mehreren Bauabschnitten und werde von Archäologen begleitet.

Ein «ganz wichtiges Ausflugsziel» für Oybin ist nach Stephans Angaben der Hochwaldgipfel mit seiner Baude. Das höchstgelegene Gebäude im Zittauer Gebirge wurde gerade mit einem Aufwand von weit mehr als einer Million Euro grundhaft gesichert und umfassend saniert. «Bei laufendem Geschäftsbetrieb», hebt Baudenwirt Torsten Grundmann hervor. Das gewaltige Bauvorhaben konnte der Pächter nur durch Fördermittel und in enger Kooperation mit der Stadt Zittau stemmen, denn ihr gehören der Grund und Boden.

Höchste Erhebung der Oberlausitz ist mit 793 Metern die Lausche, über die auch die Staatsgrenze verläuft. Sowohl von deutscher als auch von tschechischer Seite führen Wanderwege hinauf. Sie sind deutlich stärker frequentiert, seit 2020 der neue Aussichtsturm auf dem Gipfel eröffnet wurde. Die Plattform des acht Meter hohen Bauwerks bietet Wanderern nun eine weite Rundumsicht über die Baumwipfel hinweg. «Die Lausche hatte noch nie so viele Besucher, selbst im Winter», erzählt Michaela Ullrich von der Touristinformation in Waltersdorf. Sie empfiehlt die Gegend für Leute, die moderate Anstiege beim Wandern vorziehen und die Ruhe suchen. «Bei uns kann man entschleunigen.»

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