Ratgeber

Was ein Beinbruch für Hund und Katze bedeutet

Bernkastel-Andel/Hürth (dpa/tmn) – Labrador-Mix Willy hatte Glück im Unglück. Beim Toben mit einem anderen Hund hatte er sich unterhalb des Knies am rechten Hinterbein eine sogenannte Grünholzfraktur zugezogen.

Davon spricht man, wenn sich bei noch nicht ausgewachsenen Jungtieren durch Überdehnung der Knochen biegt, aber nicht bricht. Im Knocheninneren gibt es dann einen Haarriss. Die Knochenhaut drumherum bleibt aber intakt. Im Fall von Willy bestätigte ein hochauflösendes Röntgenbild den Verdacht des Tierarztes.

Drei Wochen lang musste der Labrador-Mix einen sogenannten Stützverband tragen, der wöchentlich neu angelegt wurde. Statt Toben war für Willy vier Wochen Leinenzwang angesagt, um das Bein zu schonen. Dann wurde die Belastung peu a peu gesteigert. Ein abschließendes Röntgenbild zeigte die Verheilung des Knochens.

Gang zum Tierarzt unerlässlich

Ob Autounfall, Fenstersturz oder ein anderes schweres Trauma durch ein Unglück – es gibt viele Situationen, in denen sich Hund und Katze Verletzungen zuziehen können. Nicht immer ist auf den ersten Blick eindeutig, ob sich das Tier nur äußerlich leicht verletzt hat oder sich vielleicht innere Blutungen oder sogar eine Fraktur zugezogen hat. Deshalb ist ein Tierarztbesuch unerlässlich.

«Läuft Hund oder Katze nach einem Trauma zum Beispiel nur noch auf drei Beinen oder belastet ein Bein deutlich weniger, kann das verschiedene Ursachen haben – von der Muskelzerrung, über einen Kreuzbandanriss, Kreuzbandriss am Knie bis zur Fraktur», sagt Tierärztin Yasmin Diepenbruck aus dem rheinland-pfälzischen Bernkastel-Andel. Der tierärztliche Tastbefund und gegebenenfalls ein Röntgenbild bringen dann Aufschluss.

Bein gebrochen – und jetzt?

Wenn es wirklich blöd gelaufen ist, heißt es jetzt: Bein gebrochen. Je nach Stelle und Art der Verletzung entscheidet der Tierarzt dann, ob und wenn ja wie operiert werden muss. Unabhängig davon müssen sich Besitzer von Hunden und Katzen auf eine Schonzeit von teils mehreren Wochen einstellen.

Nur nach und nach kann die Belastung wieder gesteigert werden. Das ist beim Hund verhältnismäßig einfach und bedeutet Leinenzwang. Bei Katzen ist die Sache schwieriger. Da man sie nur schwer ruhigstellen kann, empfehlen Mediziner und Physiotherapeuten, Katzen etwa zehn Tage nach der OP in einer Box zu halten. Bis zu sechs Wochen ist für Miezi im Anschluss Stubenarrest in einem Raum ohne Sprungmöglichkeiten angesagt.

Aktiv werden – aber richtig

Wie beim Menschen können auch bei Hunden und Katzen physiotherapeutische Anwendungen den Heilungsprozess nach Knochenbrüchen, Kreuzbandrissen, bei Arthrosen, Patellaluxationen oder Hüftgelenks- oder Ellenbogendysplasien positiv beeinflussen. Denn: «Nach Verletzungen entwickeln Tiere häufig eine Schonhaltung, die dann meistens auch ein verändertes Gangbild zur Folge hat», sagt die Physiotherapeutin Snježana Hannich aus Köln.

Ihre Praxis-Kollegin Rebecca Höller ergänzt: «Durch gezielte Bewegungstherapien mit angepassten Dehnungsübungen werden Muskeln und Faszien wieder gestärkt und die gesunde Mobilität wieder hergestellt.» Allerdings spiele bei Behandlungen die Kooperation des Tieres eine Rolle. Hunde machten da in der Regel bereitwilliger mit als die eigenwilligen Katzen.

In enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten ihrer tierischen Patienten erstellen die beiden Physiotherapeutinnen nach einer einstündigen Anamnese einen Trainingsplan, der auf das Tier und das jeweilige Krankheitsbild abgestimmt ist. Auch Gangbildanalysen, Befunde und Röntgenbilder sowie klinische Parameter wie Herz- und Pulsschlag werden berücksichtigt.

«Heute weiß man, dass nach Operationen der Bewegungsapparat so schnell wie möglich, aber kontrolliert, in Gang gesetzt werden sollte», sagt Snježana Hannich. Dabei können verschiedene Therapien angewendet werden.

Wasser treten für die Muskeln

Bei der sogenannten modulierten mittelfrequenten Elektrotherapie zum Beispiel werden Therapeutin Höller zufolge tief liegende Nerven, Gewebeteile sowie Muskelketten in leichte Schwingungen versetzt. So würden Schmerzsignale überdeckt und an behandelter Stelle der Stoffwechsel angeregt, sodass das Gewebe besser heilt.

Ein positiver Muskelaufbau sowie eine gezielte Gangschulung ließen sich auch durch die sogenannte Hydrotherapie erzielen. Durch den Auftrieb des 28 Grad warmen Wassers werden Gelenke entlastet. Auch der Wasserdruck an sich habe Höller zufolge eine positive Wirkung auf den Blutkreislauf und den Lymphfluss.

So nervenaufreibend es ist, wichtig ist vor allem eins: dran bleiben und die Anweisungen des Tierarztes und der Therapeuten beachten. «Auch zu Hause zwischen den physiotherapeutischen Anwendungen sollten festgelegte Übungen fortgesetzt werden», rät Rebecca Höller. Denn ohne die Mitarbeit der Besitzer kann sich der Heilungsprozess verlängern oder schlimmstenfalls sogar stagnieren. Doch was sind schon ein paar Wochen, wenn Hund und Katze hinterher wieder unbeschwert toben können.

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