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Das «Tor zum Michel» – Neues Besucherzentrum an Hamburgs Wahrzeichen

Hamburgs Wahrzeichen, der Michel, zieht jährlich bis zu anderthalb Millionen Touristen an. Nach dem Einbruch durch Corona erwartet die Gemeinde wieder mehr Besucher. Sie sollen sich jetzt in einem neuen Empfangsgebäude entspannt auf die Besichtigung vorbereiten können.

Nach der Corona-Pandemie hofft die Hamburger Michel-Gemeinde wieder auf einen Besucherandrang. Die Touristen sollen ab Dienstag in einem neuen Zentrum an der Südwestecke des Kirchplatzes empfangen werden. Nach 20-monatiger Bauzeit werde das «Tor zum Michel» am Reformationstag eingeweiht, sagte Hauptpastor Alexander Röder am Freitag. In dem umgebauten ehemaligen Pastorat können Besucherinnen und Besucher Tickets für den Turm und die Krypta des Wahrzeichens kaufen. Auch Michel-Souvenirs werden angeboten.

Zudem gibt es viele Informationen über die bekannteste Hauptkirche Hamburgs. Sie werden digital auf einem fünf Meter hohen Medienturm präsentiert. Wer auf den Turm blickt, sieht auch den silbern glänzenden Leitspruch des Michel auf der dahinter liegenden Wand: «Gott der Herr ist Sonne und Schild» (Psalm 84,12). Dank des Lichts und besonderer Effekte in der äußeren Glaswand des Zentrums spiegelt sich die Hauptkirche in mehreren Perspektiven.

«Das neue Besucherzentrum unterstreicht die Bedeutung des Michel als offene und gastfreundliche Kirche», sagte Röder. Bis zu 1,5 Millionen Menschen aus aller Welt besuchen nach Angaben der Gemeinde jährlich die St.-Michaelis-Kirche. Vor allem im Sommer hätten sich oft lange Schlangen vor dem Hauptportal und in der Turmhalle gebildet. Auch bei Trauungen sei es oft eng geworden. «Die Brautpaare mussten sich manchmal mit Ellenbogen durchs Gedränge schieben», sagte der Hauptpastor.

Das fünf Millionen Euro teure Projekt wurde durch eine Spende einer Stiftung des gestorbenen Hamburger Unternehmerpaares Günter und Lieselotte Powalla ermöglicht. Darum trägt es den Namen Powalla-Forum. Die Gemeinde übernehme 10 bis 15 Prozent der Kosten, sagte Geschäftsführer Thorsten Schulze.

Auch für den Erhalt der Kirche ist die Gemeinde mit ihren 3300 Mitgliedern allein verantwortlich. Für die Instandhaltung seien pro Jahr 200 000 Euro erforderlich. Die Gemeinde habe einen Haushalt von rund drei Millionen Euro. Nur 15 Prozent der Einnahmen kämen aus Kirchensteuern. Der übrige Teil müsse hauptsächlich durch Eintrittsgelder und den Michel-Shop erwirtschaftet werden oder komme aus Spenden. «Der Tourismus spielt eine sehr große Rolle», sagte Schulze. Das Besucherzentrum sei darum für die Gemeinde eine Zukunftsinvestition.

Die ursprünglich im 17. Jahrhundert in der Neustadt vor den Toren Hamburgs erbaute Kirche brannte 1750 ab und wurde wieder aufgebaut. 1906 wurde sie erneut durch ein Feuer komplett zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch Bomben beschädigt. Der Wiederaufbau und Unterhalt des Gebäudes wurden jeweils durch großzügige Spenden ermöglicht. «Es gibt eine sehr starke emotionale Verbindung in der Stadt zu St. Michaelis», sagte Schulze.

Zurzeit lässt die Witwe von Jan Fedder Dinge aus dem Nachlass des Schauspielers (1955-2019, «Großstadtrevier») versteigern, darunter einen Mercedes-Oldtimer. Der Erlös soll der Michel-Gemeinde zugute kommen. Das Geld werde allerdings nicht für das Powalla-Forum genutzt, sagte die Leiterin des Besucherzentrums, Susanne Graeper.

Durch die Corona-Pandemie sind der Gemeinde viele Einnahmen entgangen. Statt mehr als 1000 Besucher wie sonst seien nur vier bis acht pro Tag gekommen, sagte Röder. Gemäß den Corona-Verordnungen seien Besuche des Turms und der Krypta nicht erlaubt gewesen. Nun hofft die Gemeinde, in diesem Jahr auf 60 bis 70 Prozent der sonst üblichen Zahl an Touristen zu kommen.

Dass durch die vielen Besucher die Andacht in der Kirche zu kurz kommt, glaubt Röder nicht. «Wer Besinnlichkeit finden will, der findet sie», sagte der Hauptpastor. Die bei Touristen sehr beliebten Mittagsandachten hätten auch während der gesamten Corona-Zeit stattgefunden, die Kirche sei immer offen gewesen. Jetzt stellt sich die Gemeinde auf eine ganz normale Advents- und Weihnachtszeit ein, ohne Einschränkungen. Nur die Anstrahlung des Gebäudes muss die Gemeinde auf Anordnung des Senats reduzieren, um Strom zu sparen. Auf den beleuchteten Weihnachtsbaum vor dem Michel werde man aber auf keinen Fall verzichten, so Röder.

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