Seoul (dpa) – Ein US-Amerikaner hat ohne Erlaubnis die innerkoreanische Grenze von Süd- nach Nordkorea überquert und ist daraufhin vermutlich festgenommen worden. Wie das dortige Kommando der Vereinten Nationen am Dienstag mitteilte, befindet sich der Grenzgänger wahrscheinlich in Gewahrsam der nordkoreanischen Behörden. Mehrere südkoreanische Medien berichteten, dass es sich um einen Soldaten der US-Armee handeln soll. Offiziell bestätigt wurde dies zunächst nicht.
Der US-Bürger hatte nach UN-Angaben an einer Tour entlang des südkoreanischen Teils der entmilitarisierten Zone teilgenommen, die die beiden koreanischen Staaten trennt. In den vergangenen Jahren reisten schon mehrfach US-Amerikaner illegal nach Nordkorea ein. Dort wurden sie meist zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und erst nach langen Verhandlungen wieder freigelassen.
Das US-Außenministerium rät dringend von Reisen nach Nordkorea ab. Es bestehe die Gefahr einer Verhaftung und langer, unrechtmäßiger Inhaftierung, heißt es auf der Website. Die Regierung sei nicht in der Lage, US-Bürgern in Nordkorea Hilfe zu leisten, da sie keine diplomatischen oder konsularischen Beziehungen zu dem international weitgehend isolierten Land unterhalte.
Für großes Aufsehen sorgte der Fall des US-Studenten Otto Warmbier. Er wurde 2016 nach einer Gruppenreise in Nordkorea bei der Ausreise festgenommen und wegen «feindlicher Handlungen gegen den Staat» zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in die USA im Juni 2017 starb er – er hatte damals bereits 15 Monate lang im Koma gelegen.