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Dubrovnik: Zwischen Massentourismus und historischem Charme

Viele Urlauber sind gut für das Geschäft. Zu viele trüben aber den Urlaubsgenuss - und die Lebensqualität der Einheimischen. Nicht nur Kroatiens Adria-Perle fragt sich: Wie viel ist zu viel?

Brütende Hitze liegt über den Plätzen und Gassen der Altstadt von Dubrovnik. Bei 33 Grad im Schatten bahnt sich eine schwitzende Menge von Touristen ihren Weg zwischen venezianischen Palästen, mittelalterlichen Kirchen und imposanten Stadtmauern. Einige laufen in Badekleidung, manche Männer mit freiem Oberkörper. Andere, die gerade ankommen oder abreisen, ziehen ihre Rollkoffer über die historischen Pflastersteine.

Der Bürgermeister und die Herausforderungen des Massentourismus

Bürgermeister Mato Frankovic steht im Gewimmel des Stradun, der Hauptstraße, die die beiden Stadttore der Altstadt verbindet. Die St.-Blasius-Kirche aus dem Jahr 1715 liegt gleich gegenüber. Frankovic, seit sechs Jahren im Amt, zeigt sich in Maßanzug und Krawatte als Stadtvater, der den Massentourismus in erträgliche Bahnen lenken will.

Ende Mai erregte er Aufmerksamkeit, als er in einem Interview ein Verbot von Rollkoffern in Dubrovnik ankündigte. Später kursierte die Falschmeldung, Urlauber müssten 265 Euro Strafe zahlen – tatsächlich wurde ein Rollkofferverbot nie beschlossen. Die Stadt empfiehlt lediglich, auf Rollkoffer zu verzichten.

Frankovic betont: „Nur ein Tourismus, der nachhaltig ist, hat eine Zukunft.“ Als er 2017 sein Amt antrat, legten gleichzeitig bis zu acht Kreuzfahrtschiffe an. Bis zu 25.000 Menschen drängten sich in der kleinen Altstadt, deren Stradun gerade mal 350 Meter lang ist. Die Stadt reagierte mit einer Begrenzung der Kreuzfahrtschiffe auf zwei gleichzeitig, längeren Liegezeiten und kontrollierten Busanreisen.

Regeln für Besucher

Die Stadt führt außerdem eine Kampagne unter dem Motto „Respektiere die Stadt“ gegen unschickliches Verhalten. Badekleidung in der Altstadt ist verboten, Strafen drohen, doch meist wird freundlich gebeten, ein Hemd anzuziehen. Autos sind verboten, Lieferungen erfolgen nur zu Randzeiten.

Dubrovnik: Historischer Charme trifft Moderne

Dubrovnik, früher Ragusa, war zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert eine wohlhabende Handelsmacht zwischen Venedig und dem Osmanischen Reich. Der mittelalterliche Stadtkern mit gotischen, Renaissance- und Barock-Bauten, engen Gassen und steilen Klippen am Meer bietet ein einzigartiges Erlebnis. Durch die Dreharbeiten der Kultserie Game of Thrones lockt die Stadt auch viele junge Fans an.

Perspektiven der Einheimischen

Damir Mesovic, selbstständiger Reiseleiter, lebt seit über 30 Jahren in Dubrovnik. Er sieht die Begrenzung von Kreuzfahrtschiffen und Bussen sowie den Appell zu respektvollem Verhalten positiv, kritisiert aber ein Rollkofferverbot: „Wie sollen Gäste schwere Koffer über 250 Meter schleppen?“

Nebojsa Stojcic, Professor für Ökonomie, hat die Maßnahmen untersucht: Die Lenkung der Touristenströme führt zu einer gleichmäßigeren zeitlichen Verteilung, ist aber keine langfristige Lösung. Ein nachhaltiger Ansatz ohne ständiges Wachstum, so Stojcic, wird künftig unvermeidlich sein.

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