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Komet am Golf von Lion

Von oben betrachtet sieht Gruissan aus wie ein Komet, der dabei ist, seinen Schweif zu verlieren: ein Stern mit nur wenigen Zacken im weiten Meer des schwarzen Alls. Und tatsächlich hat der ehemals bedeutende Hafen, von dem aus die Fischer die Küsten Spaniens und Algeriens ansteuerten, an Glanz verloren. Überragt von der Tour Barberousse, einer mittelalterlichen Burgruine, fristet das Städtchen ein beschauliches Dasein – gestört nur von den Touristen, die in der neuen Feriensiedlung Anker geworfen haben.

Die Burgruine wacht über Gruissan.

Gruissan
Einwohner: 4.267 (Großraum Coursan 20.238)
Tourist-Info: Boulevard du Pech-Meynod, www.gruissan-mediterranee.com
Wassersport: Centre Nautique, Segel- Surf- und Strandsegelkurse für Anfänger und Fortgeschrittene von März bis November, 9 bis 19 Uhr, mit Geräteverleih. Étang de Mateille, Telefon: (033-4) 68 49 88 31, www.gruissan-Windsurf.com
Fischen: Gruissan Thon-Club. Werden Sie Zeuge des Hochseefischens von Haien, Thun- und Schwertfischen mit dem Schleppnetz. Mitte Juni bis Mitte Oktober, Abfahrt je nach Wetterlage 7 Uhr, Rückkehr 19 Uhr. Quai des Palmiers, Fon: (0033-4) 68 49 14 41
Salzernte: Salins de l’Île St-Martin, Auf einer Länge von 35 Kilometern fließt Meerwasser durch die Salinen, deren Salz im September geerntet wird. Besichtigung der Salinen und des Freiluftmuseums März bis September ab 9.30 Uhr. Route de l‘Ayrolle, Fon: (0033-4) 68 49 59 97

Die Geschichte der maritimen Gegend lässt sich bis Pepin dem Kurzen zurückverfolgen, der 768 dem Bischof von Narbonne das Recht zur Seefahrt und Salzgewinnung verleiht. Weiter aufwärts geht es mit der Region, als Karl der Kahle 864 der Narbonner Kirche die Hälfte der Steuern auf Handel zu Land und Wasser zuteilt.

Der Name der Burg Gruissan wird 1084 bei einem Richterspruch erstmals erwähnt. 1247 werden die Bauarbeiten für den noch heute stolzen Turm auf Betreiben Bischof Guillaumes de Broa abgeschlossen.

Angst vor den Seeräubern
Die tiefsitzende Angst vor Seeräubern hat eine Legende beflügelt, der zufolge ein berühmter ottomanischer Pirat den runden Turm vor dem Jahr 1000 erbaut habe – dieser ist jedoch zweifelsfrei 300 Jahre älter. 1296 tritt die Kirche als alleinige Besitzerin der Burg und Lehensherrschaft in Erscheinung.

1582 spielt Gruissan als militärische Festung eine wichtige Rolle während der Religionskriege. Ab 1597 benutzen die Bewohner des Ortes die Steine der inzwischen bedeutungslosen Burg zum Häuserbau. 1948 wird der Ort unter Denkmalschutz gestellt.

Gruissan-Village ist der historische Stadtkern, dessen Häuser sich kreisförmig um die alte Burganlage und die Kirche Assomption de Notre-Dame aus dem 13. Jahrhundert winden. Erst im 19. Jahrhundert entstand für die Sommerfrischler der Vorort Gruissan-Plage mit sehenswerten Pfahlbauten (pilotis) auf den sich noch immer ausbreitenden Schwemmsandflächen.

Kulisse für Betty Blue

Hafen von Gruissan.

Diese Stelzenkonstruktionen dienten 1986 als Kulisse für Jean-Jacques Beineix‘ Film Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen (mit Béatrice Dalle). Komödienstar Pierre Richard („Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“) unterhält in der Nähe sein Weingut, das Besuchern ganzjährig offensteht – wie alle Rebflächen der Gemeinde sind die Produkte mit der Herkunftsbezeichnung Corbières ausgezeichnet.

Der moderne Yachthafen, Gruissan-Port, entstand in den 1970er Jahren als Zugeständnis an die Gepflogenheiten des Luxus-Tourismus. Gänzlich in der Hand der Spaßurlauber befindet sich Gruissan-Les Ayguades, etwas außerhalb vom Zentrum am Étang de Mateille, einer der vielen Lagunen rund um Gruissan.

Piratenpark für Spaßurlauber

Restaurant
Lamparo: Im schlicht, aber nautisch eingerichteten Speisesaal am Kai sind Fischgerichte naturgemäß Spezialität Nummer eins. Die Tartare de thon et morue fraîche, concassé de tomate et d`avocat: ein Gedicht! Der Seewolf auf Auberginen, Zucchini, Kürbis und Couscous sowie „Le poisson du marché en découverte“ auf Selleriepüree mit Scampi, Kartoffeln, Muscheln, Zuckerschoten und Gemüsebeet: ausgezeichnet! Das Truffé aux deux chocolats (spécialité du chef) ist ein auf der Zunge zerschmelzender Nougat. Die Île flottante préparée par nos soins ein Eierschaum auf Vanille-Rumsauce – der Geschmack ist solàlà, aber die Konsistenz witzig. J-F Edelmann, 4, rue Amiral Courbet, 11430 Gruissan Village, in der Nebensaison Mo und Di geschlossen.

Sowohl zugereiste Franzosen als auch einige Deutsche haben die Satellitenstadt mit Ferienhausanlagen und kleinem Einkaufszentrum zu ihrem Hauptwohnsitz gemacht.

Dieser Abschnitt von Gruissan ist zusammen mit den Nachbarorten Narbonne-Plage und Saint-Pierre-la-Mer zu einem Touristenmoloch am Golfe du Lion gewachsen – mit weiterem Einkaufszentrum und dem überflüssigen Vergnügungspark Pirat` Parc.

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