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Häuser sind Klimakiller

Sir Norman Forster ist beileibe nicht der einzige Stararchitekt, der zum Öko-Paulus mutierte. Jeremy Rifkin etwa, als Ökonom und Berater von Staatschefs und Weltkonzernen alles andere als ein grüner Romantiker, hat die Architektur als Klimakiller Nummer 1 vor der Fleischproduktion und dem Verkehr identifiziert: „Häuser sind unser Untergang“, warnt er – wenn wir nicht radikal umdenken.

Die Gebäude unserer Städte verbrauchen heute die meiste Energie aller menschlichen Artefakte und sind für bis zu 40 Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes verantwortlich. Deshalb möchte Rifkin in Kooperation mit innovativen Architekten jedes Haus künftig in ein kleines Kraftwerk umfunktionieren, um aus Sonne, Wind und Abfall Energie gewinnen zu können. Mehr als nur ein Licht ging den Berliner Avantgarde-Architekten Matthias Böttger und Friedrich von Borries auf: Auf der Biennale in Venedig präsentierten die Kreuzberger eine Reihe von aneinander gekoppelten Glühbirnen, die chipgesteuert je nach Bedarf unterschiedlich hell leuchten. 40 Prozent des Stromverbrauchs könnten allein dadurch eingespart werden.

Windenergie für die Stromversorgung der Zukunft.

Biennale-Kurator Aaron Betsky stachelt die Zunft zu einer „Architektur jenseits des Bauens“ an. Er geißelt die meisten Gebäude als hässliche Nicht-Architektur und fordert von den Baumeistern die Schaffung von lebenswerten Räumen. Architekten sollten weniger ihre Eitelkeit am Bau von Bürohäusern oder Villen befriedigen, als vielmehr Gehirnschmalz und Fantasie in städtebauliche Umnutzungsprojekte investieren. Markus Bader vom Berliner Kollektiv Raumlabor etwa hat in Halle-Neustadt einen leer stehenden Plattenbau in ein Hotel umgewandelt und alte Holztüren zu Bar-Theken veredelt.

Das römische Kollektiv Stalker/Osservatorio Nomade mit Frontmann Lorenzo Romito versteht seine Architektur als Opposition gegen das fremdenfeindliche Berlusconi-Regime. Am Stadtrand Roms errichtete die Gruppe in einem provisorischen Roma-Lager gemeinsam mit den Bewohnern ein Haus als Zeichen, dass Roma und Sinti hier dauerhaft erwünscht sind. Ein Wellenkraftwerk vor San Sebastian plant Architekt Enric Ruiz-Geli vom Büro Cloud 9 in Barcelona. Zusammen mit Energieunternehmen möchte der Spanier ein ökologisches Kunstwerk schaffen: Je höher die Wellen auf das Kraftwerk draußen im Meer prallen, desto imposanter soll die Skulptur Wasser sprühen, dessen Urgewalt in Energie verwandelt wird.

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