Füchtorf/Böhl-Iggelheim (dpa/tmn) – Tomaten sind in der Küche wahre Alleskönner. Kein Wunder, dass der Eigenanbau mehr als beliebt ist! Dafür braucht es nicht mal viel Platz, denn auch eine Kultur im Topf trägt Früchte. Doch ein paar Bedürfnisse hat selbst die pflegeleichte Tomate. Deshalb gibt es ein paar Punkte zu beachten.
Will ich die Anzucht selbst machen?
Hanna Strotmeier, Gärtnermeisterin aus Füchtorf rät, sich zunächst die Frage zu stellen, ob man die Pflanzen aus Samen anziehen will. «Die Aussaat braucht nicht nur Zeit und Platz auf der Fensterbank, sondern auch viel Licht», erklärt Strotmeier dazu. Auf regionalen Pflanzenmärkten und in gut sortierten Gärtnereien findet man auch vorgezogene Tomaten. Selbst vorziehen ist also ein Kann, aber kein Muss.
Gerade bei nicht ganz optimalen Bedingungen ist der Kauf einer Jungpflanze sinnvoll. Strotmeier empfiehlt dann veredelte Tomaten. Das sind Pflanzen, die im Wurzelwerk aus einer Kürbispflanze und oberirdisch aus einer Tomatenpflanze bestehen.
«Wenn man einen schlechten Boden hat, erzielt man mit veredelten Tomaten eine deutlich bessere Ernte», führt die Gärtnermeisterin aus. Das liegt daran, dass die sogenannte Unterlage mit ihrer Wurzel besonders wüchsig ist. So kann der Stängel mit Blättern, Blüten und später den Früchten optimal versorgt werden.
Aussaat ab April möglich
Falls Sie sich für die Anzucht in Eigenregie entscheiden: Die Aussaat der Tomaten sollte ab April bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad Celsius in eine feine Aussaaterde erfolgen. Nach etwa einem Monat können die Sämlinge pikiert, also umgesetzt werden. «Sobald die Pflänzchen ihr zweites Laubblattpaar gebildet haben, ist dafür der richtige Zeitpunkt», sagt die Staudengärtnerin und Buchautorin Melanie Grabner aus Böhl-Iggelheim.
Hanna Strotmeier empfiehlt, die Sämlinge von Anfang an etwas trockener zu halten. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man so die Stresstoleranz der Tomatenpflanzen verbessern kann», erklärt sie.
Vor der Pflanzung ins Freiland muss der Gartenboden vorbereitet werden. Melanie Grabner empfiehlt hierfür Pflanzenkohle und Schafwolle. Auch Kompost kann in den Boden eingearbeitet werden. Brennnessel- und Beinwellblätter stärken die Gesundheit der Tomaten, weil sie viel Kieselsäure enthalten.
Grundsätzlich zählen Tomaten zu den Starkzehrern. Das bedeutet, sie brauchen viele Nährstoffe. Allerdings sollte man darauf achten, dass der Stickstoffanteil nicht zu hoch ist. «Gerade die Jungpflanzen schießen sonst in die Höhe und machen schon auf der Fensterbank lange Triebe und viele Blätter», sagt Hanna Strotmeier und erklärt, dass es in der Folge dauert, bis die ersten Blüten sichtbar werden. «Man verwendet daher auch erst bei der Pflanzung der Jungpflanzen Tomatenerde», so die Gärtnermeisterin.
Tomaten wollen handwarmen Boden
Für den Start der Kultur draußen rät Melanie Grabner dazu, dass der Boden angenehm handwarm sein sollte. «Gerade in der Zeit um die Eisheiligen im Mai ist das nicht gegeben und dann kommt das Wachstum ins Stocken», erläutert die Buchautorin. Auch Hitze und Wind zur Zeit der Pflanzung im Freien sollten vermieden werden.
Eine ganze Reihe von Tomatensorten sind anfällig gegen die Braunfäule. Dieser Pilz dringt über nasse Blätter in die Pflanze ein. Daher macht es Sinn, empfindliche Sorten unter einem Tomatendach oder in einem Gewächshaus anzubauen. «Es gibt natürlich auch Sorten, die resistent sind», erklärt Hanna Strotmeier und nennt als Beispiele «Fantasio», eine Freiland-Stab-Tomate, und die Salattomate «Premio».
Die Gärtnermeisterin weist aber auch darauf hin, dass eine resistente Sorte nicht unbedingt gesund bleibt. Sie ist nur weniger anfällig. Deshalb macht es Sinn, auch vorbeugend Maßnahmen zu ergreifen. «Zum einen sollten Tomaten nicht neben Kartoffeln gepflanzt werden und zum anderen sollte nicht zu viel Stickstoff, aber Kalium betont gedüngt werden», so Strotmeier. Es macht Sinn, speziell auf die Tomate abgestimmte Flüssigdünger zu verwenden.
Für Topf-Tomaten spezielle Sorten wählen
Wer sich für die Topfkultur entscheidet, weil er im Garten keinen Platz hat oder sogar nur ein Balkon oder eine Terrasse zur Verfügung steht, sollte bei der Sortenwahl speziell niedrig wachsende Tomaten auswählen. Melanie Grabner empfiehlt beispielsweise die Cocktailtomate «Drei Käse Hoch», die Buschtomate «Rotkäppchen» und die rot-lila fruchtende «Indigo Rose».
Grundsätzlich empfiehlt sich für Topftomaten ein Gefäß, das 20 bis 30 Liter Substrat fasst. «Das entspricht einen Büro-Mülleimer», erklärt Hanna Strotmeier. Regelmäßiges Gießen, ein Loch im Topfboden für den Wasserabzug sowie hochwertiges Substrat mit einer guten Wasserspeicherfähigkeit zählen zu den Erfolgsgaranten für den Anbau im Gefäß.
Fragen Sie doch mal Ihre Nachbarn
Für den Garten gibt es eine große Sortenvielfalt. Buchautorin Grabner empfiehlt beispielsweise Sorten wie «Frühzauber», «Homosa» und die Datteltomaten «Elfin» und «Fioline». Grundsätzlich macht es Sinn, Erträge, Gesundheit und Geschmack der Tomaten zu dokumentieren. So findet man im Laufe der Jahre Sorten, die zum Gartenklima und den eigenen Vorlieben optimal passen. Auch Gartennachbarn und örtliche Gärtnereien können in der Sortenfrage gut beraten.
Die Gartentomaten werden an Spiralstäben oder an Schnüren in die Höhe gezogen. Wichtig ist, dass sie gut Licht bekommen, aber in den Sommermonaten nicht zu heiß stehen.
Eine der speziellen Pflegemaßnahmen bei Tomaten ist das Ausgeizen. «Dabei werden die Triebe, die zwischen Stamm und Blattachse wachsen, entfernt», erklärt Grabner. Das macht man etwa ein- bis zweimal in der Woche. Auf das Ausgeizen verzichten kann man bei Wildtomaten, niedrigen Topf- und Buschtomaten.