Göttingen (dpa/tmn) – Egal, ob Sie das «pffft» gehört haben oder nicht – spätestens, wenn der Fahrradreifen platt ist, wird klar: Ein Loch ist im Schlauch. Doch wann lohnt es sich, das noch zu flicken? Und wann ist ein neuer Schlauch fällig?
«Theoretisch kann man einen Schlauch so oft flicken, bis er eine komplette zweite Schicht aus Flicken aufweist», sagt David Koßmann vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f). Doch ratsam sei das aus Gewichts- und Rollwiderstandsgründen nicht.
Allerdings hat Koßmann selbst auch Schläuche mit fünf oder sechs Flicken in Benutzung, wie er zugibt.
Als Faustregel gilt laut pd-f: Solange der Schlauch noch nicht spröde oder durchgewalkt ist oder das Loch nicht direkt am Ventil sitzt, lässt er sich gut reparieren. Und das kostet nicht viel Geld, allerdings erfordert es ein wenig Geschick.
Universalflickzeug gibt es schon für unter zehn Euro. Man kann aber auch spezielle Flicken für unterschiedliche Lochgrößen kaufen.
Klar: Wer nicht selbst Hand anlegen will, muss in eine Fahrradwerkstatt gehen. Diese dürfte aber in der Regel aus Kosten- und Gewährleistungsgründen einen neuen Schlauch einziehen. Ein neuer Schlauch kostet je nach Modell nur einige Euro, dazu kommen natürlich noch die Kosten für den Werkstattservice.
Flicken – so geht‘s
Je nach Übung dauert das Flicken ab rund fünf Minuten. Das Rad muss dafür in der Regel ausgebaut werden. Dann muss der Reifen einseitig von der Felge gehebelt und der Schlauch entnommen werden.
Wo sich das Loch versteckt, lässt sich am Luftstrom erkennen. Dazu den Schlauch wieder leicht aufpumpen und ihn zu Beispiel ans Ohr, an die Wange oder in einen Eimer mit Wasser halten.
Die ausgemachte Stelle raut man auf und bestreicht sie nach klassischer Methode mit Vulkanisiermittel. Sobald dieses leicht angetrocknet ist, wird der Flicken fest aufgedrückt. Moderne, selbstklebende Flicken klebt man ohne Vulkanisierung auf.
Wichtig: Auch den Reifen – manche sagen auch Fahrradmantel oder -decke dazu – außen und innen auf Fremdkörper wie Nägel, Dornen oder Scherben absuchen und diese entfernen, um nicht gleich den nächsten Platten zu provozieren.
Dann kann der geflickte Schlauch zurück in den Reifen. Tipp: Dafür den Schlauch vorher leicht aufpumpen, dann klemmt er sich nicht ein.
Rat für unterwegs: Gerade auf längeren Touren kann man mehrere Ersatzschläuche mitnehmen und im Pannenfall vor Ort einziehen. Die kaputten lassen sich dann zu Hause in Ruhe flicken.
Wohin mit dem kaputten Schlauch?
Nicht mehr zu retten ist ein lecker Schlauch, wenn ein kaputtes Ventil die Ursache für den Platten ist.
Auch bei manchen extraleichten Schläuchen kann man sich laut Koßmann die Mühe sparen: «Die lassen sich schwierig bis gar nicht flicken.» Statt aus herkömmlichem Butyl sind diese aus Latex oder thermoplastischem Polyurethan (TPU). «Sie kosten das Drei- bis Vierfache und wiegen ein Drittel bis Viertel. Darum werden sie auch eher von Sportlern genutzt und ich würde sie nur als sehr bedingt alltagstauglich beschreiben.»
Ist ein Schlauch durch, gehört er wie ein nicht mehr brauchbarer Reifen auch in den Restmüll. Allerdings kann man sie alternativ zu einem Fahrradladen bringen, sagt Koßmann. So könnte man zum Beispiel an Schlauch- und Reifenrecycling-Maßnahmen teilnehmen, wie sie zum Beispiel der Hersteller Schwalbe anbietet.
Nicht mehr auf dem Schlauch stehen mit Tubeless-Reifen
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann Schlauchlosreifen («Tubeless») montieren, in die sogenannter Dichtmilch gefüllt wird. Diese verteilt sich und verschließt die letzten kleinen Ritzen zwischen Felge und Reifen und dient im Falle kleiner Löchlein auch als Pannenschutz, indem sie diese während der Fahrt verschließt, erklärt Koßmann.
«Sie kann im Laufe eines Viertel- oder halben Jahres jedoch trocknen. Darum sollte sie etwa in diesem Turnus erneuert werden.» Auch ist diese Lösung nicht für jede Laufrad-Reifenkombination geeignet. Manche Reifen kommen schon ab Werk als «Tubeless-Ready».
So etwas hat seinen Preis: Bis zu rund 120 Euro für zwei solche Reifen muss man einplanen. Dazu kommen der Umbau und die regelmäßige Überprüfung der Dichtigkeit.
Es gibt auch Reifen komplett ohne Luft («Airless»), die etwa 85 Euro pro Stück inklusive Montage kosten. Die haben einen elastischen Kern aus Kunststoff wie man ihn aus den Sohlen einiger Sportschuhe kennt.