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Was Anderssein bedeuten kann: Das Drama «Zwischen uns» im TV

Eine junge Frau lebt mit ihrem kleinen Sohn zusammen, der das Asperger-Syndrom hat. Die zwei kommen gut zurecht - bis ein Mann in ihr Leben tritt. Zu sehen in einem bewegenden Drama auf Arte.

Zwischen die beiden passt noch nicht einmal das berühmte Blatt Papier: Eva (Liv Lisa Fries) sorgt dafür, dass ihr Sohn Felix (Jona Eisenblätter) ziemlich selbstbestimmt leben kann. Das klingt nicht nach etwas Besonderem, doch der 13-Jährige hat das Asperger-Syndrom und kämpft damit, ständig Außenseiter zu sein. Zur Schule will Felix nicht mehr gehen, viel lieber wäre er Fischhändler wie Nachbar Pelle (Thure Lindhardt). Pelle umwirbt Eva – auch mit seinen Kochkünsten. Doch sie zweifelt, ob in ihrem Leben Platz für ihn ist: Felix und sie sind ein eingespieltes Zweierteam. Bei den plötzlichen Wutausbrüchen ihres Sohnes stößt jedoch auch die alleinerziehende Mama an ihre Grenzen. Genug Stoff für das Drama «Zwischen uns», das am Freitag (20.15 Uhr) auf Arte zu sehen ist.

Felix übt mit seiner Mutter, die Gesichtsausdrücke anderer Menschen richtig zu deuten – was Autisten oft sehr schwer fällt. Sie lächelt breit – «Freude», errät der 13-Jährige erst im zweiten Anlauf, denn zunächst hatte er auf Angst getippt. Ihm fallen soziale Interaktionen deshalb schwer, was besonders in der Schule zu Konflikten führt. Eva bemüht sich mit aller Kraft, ihren Sohn zu beschützen – dennoch weisen ihn die anderen Kinder auch auf der dritten neuen Schule ab. Als Felix sich von ihnen bedroht fühlt, rennt er weg. Eva wird umgehend in die Schule gerufen, wo sie Streit mit einer anderen Mutter bekommt. Evas Arbeitsplatz im Supermarkt ist wegen Fehlzeiten und Beschwerden bald gefährdet.

Regisseur Max Fey (44, «Der Räuber Hotzenplotz», «Das Ende der Wahrheit») setzt in seinem Drama mit einigen richtig lustigen und sehr innigen Szenen sowohl auf fachlich gestützte Informationen als auch auf bewegende Emotionen. Dabei geht es um die Frage, was Anderssein überhaupt bedeutet und ob wir nicht alle irgendwie anders sind. Jemandem einen Stempel aufzudrücken, geht ganz leicht – dabei wären mehr Offenheit und gegenseitiges Verständnis wesentlich sinnvoller. Im Film werden auftretende Konflikte sehr fein herausgearbeitet, ohne dabei irgend jemanden zu verurteilen. Dies gilt vor allem für den Jungen, der ein kluger Kopf ist, gut zeichnen und sehr schnell lernen kann – wenn er denn will.

Felix macht schon mal verrückte Sachen und liebt kleine Abenteuer, sucht aber die Freundschaft zur Junglehrerin Elena (Lena Urzendowsky) und versucht, seine Mutter nicht zu enttäuschen, die es schließlich sogar mit dem Jugendamt und der Schuldirektorin (Corinna Harfouch) zu tun bekommt. Zum Ende hin sagt Felix einen entscheidenden Satz zu der Frage, was er sich wünscht: «Ich will keinem mehr weh tun.» Es sollte ihm gelingen.

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