
Prag caput regni, Haupt des Königreichs prangt im Wappen am Rathaus, wo der Trausaal ohne Unterlass mit heiratswütigen Paaren und wo vor der astronomischen Uhr von 1410, pausenlos eine Versammlung der Völker dieser Erde auf die Apostel warten, die alle Stunde aufmarschieren, der Geizige mit dem Geldsack, der Sensenmann und der Türke, weil die „Türkengefahr“ noch nicht überwunden war. Im blauen Feld zeigt die babylonische Uhr nur die Tagesstunden.
Die Nordseite des Rathauses wurde noch am letzten Kriegstag von deutschen Panzern vernichtet. Wohl schon seit dem Mittelalter beherbergt der Marktplatz den weihnachtlichen Christkindlmarkt, auch wenn’s mit dem Trubel damals wohl nicht ganz so weit her gewesen sein dürfte.
Theynkirche und Giftopfer
Nach dem Veitsdom ist sie wohl das zweitwichtigste sakrale Gebäude der Stadt, die „Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn“ – oder vor dem Hof, was Teyn bedeutet. 1365 wurde das Bauprojekt in Angriff genommen, 1390 in Peter Parlers Hütte das Tympanon mit dem „Leiden Christi“ über dem Nordportal geschaffen, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts die beiden ungleichen Türme fertiggestellt – der Rechte, etwas dickere wird im Volksmund als Adam bezeichnet, der linke als Eva – da diese im Schatten von Adam steht, diente sie im Mittelalter als kühles Lager für Lebensmittel.
Rechts vom Hauptaltar ruhen die vergifteten Gebeine des dänischen Astronomen Tycho Brahe, der am Hof Kaiser Rudolf II. dem Neid der Schranzen ausgesetzt war. Die „Giftmord-Story“ des Journalistenehepaares Joshua und Anne-Lee Gilder dementierte die deutsche Kepler-Gesellschaft gleichwohl als „absurd und abstrus“. [„Der Fall Kepler – Mord im Namen der Wissenschaft“, 319 Seiten, List-Verlag 2005, ISBN 3-471-79509-X]