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Verkehrswarnstreik: In Hessen stehen viele Busse und Bahnen still

Kein Passagierverkehr an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt, gähnende Leere an Bahnhöfen: Tausende Beschäftigte haben in Hessen am bundesweiten Warnstreik im öffentlichen Verkehr teilgenommen und damit Teile des Bundeslandes lahmgelegt.

In Hessen haben sich mehrere Tausend Beschäftigte an einem bundesweiten Warnstreik im öffentlichen Verkehr beteiligt und damit in Teilen des Bundeslandes für Stillstand gesorgt. Zu dem Ausstand bei Bahn, Nahverkehr und Flughäfen, der noch bis Mitternacht andauern soll, hatten die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aufgerufen, um in den jeweiligen Tarifkonflikten mehr Lohn zu erstreiten.

Vertreter beider Gewerkschaften sprachen von einer hohen Beteiligung an dem Ausstand. Die EVG prognostizierte rund 5000 Teilnehmer, Verdi rund 4500. Alle Beschäftigten, die zum Ausstand aufgerufen wurden, seien dem Appell gefolgt, sagte der Verdi-Landesbezirksleiter Jürgen Bothner unter anderem zum Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr in Frankfurt, Wiesbaden und Kassel. «Die Beschäftigten wollen ganz deutliche Zeichen setzen.»

«Es geht gar nichts mehr», sagte ein Sprecher der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die Stimmung unter den streikenden Beschäftigten sei «super»: «Die Kolleginnen und Kollegen sind hochmotiviert.» Die hessenweit mehr als 100 Stellwerke würden «weitestgehend» bestreikt.

Auf der Schiene wurde der Fernverkehr komplett und der Regionalverkehr größtenteils eingestellt. Zudem fuhren keine städtischen Busse und Straßenbahnen sowie Regiotrams in Kassel. Auch die städtischen Busse in Wiesbaden sowie Straßen- und U-Bahnen in Frankfurt blieben im Depot. In anderen hessischen Regionen waren dagegen Busse wie üblich unterwegs.

Am Frankfurter Hauptbahnhof, wo täglich rund eine halbe Million Reisende und Pendler im Nah- , Regional- und Fernverkehr unterwegs sind, herrschte am Montag gähnende Leere. «EVG-Streik – Fern und Nahverkehr der DB aktuell eingestellt» stand auf den Informationstafel in Bahnhofshalle und auf den Bahnsteigen, auf denen sonst Zugverbindungen und aktuelle Verspätungen angezeigt werden. Statt Lautsprecherdurchsagen war nur das Gurren der Tauben zu hören. Lediglich ein Informationsschalter hatte geöffnet, um insbesondere ausländischen Touristen, die mit Gepäck vergeblich zum Bahnhof gekommen waren, über den Warnstreik aufzuklären.

Auch der Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, ein wichtiger Haltepunkt im deutschen Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn, war verwaist. In der nordhessischen Stadt standen neben dem Nah- und Fernverkehr der DB auch die Straßenbahnen und Busse der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) still. Einer Sprecherin zufolge waren nur regionale Busse unterwegs, die nicht zur KVG gehörten.

Ab dem Nachmittag fuhren laut der Deutschen Bahn einzelne Regional- und S-Bahn-Linien in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wieder an. Der Fernverkehr hingegen stehe noch den ganzen Montag still, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens. «Auch der Güterverkehr wird weitgehend zurückgehalten, um nach dem Streik ein rasches Anfahren des Zugbetriebs zu ermöglichen.»

Von dem Warnstreik waren auch Flughäfen, Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft betroffen. An Deutschlands größtem Airport in Frankfurt gab es nach Angaben des Betreibers Fraport keinen regulären Passagierverkehr. Die Fraport bat alle Fluggäste, sich mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung zu setzen und von der Anreise an den Airport abzusehen. Auch die Umsteigeverkehre seien betroffen.

Fraport-Angaben zufolge waren am Montag ursprünglich etwa 1170 Starts und Landungen mit insgesamt rund 160 000 Passagieren geplant. Am Dienstag seien aufgrund des Streiks längere Wartezeiten möglich, sagte ein Fraport-Sprecher. Passagiere sollten sich auf eventuelle Verzögerungen im Betriebsablauf einstellen, frühzeitig den Status ihres Fluges checken und genug Zeit einplanen.

Auf Hessens Straßen blieb das befürchtete Verkehrschaos nach Einschätzung der Polizei bis zum Montagnachmittag aus. Ein Polizeisprecher in Frankfurt sagte, auf den Straßen sei «alles entspannt». Das bestätigte auch eine Sprecherin der Wiesbadener Polizei. In Kassel gebe es ebenfalls keine größeren Verkehrsbehinderungen, erklärte ein Polizeisprecher. «Wir haben sicherlich etwas mehr Verkehr, aber keine chaotischen Situationen, bei denen wir hätten einschreiten müssen.»

Auch auf den Autobahnen gab es laut dem ADAC Hessen-Thüringen bis zum Nachmittag keine größeren Probleme. Der Verkehr sei «völlig unaufgeregt» gewesen, teilte ein Sprecher des Automobilclubs mit. Zwischen 07.00 und 08.00 Uhr morgens habe es die meisten Staus gegeben. «Es waren aber nicht mehr oder weniger als am Montag vergangener Woche.» Der ADAC beobachtet regelmäßig das Staugeschehen auf den Autobahnen.

Nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Main hatte der Ausstand keine Auswirkungen auf die Schifffahrt auf dem Main. Die Leitzentralen für die Schleusen des Untermains in Kostheim (Ginsheim-Gustavsburg) und Offenbach seien sowohl in der Früh- als auch in der Spätschicht regulär besetzt gewesen, teilte die Fachbereichsleiterin Schifffahrt, Marisa Schneider, mit.

An den Schulen in Hessen traten keine nennenswerte Probleme wegen der Aktionen auf. Alles sei ruhig geblieben, sagte ein Sprecher des hessischen Kultusministeriums. Die Schulen und Eltern hätten sich selber gut organisiert.

Die Leitzentrale in Aschaffenburg und weitere Leitzentralen am Obermain würden zum Teil bestreikt. Dies habe jedoch nur Auswirkungen auf die Schleusen Kleinostheim und Krotzenburg, die beide nahe der hessischen-bayerischen Grenze liegen, erläuterte Schneider. Denn zwischen den Schleusen Obernau (Aschaffenburg) und Viereth im Landkreis Bamberg sei die Schifffahrt auf Grund des jährlichen Schleusenreparaturprogramms derzeit planmäßig gesperrt. An der bestreikten Schleuse Krotzenburg wartete laut Schneider am Nachmittag ein Tankmotorschiff auf Weiterfahrt.

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