Görlitz (ots) – Vor 25 Jahren vereinten sich Görlitz und Zgorzelec zur Europastadt Görlitz/Zgorzelec. Durch die einstigen Stadtväter wurde mit der Proklamation der Grundstein für das Zusammenwachsen der deutsch-polnischen Zwillingsstadt gelegt. Mit ihrer gelebten Partnerschaft diesseits und jenseits der Neiße zeigen die Menschen der Europastadt, wie wichtig diese weitblickende Entscheidung am 5. Mai 1998 war.
Zahlreiche gemeinsame Projekte wurden in den 25 Jahren entwickelt, unzählige freundschaftliche Kontakte bis weit in den privaten Bereich kennzeichnen das tägliche Miteinander. Wie das beispielhafte Zusammenwachsen in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec funktioniert, zeigen vor allem die Vereine, wie der Kulturbrücken e V., der Meetingpoint Memory Messiaen e. V., der Europamarathon Görlitz e. V. und viele weitere, die mit ihren Ideen und fest integrierten Veranstaltungen und Aktionen das Leben beider Städte bereichern.
Entlang der deutsch-polnischen Grenze gelten die Kontakte für eine Stadt mit zwei Nationen als beispielhaft. Die Stadträte treffen sich seit 1991 alljährlich zu einer gemeinsamen Sitzung, abwechselnd in Görlitz und Zgorzelec. Regelmäßig tagt die Koordinierungskommission mit Vertretern beider Verwaltungen, um aktuelle Fragen oder geplante Projekte zu besprechen. Dazu zählt auch das Vorhaben, die Bürger in der Doppelstadt bis Ende 2030 klimaneutral mit Fernwärme zu versorgen.
Erst Anfang 2023 wurde ein einheitlicher Tarif für den grenzüberschreitenden Nahverkehr eingeführt. Mit dem Europastadt-Ticket können Busse und Bahnen inzwischen beiderseits der Neiße genutzt werden. Bereits seit 2002 gibt es am Görlitzer Augustum-Annen-Gymnasium eine bilinguale Klasse, in der deutsche und polnische Schüler ab der siebten Klasse zusammen lernen.
In der “Kindermiasto Zgorlitz” kommen aller zwei Jahre Mädchen und Jungen aus beiden Ländern zusammen, um für zwei Wochen ihre eigene Stadt (polnisch: miasto) zu gestalten. Träger des Projektes ist der Görlitzer Verein Meetingpoint Memory Messiaen, der sich sehr vielfältig für grenzüberschreitende Bildungs- und Erinnerungsarbeit engagiert, etwa auf dem Gelände des früheren Kriegsgefangenenlagers Stalag VIIIa in Zgorzelec. Der französische Komponist Olivier Messiaen (1908 – 1992) hatte dort am 15. Januar 1941 sein “Quartett auf das Ende der Zeit” uraufgeführt – zusammen mit drei Mitgefangenen. Bei den Internationalen Messiaen-Tagen erklingt das berühmte Werk immer zu Beginn jedes Jahres an diesem denkwürdigen Ort.
Die wechselhafte Geschichte der Zwillingsstädte lässt sich mit Hilfe einer App und eines virtuellen Stadtplans grenzüberschreitend erkunden. Unter www.pfade-goerlitz.eu stehen sechs thematische Routen zur Auswahl. Sie widmen sich unter anderem Brücken, Museen sowie Krieg und Gefangenschaft. Eine Station auf dem Geschichtspfad zu jüdischen Spuren ist die katholische St- Bonifatius-Kirche in Zgorzelec, denn seit 1939 befindet sich darin die Orgel aus der Görlitzer Synagoge. Diese wiederum kann inzwischen als Kulturforum besichtigt werden. Nach langjähriger Restaurierung war das prachtvolle Denkmal 2021 wiedereröffnet worden.
Am historischen Pfad zu Kultur im Wandel liegt das heutige Städtische Kulturhaus von Zgorzelec (Dom Kultury). Ein Besuch des mächtigen Kuppelbaus, der 1902 als Oberlausitzer Gedenkhalle eröffnet wurde, lässt sich mit einem Spaziergang entlang des neugestalteten Ufers in der polnischen Stadt verbinden. Dabei gibt es grenzenlos auch kulinarisch einiges zu entdecken. Zahlreiche Gaststätten östlich und westlich der Neiße laden zur Einkehr ein, um traditionelle Gerichte mit Einflüssen der schlesischen, sächsischen und polnischen Küche zu genießen. Das gelebte Miteinander in der Europastadt zeigt sich auch darin, dass gerade auf deutscher Seite viele Hotels, Restaurants, Geschäfte und Institutionen polnische Muttersprachler beschäftigen.
Die Altstadtbrücke steht symbolisch für die Verbindung von Görlitz mit Zgorzelec – ein idealer Standort, um das Flair der Europastadt auf sich wirken zu lassen. Unbeschwert wechseln Spaziergängerinnen und Radfahrer die Seiten. Menschen schlendern über den Fluss oder verweilen für ein Foto, um das herrliche Panorama mit der imposanten Peterskirche festzuhalten. Kaum vorstellbar, dass der Weg jahrzehntelang da unterbrochen war, wo die bedeutende Ost-West-Handelsstraße Via regia die Neiße überquerte.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört, entstand die älteste Verbindung von Görlitz als moderne Konstruktion neu. 2004 wurde die wiederaufgebaute Altstadtbrücke an historischer Stelle übergeben. Das Bauwerk steht symbolisch für die Annäherung in der seit 1945 geteilten Stadt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit gipfelte darin, dass sich Görlitz und das benachbarte Zgorzelec vor nunmehr 25 Jahren zur Europastadt erklärten.
Bürgerfest am 13. Mai
Die Europastadt Görlitz/Zgorzelec setzt ein Zeichen für ein friedliches Miteinander und das Zusammenwachsen in Europa und feiert das 25. Jubiläum der Proklamation mit einem Bürgerfest. Am Fuße der Altstadtbrücke zwischen der Vierradenmühle und der Uferstraße wird es am 13. Mai 2023 von 13 bis 20 Uhr ein Bühnenprogramm, eine Vereinsmeile und ein Angebot mit kulinarischen Köstlichkeiten geben. Verschiedene Persönlichkeiten aus der Europastadt Görlitz/Zgorzelec werden bei der “Europastadt-Talkrunde” zu Wort kommen, u.a. Ministerpräsident Michael Kretschmer, Oberbürgermeister Octavian Ursu, Radoslaw Baranowski, stellv. Bürgermeister von Zgorzelec, Miroslaw Fiedorowicz und Prof. Rolf Karbaum, Stadtoberhäupter a. D., Prof. Alexander Kratzsch, Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz, Agnieszka Spirydowicz, Zklaster Zgorzelec.
Anlässlich des Bürgerfestes findet um 14.30 Uhr ein geführter Rundgang durch die Europastadt statt. Teilnehmende erleben “eine Stadt in zwei Ländern” und erfahren, wie die Menschen zweier Nationen wieder zusammenwachsen und jede für sich ihren individuellen Charme behält. Tickets gibt es bei der Görlitz-Information.
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