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Wegewarte im Einsatz – Wanderstrecken bekommen Frühjahrsputz

Viele Menschen in Sachsen schnüren jetzt wieder ihre Wanderschuhe, auf den Wegen herrscht Hochbetrieb. Wegewarte halten die Strecken instand und haben viel zu tun. Das Ehrenamt steht aber vor einem Generationenwechsel.

Unerkannt bleibt Thomas Putz auf den Wanderwegen im südöstlichen Vogtland selten. Es wird gegrüßt, etwas geplaudert. Zu jeder Jahreszeit ist Putz auf den Wanderwegen rund um Grünheide anzutreffen, etwa 250 Kilometer lang ist sein Gebiet. Als Regionalwegewart kontrolliert er die Wanderschilder, stellt neue Hinweistafeln auf, behebt kleinere und meldet größere Schäden – all das ehrenamtlich. «Unsere Arbeit ist wichtig, denn unsere Wanderer freuen sich über gepflegte Routen», sagt Putz, der hauptberuflich im Staatsbetrieb Sachsenforst arbeitet.

Fünf ehrenamtliche Regionalwegewarte betreuen für den Vogtlandkreis den Vogtland Panorama Weg, den Kammweg Erzgebirge-Vogtland und die überregionalen Fernwanderwege und Gebietswanderwege, sagt die Koordinatorin Susan Strauß vom Amt für Wirtschaft und Bildung. Um den Rest kümmern sich die Kommunen selbst, bei denen weitere ehrenamtliche Wegewarte im Einsatz sind.

2000 Kilometer beschilderte Wanderwege führen durch das Vogtland. «Die Arbeit der Wegewarte ist für uns unverzichtbar. Wir erhalten Kenntnis über die Situation vor Ort und haben dadurch die Möglichkeit, unser Wegenetz qualitativ auf einem hohen Niveau zu halten und können Schäden schnell beheben», sagt Strauß.

Besonders in den sächsischen Mittelgebirgsregionen funktioniere die Zusammenarbeit zwischen Behörden und ehrenamtlichen Wegewarten sehr gut, erklärt Bastian Rakow, Geschäftsführer des Sächsischen Wander- und Bergsportverbandes in Dresden. «Deren Arbeit hat in Regionen einen besonders hohen Stellenwert, in denen das Wandern touristisch eine große Rolle spielt.» Viele Kommunen stünden vor dem Problem, dass in den 1990er Jahren mehr Wanderwege angelegt wurden, als nun gepflegt werden könnten. «Das betrifft etwa Schilder oder Markierungen. Wanderer sehen schnell, wo ein Wanderwart aktiv ist und wo eine Kommune das Thema auf dem Schirm hat», sagt Rakow, in Mittelsachsen selbst aktiver Wanderwart und mitverantwortlich für 80 Kilometer Wanderwege.

Im Erzgebirge als einer klassischen Wanderregion im Freistaat freuen sich die Koordinatoren über zunehmendes Interesse am Ehrenamt des Wanderwartes. «Wandern liegt im Trend. Es gelingt ganz gut, Nachfolger für die Reviere zu finden», sagt Matthias Lißke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH des Landkreises in Annaberg-Buchholz.

Tausende Schilder und Hunderte Schutzhütten leiten durch die tiefen, erzgebirgischen Wälder. Um die Menge zu bewältigen, wurde in den vergangenen Jahren ein sogenanntes Kernwegenetz definiert, so Lißke. «Wir konzentrieren uns bei der Pflege zuerst auf die Wege, die für die Nutzer am attraktivsten sind.» 153 erzgebirgische Wanderwegewarte kümmern sich um 4500 Kilometer unterschiedlichster Kategorien. «Für die Einheimischen und Gäste bedeutet das, ein wahres Wanderparadies vorzufinden.»

Wichtig ist inzwischen auch die Digitalisierung der ehrenamtlichen Arbeit, sagt Lißke. Mehr QR-Codes seien im Gespräch, digitale Karten würden gemeinsam mit dem Tourismusverband erstellt.

Die besondere Herausforderung besteht aus Sicht des Tourismusministeriums in Dresden aktuell darin, den Generationswechsel bei den Wanderwegewarten aktiv zu begleiten. Um jüngere Nachfolger zu gewinnen, unterstützt das Ministerium etwa das Projekt «Wandern und Pilgern», bei dem seit 2021 neben anderen Inhalten auch die Ausbildung von Wanderwarten finanziert wurde.

Auch im Vogtlandkreis stehe ein Generationswechsel an, sagt Regionalwegewart Thomas Putz. «Ältere Wegewarte haben Schilder früher noch per Hand gemalt.» Inzwischen gebe es Kunststoffschilder. «Die Digitalisierung ist wichtig, um Schadensmeldungen und allgemeine Informationen schneller und gebündelter zu sammeln.» Und bei den regelmäßigen Schulungen zeige sich: «Es gibt zunehmend Interesse von Frauen an dem Ehrenamt. Denn vorher war das oft eine Männerdomäne», so Putz. Vandalismus komme auf den Wegen selten vor. «In einer Schutzhütte steht ein Besen – und der wird sogar benutzt.»

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