Als die Räder noch Schlachtrösser waren und wir noch Großväter hatten, die vom 70er Krieg erzählten, da waren Räder noch stählerne Kolosse und Radler noch richtige Kerle. Eines muss ich allerdings ex post und zerknirscht zugeben: Mit Gang macht’s noch mehr Spaß. Damals aber hatte ich meine Erleuchtung: Nach 14 Tagen allein unterwegs, was für einen 15-jährigen Knaben schon eine existenzielle Grenzerfahrung darstellte, schienen die Serpentinen nicht enden zu wollen – der Schweiß lockte die dazugehörigen spanischen Schmeißfliegen, ich hielt mit einer Hand den Lenker, mit der anderen drosch ich auf die Viecher ein und dachte bei jeder Kurve: Dies muss die letzte sein. Als nach etwa 97 gefühlten Wendungen zwischen dem dürren Berggrün und dem grauen Stein das azurene Meer erstmals durchschimmerte, habe ich zum ersten Mal die Farbe des Atlantiks wirklich gesehen – gerochen, gehört, gespürt. Kein Vergleich zum bekannten Fast-Foot-Erlebnis mit der Seilbahn oder dem „rein in den Flieger, raus auf Kuba“ – kein Katalogblau, sondern eine lebensechte Farbe, die Glück verhieß. Zen, oder die Kunst, eine Landschaft neu zu entdecken. Seitdem weiß ich: Die Zeit der großen Entdeckungen ist vorbei, da jede Destination allzeit erreichbar, da jede Oase schon in einem Neckermann-Prospekt abgebildet ist. Zu entdecken bleibt nur noch, was achtlos auf dem Weg links liegen gelassen wird – Albanien, Nordkorea vielleicht. Und vor allem: die Details am Wegrand, an denen wir vorbeirauschen, weil wir den falschen Reisegöttern hinterher hetzen.
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