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Südeuropas Durchwurstler

Slaven Bilic gratuliert enttäuscht seinen Kroaten - mit Recht, wir schließen uns an, denn die Südosteuropäer hatten die besseren Chancen und es wurde ihnen ein klarer Elfer verwehrt. Das einfallslose Kurzpassgenerve der Spanier reicht dennoch für die Tabellenspitze. Auch Giovanni Trappatoni verneigt sich vor den spielstärkeren Italienern, denen zwei Ecken zum alles andere als überzeugenden Sieg gegen die Iren reichen.


Die Aufstellung Kroatiens: 
Pletikosa – Vida, Corluka, Schildenfeld, Strinic – Vukojevic, Rakitic –
Srna, Modric, Pranjic – Mandzukic; auf der Reservebank: Kelava (Tor), Subasic (Tor), J. Buljat, Simunic,
Vrsaljko, Perisic, Dujmovic, Kranjcar, Badelj, Kalinic, Jelavic, Eduardo.

Die Aufstellung Spaniens: Casillas – Arbeloa, Piqué, Sergio Ramos, Jordi Alba – Busquets – Xavi, Xabi Alonso –
Silva, Iniesta – Fernando Torres; auf der Reservebank: Reina (Tor), Victor Valdes (Tor), Raul Albiol, Santi Cazorla,
Fabregas, Jesus Navas, Juanfran, Javi Martinez, Mata, Pedro, F. Llorente, Negredo

Ein Spiel von Strafraum zu Strafraum. Kroatien verteidigt weit hinten und Spanien kommt bisher nicht durch. Seitdem Russland raus geflogen ist, will keiner mehr die Favoritenrolle zugeshrieben bekommen. Doch noch weniger willl irgendjemand “direkt” verglichen werden. Dieser UEFA-Geniestreich führt zu absurden Situationen: Russland scheidet bei Punktgleichstand mit besserem Torverhältnis aus, Spanien (5:1) ist bei Punktgleichstand und besserem Torverhältnis hinter Italien. Wo bleibt der organisierte Protest?

Riesenchance für Kroatien: Rakitic hätte Spanien vom hohen Ross holen können.

In der 28. Minute verweigert Schiedsrichter Stark einen Elfmeter, der den Kroaten angesichts üblen Foulspiels einwandfrei zugestanden hätte. Parallel pfuscht Italien einen Eckball ins Tor, Torwart Buffon übt schon mal den Europameisterjubel. Wahnwitzige Konstellation: Nach Regeln der UEFA-Gerontokratie bei Punktegleichstand von drei Mannschaften Italien mit dem schlechtesten Torverhältnis Tabellenführer, Kroatien mit dem zweitbesten ausgeschieden. Dazu verwehrt der angeblich so starke Hertha-Skandalspiel-Stark Kroatien einen klaren Elfer. So kann man die Favoriten auch weiter durchmogeln. Im Parallelspiel führt Italien mit einer Duselecke gegen Irland 1:0. Das erhöht den Druck auf Kroatien. Zweite Halbzeit.

2. Halbzeit
Spanien dudelt wie gehabt das gähnend spannende Kurzpassspiel ohne Wirkung herunter. Gegen eine dichtgestaffelte kroatische Abwehr finden sie keine Mittel – vor allem auch keine spielerischen.

Die besseren Chancen haben die Kroaten: Wahnsinnsmöglichkeit von Rakitic, der nach Modric-Flanke aus fünf Metern Casillas anköpft. Die Kroaten  immer gefährlicher: Strinic spielt lang auf Pranjic, der sich auf der linken Außenbahn festläuft. Immer wieder für eine Überraschung gut: Spaniens Trainer, der beim wackligen 0:0 Torres herausnimmt und Navas bringt.

Fabregas zeigt eine Ballettvorführung im Strafraum, dreht den Arsch nach links, dreht das Popöchen nach rechts und erwirkt damit eine Ecke – jetzt Konter Kroatien: Pericic scheitert mit Schuss von der strafraumgrenze an Casillas. Jetzt auch mal Ecke für die Karierten (78.) – aber direkt auf Casillas. Konterchance im Gegenzug, Busquet verheddert sich.

Business as usual: Spanien und Italien wursteln sich durch.

Wenn sich die Deutschen gegen die Dänen schwertaten, so sind die Spanier gegen die Kroaten hilflos: Erster Torschuss Iniesta in der 84. Minute, Ecke. Im Parallelspiel der Italiener noch nicht mal das – hätte man den Verfolgungswahn der Stiefelanten, könnte man fragen: Wer spielt jetzt da für wen? Spanien auf Zeit und Signore Trappatoni für die Lira-Blauen?

Ecke Kroatien, Trainer Bilic außer sich, weil die UEFA-Offiziellen zwar fähig sind, schwachsinnige Regularien zu erfinden, dann aber vor allem ihre Stärke beim Durchsetzen kleinlicher Regeln zeigen – er hat die Coachingzone verlassen.

So, jetzt die Bescherung, äußerst abseitsverdächtiges und schmeichelhaftes 1:0 für Spanien durch den eingewechselten Navas. Das nervige Rumgestake von Stark passt zum ebenso nervigen 2:0 durch Balotelli auf Platz 2 – zweite Ecke, zweites Tor, Italien ist der verdiente Erbe der deutschen Jupp-Derwall-Ära, mit bescheidensten Mitteln ins Viertelfinale. Und dann zum Schluss noch die Pest: Janines erbauliche Netz-Weisheiten aus der VHS Lüdenscheid.

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