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Landeskonservator: Denkmalpflege ohne Engagement undenkbar

Sachsen ist ein denkmalreiches Land. In Erhaltung und Pflege des einzigartigen Erbes fließen Milliarden, auch der Staat lässt sich nicht lumpen. Neben Geld braucht es dafür Herz und Leidenschaft.

Fachliche Expertise, Geld und ein breites ehrenamtliches Engagement sind aus Sicht von Landeskonservator Alf Furkert unverzichtbar für die Bewahrung der sächsischen Denkmale. «Denkmalpflege ist eine gesellschaftliche Aufgabe, zu der viele ihren Beitrag leisten, mit dem Ziel, Denkmale zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren», sagte er vor dem Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Die Eigentümer, die «mit Herzblut, Engagement und Finanzen ihr Denkmal erhalten und nutzen», seien die wichtigste Gruppe neben Freistaat und Kommunen, die Denkmalpflege auf der Agenda hätten.

Dazu zählen laut Furkert auch staatliche, kommunale und kirchliche Bauämter. Und ohne die Gruppe der Bauleute, Handwerker, Architekten, Ingenieure, Restauratoren bis zu Kunsthistorikern «wäre praktische Denkmalpflege nicht möglich». Dazu kämen Vereine, Stiftungen und unzählige Ehrenamtliche. Ebenso wichtig sei, junge Menschen frühzeitig für den Denkmalschutz zu begeistern. Seit 1995 werden über das Landesprogramm Pegasus Kinder und Jugendliche motiviert, sich aktiv mit einem Denkmal in ihrem Umfeld auseinanderzusetzen. Und auch die Ausbildung des fachlichen Nachwuchses erfolgt im eigenen Land, «am besten direkt am Denkmal».

Dem Erfolg dieser Bemühungen bereitet der Denkmaltag diesmal unter dem Motto «Talent Monument» die Bühne. Landesweit öffnen sich über 900 historische Orte, auch sonst unzugängliche Fabrikgebäude, Wohnhäuser oder archäologische Stätten. Der 30. bundesweite, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz initiierte Tag des offenen Denkmals rückt auch engagierte Eigentümer, Restauratoren, Handwerker, haupt- und ehrenamtliche Denkmalpfleger sowie Vereine und Initiativen ins Licht.

«Im Zentrum steht die Frage, was genau ein Denkmal zu einem Denkmal macht», sagte Furkert. «Ein Schloss, ein Bauernhaus, eine Betonbrücke der Nachkriegszeit oder die Nagelsche Vermessungssäule, jedes dieser Denkmale bringt Talente und Qualitäten mit, selbst wenn diese nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.» Und auch hinter Denkmale könne geschaut werden, wie ins Städtische Klinikum St. Georg oder die im Volksmund «Kohlrabizirkus» genannte Großmarkthalle in Leipzig.

Die landesweite Eröffnung rückt Schloss Wolkenburg in Limbach-Oberfrohna (Landkreis Zwickau) ins Bewusstsein, um dessen Erhaltung sich der kommunale Eigentümer gemeinsam mit zwei Vereinen kümmert. In Chemnitz kann das Elternhaus des deutschen Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff erkundet werden und im Straßenbahndepot gibt es ein Schlafkonzert in Hängematten für Kinder und ihre Eltern.

Die Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz zeigt die einst zur Vereidigung dienende Wippbrücke in Aktion, über die Gäste beim Aufstieg laufen, und gewährt Einblick ins unterirdische Pulvermagazin, das zu DDR-Zeiten Zuflucht für die Zivilverteidigung war. Klimawandel im Gartendenkmal ist in Dresden Thema, auf dem Taucherfriedhof in Bautzen restaurieren Steinbildhauerin und Kunstschmied live und in Görlitz öffnet sich das einstige Domizil eines Scharfrichters – zur Visite in der Jugendbauhütte für künftige Denkmalhüter.

Mit Führungen, Turmbesteigungen und Musik warten landesweit auch Kirchen auf. Neben vielen gut erhaltenen, restaurierten Gotteshäusern gebe es auch Architekturzeugnisse der Moderne, sagte Carmen Kuhn, für deren Erhalt zuständige Dezernentin der evangelischen Landeskirche. Damit werde ein wichtiger Teil sächsischer Kulturgeschichte bewahrt. An der Anfang August durch Feuer zerstörten Stadtkirche Großröhrsdorf sei aktuell ablesbar, «dass Kirchen mit ihren Türmen Wahrzeichen von Städten und Dörfern sind, die für viele Menschen eine Bedeutung haben». Laut Kuhn stehen zudem über 90Prozent der protestantischen Kirchen im Freistaat unter Denkmalschutz – «und sind Orte lebendiger Geschichte».

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