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Von wegen Buga im Dornröschenschlaf – viel Arbeit auch im Winter

Mannheim mausert sich. Mit der Buga 23 entwickelt sich die oft verkannte nordbadische Metropole zum touristischen Ziel. Ein Blick hinter die Kulissen.

Auch in den kommenden Monaten wird es auf dem Gelände der Bundesgartenschau (Buga) 2023 in Mannheim keine Winterruhe geben. Zwar werden jetzt keine Besuchergruppen mehr durch das Areal geführt. Aber Bauarbeiter, Gärtner und Landschaftsarchitekten haben noch alle Hände voll zu tun. Sie sorgen dafür, dass die Besucher Mitte April eine spannende und bunte Schau vorfinden. Mit über 100 Hektar gehört sie zu den bislang größten Ausstellungen von Blumen und Gärten. Sie versteht sich auch als Experimentierfeld in den Bereichen Umwelt, Energie, Klima und Nahrungssicherung.

Die Buga 23 findet auf zwei sehr unterschiedlichen Geländen statt. Während der Luisenpark nach dem Vorbild englischer Landschaftsparks entstanden ist und in den 1970er Jahren modernisiert wurde, ist das Spinelli-Gelände geprägt von der Nutzung durch die US-Army.

Comedian wirbt für «Monnem»

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Buga als Schirmherr am 14. April 2023 eröffnen. Als informeller Schirmherr gilt der Comedian und gebürtige Mannheimer Bülent Ceylan, der sich wünscht, «dass sich von den Angeboten und Programmpunkten dieser Bundesgartenschau alle Menschen angesprochen fühlen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund, egal welcher Herkunft, Bildung, Erfahrung».

700 000 Zwiebeln für ein Blütenmeer

Dominik Kühn, Projektplaner der gärtnerischen Ausstellung, meint mit Blick auf den vorläufigen Stopp des Publikumsverkehrs: «Wir wollen die Leute ja überraschen». Dafür stehen ihm 700 000 Blumenzwiebeln zur Verfügung. Narzissen, Tulpen, Kaiserkronen und Prärielilien sollen die Besucher zum Auftakt der Buga begrüßen. Er ist dafür verantwortlich, dass die Zwiebeln nach einem von einer Landschaftsarchitektin bestimmten Pflanzplan in den Boden kommen. Den Frühblühern folgt Ende Mai der Sommerflor mit Zinnien, Petunien, Dahlien, Cannas und Begonien. Ziel ist, dass bis zum Abschluss der Buga am 8. Oktober 2023 stets etwas blüht. Auf dem «Hektar für den Nektar» werden bei der «gärtnerischen Olympiade» Stauden gezeigt, die auch im Herbst noch genügend Nahrung für Bienen und andere Insekten bieten.

Beschneiden statt Düngen

In der Ferne sieht man, wie ein Gärtner mit einer Elektroheckenschere die Rosen trimmt, damit sie im kommenden Jahr umso üppiger blühen. Dünger und Torf sind auf der Buga tabu. Auf Erdwällen sind bereits 2023 Bäume gepflanzt, vornehmlich solche, die gut mit Klimaextremen umgehen können – vom Amberbaum bis zum Zierapfel. Aus der Baumschule werden sie nach dem Buga-Ende überall im Stadtgebiet gepflanzt. Ein anderer Mann steht derweil auf einem Gerüst und macht sich an der Außenmauer der sogenannten U-Halle zu schaffen. Zwei durch einen Querbau verbundene Langhallen – deshalb U-Halle – werden Blumenschauen und gastronomische Angebote beherbergen. «Das war ein Lager der Armee für alles Mögliche, vom Farbtopf bis zu Socken», erklärt Buga-Sprecherin Corinna Brod.

Nicht weit von dem gigantischen Komplex zieht ein Miniatur-Garten die Aufmerksamkeit auf sich, errichtet aus lauter gefundenem Material wie Dachziegeln, Holzplatten und Totholz für eine Hecke, die Lebensraum für Kleintiere und Insekten bietet. Auch der Panoramasteg, ein architektonisches Highlight über einem Au-Gewässer, ist bereits an Ort und Stelle installiert.

Transit in fast 50 Meter Höhe

Fertig erstellt ist auch die elegante mit getöntem Glas verkleidete Seilbahnstation, von der aus Besucher von Spinelli in bis zu 46 Meter Höhe zum Luisenpark schweben können. Dort erwartet sie ein Südamerikahaus, eine neue Unterwasserwelt und ein erweitertes neues Pinguin-Gehege. «Man kann theoretisch den ganzen Tag hin und her gondeln», sagt Brod. Denn die Kosten sind im Tagesticket für 15 Euro enthalten. Um den Besuch für Familien erschwinglich zu gestalten, kann im geplanten Biergarten auch der eigene Picknickkorb mitgebracht werden. Erwartet werden 2,1 Millionen Buga-Besuche und rund 200 000 zusätzliche Übernachtungen in der Stadt.

Zuversicht trotz Krise

Die Kosten von rund 60 Millionen Euro werden im Wesentlichen aus dem Ticketverkauf, Sponsoring und Verpachtungen refinanziert. Wenn nicht alle Kosten aus diesen Einnahmen gedeckt werden, hat die Stadt einen Defizitausgleich von 7 Millionen Euro eingeplant, wie Geschäftsführer Michael Schnellbach erläutert. «Wir sind optimistisch, dass wir unsere Zahlen erreichen.»

Kultur en masse

Geplant ist ein Programm mit etwa 5000 Veranstaltungen, von der Uraufführung des Musicals über das Leben der Mannheimer Soulpionierin Joy Fleming, über den «Wilhelm Tell» während der Schillertage des Nationaltheaters bis hin zu einer Schlagernacht und dem Konzert von Joris mit Orchesterbegleitung. Den Abschluss gestaltet der Biologe und Techno-DJ Dominik Eulberg, der einen Vortrag über Diversität in eine Techno-Session münden lassen will. Brod: «Diese speziell an junge Menschen gerichtete Veranstaltung macht deutlich, dass hier etwas für sie entstanden ist, das sie verantwortungsvoll in die Hand nehmen und erhalten müssen.»

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