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Angriffe auf ukrainische Häfen – Deutsches Schiff legt in Odessa ab

Trotz Bedrohung durch russische Kriegsschiffe wagt ein deutsches Containerschiff die Ausfahrt aus dem Hafen Odessa. An der Donau werden ukrainische Häfen mit russischen Kampfdrohnen angegriffen. Der neue deutsche Botschafter in Moskau muss sich Vorwürfe anhören.

Im Krieg gegen die Ukraine zielt Russland weiter auf die Zerstörung der für den Getreideexport wichtigen Infrastruktur ab. Kampfdrohnen flogen Angriffe auf Ziele an der Donaumündung und beschädigten in einem Hafen Lagerhäuser und Getreidesilos, wie die Verwaltung des Gebiets Odessa mitteilte. Die Regierung im nahe gelegenen Rumänien verurteilte die nächtlichen Angriffe am Mittwoch scharf. Der schwierigen Sicherheitslage am Schwarzen Meer zum Trotz verließ ein deutsches Containerschiff nach fast anderthalb Jahren kriegsbedingter Wartezeit den südukrainischen Hafen Odessa. Unterdessen veröffentlichte die Ukraine erstmals offizielle Videos der gegen russische Ziele eingesetzten Sprengstoffboote.

Ukrainische Donau-Häfen mit Kampfdrohnen angegriffen

Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Auch die Häfen an der Donau, die eine wichtige Ausweichroute sind, wurden mehrmals aus der Luft angegriffen – die Angriffe finden oft nur wenige hundert Meter von Nato-Gebiet entfernt statt, weil am anderen Ufer der Donau Rumänien liegt. Die Verwaltung des Gebiets Odessa nannte den genauen Ort der nächtlichen Angriffe am Mittwoch nicht. Videos in sozialen Netzwerken zeigten allerdings, wie der Hafen Reni angegriffen wurde. Entstandene Brände seien von der Feuerwehr gelöscht worden, schrieb Gouverneur Oleh Kniper auf Telegram. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben. Auch aus dem Gebiet Mykolajiw sowie der Region Charkiw im Osten wurden nächtliche Drohnenangriffe gemeldet.

Russland setzt nach Einschätzung britischer Geheimdienste inzwischen auch selbst hergestellte Angriffsdrohnen ein. Die unbemannten Fluggeräte basierten auf iranischen «Kamikaze»-Drohnen vom Typ Shahed, die Russland seit Monaten importiere, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.

Deutsches Containerschiff verlässt südukrainischen Hafen Odessa

Das deutsche Containerschiff «Joseph Schulte» fahre auf dem für zivile Schiffe eingerichteten temporären Korridor, der von und zu den Seehäfen der Ukraine führt, teilte der ukrainische Vizeregierungschef Olexander Kubrakow am Mittwoch bei Facebook mit. Der Frachter nehme Kurs auf den Bosporus. Die Hamburger Reederei Bernhard Schulte bestätigte auf Anfrage, dass das Schiff unterwegs sei.

Das Schiff unter der Flagge von Hongkong transportiert ukrainischen Angaben zufolge mehr als 2100 Container mit etwa 30 000 Tonnen Fracht. Es saß in Odessa seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 fest. Der Besatzung gehe es gut, teilte die Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Hamburg mit. Die «Joseph Schulte» werde durch Hoheitsgewässer der Ukraine, Rumäniens und der Türkei fahren. Dem Auslaufen waren offenbar Vereinbarungen mit vielen Seiten vorangegangen.

Die ukrainischen Schwarzmeerhäfen werden von der russischen Flotte blockiert. Eine internationale Vereinbarung für ukrainische Agrarexporte aus drei Häfen um Odessa war im Juli nicht verlängert worden. Seitdem steuerte kein Frachter mehr die Häfen um Odessa an. Russland sieht alle Schiffe auf dem Weg in ukrainische Häfen als potenzielle Transporteure von Nachschub für die ukrainische Armee an.

Ukrainischer Geheimdienst SBU zeigt Videos von Sprengstoffbooten

Der ukrainische Geheimdienst veröffentlichte am Mittwoch erstmals Videos seiner Sprengstoffboote, mit denen unter anderem Angriffe auf die Krim-Brücke ausgeführt wurden. «Die Seedrohnen sind eine einzigartige Entwicklung des SBU. An dieser Entwicklung waren keine Privatunternehmen beteiligt», betonte der Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Wassyl Maljuk, in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Diese Drohnen seien gegen die Brücke zur Halbinsel Krim, das russische Landungsschiff «Olenogorski Gornjak» in der Bucht von Noworossijsk und den Tanker «SIG» vor der Krim eingesetzt worden. Die Boote, die im Juli die Krim-Brücke angriffen, trugen den Namen «Seebaby» und hatten den Angaben nach 850 Kilogramm Sprengstoff an Bord. Seit dem Angriff ist ein Teil der Straßenbrücke zur Reparatur gesperrt. Videos der Attacke veröffentlichte der SBU und stellte sie auch dem USA-Fernsehsender CNN zur Verfügung.

Ukraine meldet Rückeroberung von Uroschajne im Süden

Bei ihrer Gegenoffensive im Süden brachte die ukrainische Armee brachte nach eigenen Angaben das tagelang umkämpfte Dorf Uroschajne vollständig unter Kontrolle. «Uroschajne ist befreit», schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch im sozialen Netzwerk Telegram. Militärische Angaben zu Veränderungen an der Front lassen sich oft nicht sofort bestätigen. Experten analysieren die Bewegungen aber mit Hilfe von Fotos oder Videos aus dem Kampfgebiet. Uroschajne im Gebiet Donezk ist einer der Punkte, an denen die ukrainische Armee am weitesten in die verminten russischen Verteidigungslinien vorgedrungen ist.

Russland begrüßt neuen deutschen Botschafter mit Vorwürfen

Der neue deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, wurde unterdessen vom russischen Außenministerium mit heftigen Vorwürfen gegen Deutschland begrüßt. Der bisherige FDP-Bundestagsabgeordnete übergab am Mittwoch in Moskau im Außenministerium sein Beglaubigungsschreiben. Dabei habe die russische Seite den «konfrontativen und unfreundlichen Charakter» der deutschen Politik in den bilateralen Beziehungen bemängelt, teilte das Ministerium mit. Die antirussische Politik Deutschlands mache jahrzehntelange Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zunichte; es herrsche eine «unvernünftige Russophobie».

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 gegen die Ukraine hat Deutschland die Beziehungen zu Russland stark eingeschränkt, den Import von Gas gestoppt und trägt internationale Sanktionen mit. Das russische Außenministerium nannte gegenüber Lambsdorff die deutsche Unterstützung für die Ukraine und Waffenlieferungen gefährlich. Lambsdorff sagte in einem am Mittwoch ausgestrahlten ZDF-Interview, die politische Lage sei enorm schwierig, und die Ansichten über die Ukraine «könnten gar nicht unterschiedlicher sein».

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