Ratgeber

Weihnachtsmann-Glaube: Wann dem Kind die Wahrheit sagen?

Fürth (dpa/tmn) –

Bei einer Familie hinterlässt der Weihnachtsmann die Geschenke im Fahrstuhl – weil er es nicht mehr zu jeder Wohnung geschafft hat. Aber warum soll ihm das jedes Jahr passieren? Und der erste Zweifel bei den lieben Kleinen ist gesät: Ob es den netten Herrn mit Rauschebart und roter Zipfelmütze wirklich gibt?

Woanders fragt das jüngste Kind an Heiligabend zum dritten Mal: «Ich bin so gespannt, ob der Weihnachtsmann an meinen Wunsch gedacht hat?» Das nervt die große Schwester, die kurz vor der Bescherung die Bombe platzen lässt: «Man, den gibt’s doch gar nicht!» Peng!

Musste es das Kind so erfahren? Viele Eltern stehen in der Adventszeit vor der Frage, das Kind über die Existenz oder Nichtexistenz von Weihnachtsmann und Christkind lieber aufzuklären – bevor es in Kita oder Schule vielleicht noch ausgelacht wird, weil es daran glaubt. Oder sollte man es weiter «anlügen», obwohl es bereits skeptisch ist?

«Wenn das Kind beginnt, erste Zweifel zu äußern, kann es helfen, diesen Raum zu nutzen», sagt Diplomsozialpädagogin Dana Mundt im Interview und bestärkt so meist auch ratsuchende Eltern in der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke).

Frau Mundt, wann ist der «richtige» Zeitpunkt für die Wahrheit? 

Dana Mundt: Aus der bke-Elternberatung wissen wir, dass es nicht das «richtige» Alter gibt oder den «richtigen» Moment, der so für alle Familien gleich passt. Manche Kinder beginnen schon während ihrer Kitazeit recht früh nachzufragen, etwa: «Wie schafft das der Weihnachtsmann überhaupt, alles alleine in einer Nacht!»

Wenn ein Kind so fragt, können Eltern gut reagieren und auch direkt nachfragen: «Wie kommst du auf diese Frage? Und: «Was denkst du eigentlich, wie das gehen kann?» Sich an den Fragen oder Nachfragen der Kinder zu orientieren, ist dabei meist sehr hilfreich für das Gespräch und man merkt sofort, ob es das Kind nur gehört hat oder von selbst berechtigte Zweifel hegt. 

Einige Eltern berichten uns auch, dass sie es gespürt haben, wann ihr Kind sozusagen «bereit» war, etwa durch Nachfragen, wie: «Vielleicht ist der Weihnachtsmann gar nicht echt?»

Wie sage ich es dem Kind, ohne es zu verletzen?

Dana Mundt: In der Beratung ist zunächst Ziel des Gespräches, gemeinsam mit den Eltern herauszufinden, was Weihnachten für sie selbst als Kinder bedeutet hat und so zu helfen, eine Haltung dazu zu finden. Dann würde ich nachfragen, wie die Eltern ihr Kind aktuell einschätzen. Möchte ich es aufklären, um es bewusst zu schützen, bevor es ausgelacht wird? Oder reagiere ich nur, wenn mein Kind das Thema anspricht?

Gerade dann sollte man diese Fragen ernst nehmen und etwa sagen: «Weißt du, wie es bei mir war, als ich Kind war … Die Weihnachtsgeschichte war für mich immer so ein schöner Zauber – und den wollten wir dir auch gern mitgeben.» So können die Eltern erklären, was ihnen wichtig war und noch immer ist, etwa der Weihnachtszauber.

Erwähnen würde ich auch, dass man hofft, dass auch nach dem Eingeständnis es weiterhin so bleibt, Weihnachten in der Familie so schön zu begehen und wichtige Rituale zu pflegen – denn das verbinde. Schließlich sei Weihnachten mehr, als nur Geschenke auszupacken. 

Und wenn ich Angst habe, dass mir etwa ältere Geschwister zuvorkommen?

Dana Mundt: Gibt es ältere Geschwister, während jüngere noch an Weihnachtsmann oder Christkind glauben, kann es hilfreich sein, die älteren einzubeziehen. Ich würde etwa fragen: «Möchtest du mir helfen, dass der Zauber für deine kleine Schwester noch ein bisschen erhalten bleibt?» Dann fühlen sich die älteren Kinder auch gesehen und einbezogen.

Wenn Eltern Unterstützung benötigen – etwa beim Finden eigener Worte, beim Klären ihrer Haltung oder beim Umgang mit den Gefühlen des Kindes, können sie sich an die bke-Elternberatung wenden. Wir sind anonym und kostenfrei für sie da – ob schriftlich im Chat, Forum oder per Mailberatung.

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