Berlin (dpa) – Die Bundesregierung will schnellstmöglich Pilotprojekte starten, um Munition und Kampfstoffe aus der Nord- und Ostsee zu beseitigen. «Die von der Altmunition ausgehenden Gefahren nehmen von Jahr zu Jahr zu», sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) laut Redemanuskript bei einer nicht-öffentlichen Veranstaltung am Freitag. Gearbeitet wird Lemkes Worten nach an einer Pilotanlage zur Bergung und Vernichtung der Altmunition.
Aus Kreisen des Umweltministeriums hieß es dazu, der Baubeginn einer Bergungsplattform sei für die zweite Jahreshälfte 2023 geplant. Demnach sollen nach derzeitigem Stand erste Bergungen im Jahr 2024 oder Anfang 2025 stattfinden. Geplant seien diese in geeigneten Gebieten der Ostsee – konkretere Angaben gab es dazu bislang noch nicht.
Lemke verwies am Freitag darauf, dass bis 2025 100 Millionen Euro für die Munitionsbergung zur Verfügung stehen. Die Ampel hatte in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, ein Sofortprogramm aufzulegen, um die Bergung von Munition und Kampfstoffen aus Nord- und Ostsee in Angriff zu nehmen, sowie einen Bund-Länderfonds für die Finanzierung einzurichten.
Der Ministerin zufolge liegen in der Nord- und Ostsee rund 1,6 Millionen Tonnen Altlasten an Munition. Die meisten stammten aus dem Zweiten Weltkrieg. «Jahrzehntelang wurden die Munitionsaltlasten kaum beachtet. Für ihre Beseitigung fühlten sich weder Bund noch Länder zuständig», sagte die Ministerin laut Manuskript. Von den Kampfmitteln gehe eine erhebliche Gefahr aus. Fischer fänden in ihren Netzen Munition mit verrosteten, teilweise geöffneten Hüllen – Schadstoffe daraus seien unter anderem in Fischen und Muscheln nachweisbar und könnten in die menschliche Nahrungskette gelangen.