Wittmund (dpa/lni) – Das geplante Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen in Meeresschutzgebieten hätte nach Branchenangaben auch Folgen für den Tourismus. «Wie sollen wir dem Gast eine Küste mit leeren Sielhäfen vermitteln? Die Folge der Einstellung der Krabbenfischerei wäre am Ende doch der Verkauf und das Verschwinden der Kutterflotten aus unseren Häfen», teilte der Vorsitzenden des Tourismusverbandes Niedersachsen, der Wittmunder Landrat Holger Heymann (SPD), am Mittwoch mit. «Das kann ernsthaft niemand wollen.»
Fischer an der deutschen Nordseeküste sehen angesichts neuer Pläne der EU-Kommission für eine nachhaltigere Fischerei ihre Existenz in Gefahr. Einem Plan der Kommission zufolge soll die Fischerei mit Grundschleppnetzen – also Netzen, die den Meeresgrund berühren – in Schutzgebieten spätestens 2030 unzulässig werden. Wenn es so käme, blieben aus Sicht der Fischer kaum noch Fanggebiete vor den Küsten, in denen etwa die traditionelle Krabbenfischerei betrieben werden könnte. Fischen mit Grundschleppnetzen steht in der Kritik, weil der Meeresboden durch das Fanggerät erheblich beschädigt werden kann.
Der Wittmunder Landrat teilt die Existenzängste der Fischer und sieht in den Plänen der EU-Kommission gar Ostfrieslands Zukunft «im Kern bedroht». Er sagte: «Es kann nicht sein, dass diesem traditionellen Wirtschaftszweig hier mit einem Federstrich in Brüssel oder Berlin so einfach der Todesstoß versetzt wird.» Ziel müsse ein Miteinander von Naturschutz und Küstenfischerei sein. Heymann bot sich als Moderator für mögliche Gespräche an.
Unterdessen kündigte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium in Hannover an, dass Fischereiministerin Miriam Staudte (Grüne) am Donnerstag bei einem nicht öffentlichen Treffen das Gespräch mit Fischereivertretern zu dem Thema suchen wolle.